Angesichts der anhaltenden Bauernproteste in Europa sieht Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir eine Chance für grundlegende Reformen in der EU-Agrarpolitik. Durch die Proteste habe sich ein Zeitfenster eröffnet, das für lange fällige Reformen genutzt werden sollte, sagte der Grünen-Politiker am Montag vor einem Treffen der EU-Agrarministerinnen und -minister in Brüssel. "Überall, wo Bauern protestieren, gibt es sehr viel Zustimmung, sehr viel Sympathie."
Die Bauernproteste zeigten nicht nur in Deutschland, sondern der gesamten EU, dass sich viel Wut über nicht gehaltene Versprechen angestaut habe, sagte
Ein durchschnittlicher Landwirt verbringe ein Viertel seiner Zeit am Schreibtisch. "Das muss dringend runter. Weg mit überbordender Bürokratie, Konzentration aufs Wesentliche. Feldarbeit statt Papierarbeit ist das Motto der Stunde", sagte der Minister. Dabei könne etwa die Digitalisierung genauso helfen wie weniger überflüssige Berichtspflichten. Die Politik der Vergangenheit habe zu einem Strukturbruch geführt. Kleinere Betriebe seien aus dem Markt gedrängt worden. "Was wir jetzt deshalb brauchen, ist ein Umbau der Landwirtschaft. Die Chance ist jetzt da."
Özdemir sagte, er wolle Erträge auch in 10, 20 und 50 Jahren sichern. Den "Green Deal" abzuschaffen oder auszusetzen, helfe keinem Landwirt, sondern mache das Problem größer. Mit dem "Green Deal" will die EU bis 2050 klimaneutral werden. Die Strategie umfasst Maßnahmen in Bereichen wie Energie, Verkehr, Industrie oder Landwirtschaft. © dpa
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