Nach dem Ausstieg der USA aus dem INF-Vertrag reagiert Russland mit Drohungen in Richtung Amerika. "Wenn sich die amerikanische Seite aus dem INF-Vertrag zurückzieht, behält sich Moskau das Recht vor, entsprechend zu reagieren", sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau.
Russland droht der US-Regierung mit Konsequenzen, falls sie aus dem INF-Vertrag zum Verzicht auf atomare Mittelstreckenwaffen aussteigt. "Wenn sich die amerikanische Seite aus dem INF-Vertrag zurückzieht, behält sich Moskau das Recht vor, entsprechend zu reagieren", sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskaus, Maria Sacharowa, russischen Medien zufolge - ohne konkrete Maßnahmen zu nennen. Es sei Teil des amerikanischen Konzepts, möglichst viele internationale Abkommen zu brechen und aufzukündigen.
Zugleich wies die Sprecherin die Forderung zurück, alle Waffensysteme vom Typ 9M729 zu vernichten. Sacharowa sagte: "Sollen wir einfach so alles zerstören. Ich verstehe, das ist ein starker Wunsch - und nicht nur von unseren Freunden auf der anderen Seite des Ozeans, sondern auch von einigen Pazifisten in unserem Land."
USA sollen Beweise liefern
Sie forderte abermals von den USA Beweise für die Anschuldigungen vorzulegen, den Vertrag gebrochen zu haben: "Könnten Sie uns außer Ihren Tweets weitere Beweise dafür liefern, wie es geschah? Es gibt keinen einzigen Beweis - kein Satellitenbild, keine Aufnahmen."
Die USA hatten am Freitag offiziell erklärt, aus dem Abkommen auszusteigen. Bis es endgültig ausläuft, bleiben - zumindest theoretisch - sechs Monate Zeit für eine mögliche Beilegung des Streits.
Die USA und die Nato werfen den Russen seit langem vor, mit ihren Raketen vom Typ 9M729 (Nato-Code: SSC-8) gegen die Vorgaben des Vertrags zu verstoßen. Die Raketen sollen nach Angaben aus den USA mindestens 2600 Kilometer weit fliegen können und wären damit in der Lage, nahezu alle Hauptstädte in Europa zu treffen. Die russische Regierung weist die Vorwürfe zurück und versichert, die Reichweite der 9M729 liege knapp unter 500 Kilometern, was vertragskonform wäre.
Rüstungswettlauf befürchtet
Bei einem endgültigen Aus des Vertrags befürchten Experten einen neuen und hochgefährlichen Rüstungswettlauf. Die Frontfrau der Demokraten im US-Repräsentantenhaus, Nancy Pelosi, warf der Trump-Administration vor, mit der Vertragskündigung ein Wettrüsten zu riskieren und die internationale Stabilität zu untergraben.
Für Europa ist die Aufkündigung des Vertrags brisant, weil diese wohl eine Diskussion über atomare Aufrüstung in Europa nach sich ziehen wird. Nach Auffassung von Militärs ließen sich nämlich nur so langfristig ein strategisches Gleichgewicht und Abschreckung sichern.
Polen forderte direkt amerikanische Atomraketen in Europa. §Es liegt in unserem europäischen Interesse, dass amerikanische Truppen und Atomraketen auf dem Kontinent stationiert sind", sagte der polnische Außenminister Jacek Czaputowicz dem Magazin "Der Spiegel".
Merkel steht hinter USA und hofft auf Frist
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bereits kurz vor der Ankündigung der USA betont, man wolle auch nach einer Aufkündigung des Vertrages alles tun, um die verbleibende sechsmonatige Frist für Gespräche mit Moskau zu nutzen. Russland habe den Vertrag verletzt, deswegen müsse man mit Moskau weiter reden. Auch Außenminister Heiko Maas (SPD) gab Russland die Schuld für das Scheitern des INF-Vertrags.
(dpa/af)
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