Seit Wochen wird internationale Kritik an Israels Vorgehen im Gazastreifen laut. Doch die israelische Regierung weicht nicht von ihrem Kurs ab. Verteidigungsminister Galant sieht den Krieg als alternativlos und prophezeit seine weitreichenden Auswirkungen.

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Der Ausgang des Gaza-Kriegs wird nach Einschätzung des israelischen Verteidigungsministers Joav Galant das Leben der Israelis in den kommenden Jahrzehnten bestimmen. "Dies ist ein Krieg ohne Alternative", sagte Galant am Montag bei einer Ansprache zum Soldaten-Gedenktag in Israel.

"Dies ist ein Krieg, der weitergehen wird, bis wir unsere Geiseln zurückbringen, die Herrschaft der Hamas und ihre militärischen Fähigkeiten zerschlagen und dem Staat Israel sein Gedeihen und Schaffen und seinen Bürgern das Lächeln auf ihren Gesichtern zurückgeben."

Ziel sei es auch, dass rund eine Viertelmillion Israelis, die wegen des Kriegs die Grenzorte zum Gazastreifen und zum Libanon verlassen mussten, in ihre Wohnorte zurückkehren könnten.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete den Gaza-Krieg derweil Kampf um die Existenz Israels. "Bei dem Krieg geht es darum: Es sind entweder wir, Israel, oder sie, die Hamas-Monster", sagte Netanjahu am Montag bei der zentralen Zeremonie zum Soldaten-Gedenktag.

"Entweder Existenz, Freiheit, Sicherheit und Wohlstand oder Auslöschung, Massaker, Vergewaltigungen und Unterwerfung." Israel sei "entschlossen, in diesem Kampf zu siegen". Der Feind werde "weiter einen hohen Preis für seine bösartigen Taten zahlen".

Israel lässt Sirenen für gefallene Soldaten heulen

Israel gedachte am Montag seiner Kriegstoten. Mehr als 25.000 Soldaten und jüdische Untergrundkämpfer wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums seit 1860 getötet. Die Zählung beginnt mit der Einwanderung der Juden ins Gebiet des heutigen Israel, also lange vor der Staatsgründung 1948. Im Gedenken an die Toten heulten am Montagvormittag landesweit zwei Minuten lang die Sirenen.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das Massaker, das Terroristen der Hamas und anderer islamistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübten. Sie töteten 1.200 Menschen, nahmen 250 weitere als Geiseln und verschleppten sie in den Gazastreifen.

Im folgenden Krieg wurden nach palästinensischen Angaben rund 35.000 Palästinenser getötet, wobei die unabhängig kaum zu verifizierende Zahl nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern unterscheidet.

Nach Angaben des israelischen Verteidigungsministeriums sind seit dem 7. Oktober mehr als 700 israelische Sicherheitskräfte getötet worden, darunter nach Militärangaben 620 Soldaten. Dies schließt die am Tag des Massakers selbst Getöteten und die während der Bodenoffensive Gefallenen ein, die drei Wochen später begann.

Kritik an geplanter Offensive in Rafah

Israels Armee hatte zuletzt mit dem Einsatz von Bodentruppen in der an Ägypten grenzenden Stadt Rafah im Süden Gazas begonnen. International steht die Regierung von Ministerpräsident Netanjahu wegen der Pläne für eine groß angelegte Offensive in der Stadt in der Kritik.

Nicht nur Hilfsorganisationen befürchten, dass eine Ausweitung der Offensive dazu führen könnte, dass Hunderttausende Zivilisten zwischen die Fronten geraten. In Rafah befinden sich mehr als eine Million Menschen, die zu großen Teilen aus anderen Teilen des Gazastreifens geflohen sind.

Die USA, Israels wichtigster Verbündeter, drängen seit Wochen darauf, von einer großangelegten Offensive in Rafah abzusehen. US-Präsident Joe Biden drohte zuletzt sogar mit der Beschränkung von Waffenlieferungen. (dpa/thp)

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