Bei den Protesten im rheinischen Braunkohlerevier sind Aktivisten auf das Gelände des Tagebaus Garzweiler vorgedrungen. Sie protestieren für einen sofortigen Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohle. Dutzende blockieren zudem Bahngleise zum Kohletransport. Die Polizei hat alle Hände voll zu tun.

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Nach dem Sturm mehrerer Hundert Klimaschützer in den Braunkohle-Tagebau Garzweiler war die Polizei bis zum frühen Sonntagmorgen im Dauereinsatz. Vielfach wurden Aktivisten von dem RWE-Betriebsgelände entfernt, während einige von ihnen nach offiziell unbestätigten Angaben ihres Bündnisses Ende Gelände auch auf dem Gelände festgehalten wurden. Die Polizei war zu einer Stellungnahme in der Nacht nicht erreichbar.

Der kürzlich ins EU-Parlament gewählte Michael Bloss (Grüne) twitterte, dass festgehaltene Menschen zusammenbrechen würden, weil sie nicht mit Nahrung und Getränken versorgt würden.

Die Polizei dementierte diesen Vorwurf auf Twitter, die festgehaltenen Personen erhielten vielmehr "seit Stunden" eine Versorgung mit Getränken. Zudem warnte die Polizei Nordrhein-Westfalen davor, die Abbruchkante im Tagebau hochzuklettern. Dort bestehe Lebensgefahr.

Viele Beteiligte gehören zum Bündnis Ende Gelände, das mit Aktionen des zivilen Ungehorsams für einen sofortigen Kohleausstieg in Deutschland und für Klimagerechtigkeit weltweit eintritt.

Keine Angaben zu verletzten Aktivisten

Hunderte Demonstranten hatten am Samstag laut Polizei teils mit Gewalt Sperren durchbrochen, dabei wurden acht Polizisten verletzt. Die Beamten setzten ihrerseits Pfefferspray ein. Die Kohlegegner von Ende Gelände prangerten via Twitter "Polizeigewalt" an.

Über verletzte Aktivisten machte die Polizei in der Nacht keine Angaben, ebenso wenig wie über die Zahl in Gewahrsam genommener Menschen. Allerdings berichtete sie über eine versuchte "Gefangenenbefreiung" im Tagebau Jackerath und rief die überwiegend in weiße Papier-Overalls gekleideten Demonstranten auf, friedlich und kooperativ zu sein.

Am Nachmittag blockierten Ende-Gelände-Aktivisten nach Angaben der Polizei die Hambach-Bahn. Auf der Strecke wird Kohle abtransportiert. Eine weitere Bahnstrecke (Nord-Süd) wurde bereits seit Freitagabend besetzt.

Mehr als 6000 Aktivisten waren nach Angaben der Bündnis-Sprecherin Kathrin Henneberger am Samstag im Kohlerevier: "Wir haben an vielen Stellen blockiert. Damit haben wir ein deutliches Zeichen gesetzt: Für den Klimaschutz muss jetzt etwas passieren."

RWE hatte nach Angaben eines Sprechers zunächst vier von sechs Produktionseinheiten inklusive Baggern aus Sicherheitsgründen gestoppt.

Alle Altergruppen bei "Fridays For Future"

Zuvor am Samstag hatten sich einem Protestmarsch der Klimaschutzbewegung Fridays For Future am Vormittag auch Familien und ältere Menschen angeschlossen. Die Organisatoren sprachen von 8000 Teilnehmern bei den störungsfreien Aktionen.

Im Kampf gegen die drohende Klimakatastrophe warnen Wissenschaftler: Der Ausstoß von Treibhausgasen etwa aus der Verbrennung von Kohle und Öl müsste viel stärker und schneller reduziert werden. Aber die Zusagen aller Länder weltweit reichen zurzeit bei weitem nicht, um das Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Danach soll die Erderhitzung möglichst auf 1,5 Grad begrenzt werden.

Diese ist voll im Gang: Schon jetzt hat sich die Erde nach Befunden des Weltklimarats IPCC um rund ein Grad aufgeheizt seit der vorindustriellen Zeit um 1750. Geht es weiter wie bisher, ist sie Ende dieses Jahrhunderts wohl gut drei Grad wärmer. Zu den fatalen Folgen gehören je nach Region mehr Hitzewellen, längere Dürren sowie mehr Stürme, Starkregen und Hochwasser. (kad/dpa)

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