In Afghanistan beklagt eine Journalistenorganisation ein erneutes Vorgehen der herrschenden Taliban gegen Medienunternehmen. Die Islamisten hätten die Schließung von zwei privaten Fernsehsendern angeordnet, berichtete am Mittwoch der afghanische Journalistenverband AFJC. Die von den Taliban kontrollierte Nachrichtenagentur Bachtar begründete den Schritt mit "Verstößen gegen journalistische Prinzipien" und "Vernachlässigung nationaler und islamischer Werte". Über eine eventuelle Wiedereröffnung der Sender entscheide ein Gericht.
Einer der beiden Sender, Barya TV, gehört dem berüchtigten "Warlord" und ehemaligen Ministerpräsidenten Gulbuddin Hekmatjar. Der andere Sender, Noor TV, untersteht dem früheren Außenminister Salahuddin Rabbani.
Immer wieder gehen die Taliban seit ihrer erneuten Machtübernahme im August 2021 gegen Journalisten und Medienunternehmen vor. Anfang des Jahres hatten sie Medien im Osten des Landes den Kontakt zu Mädchen verboten. Für Aufsehen hatte außerdem die vorübergehende Schließung eines Frauenradios in der nördlichen Provinz Badachschan vor rund einem Jahr gesorgt.
Insgesamt kam es nach Angaben des Journalistenverbandes im vergangenen Jahr in Afghanistan zu mindestens 168 Fällen, bei denen Rechte von Journalisten verletzt worden sind. So habe es auch 61 Festnahmen gegeben. Auch Menschenrechtsorganisationen beklagen Einschränkungen der Pressefreiheit unter den Taliban. © dpa
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