Großbritannien hat verärgert auf Aussagen des irischen Premierministers Leo Varadkar zu einer Wiedervereinigung seines Landes mit dem britischen Nordirland reagiert.

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Die Einlassung sei "nicht hilfreich" gewesen und habe unter Anhängern der Union mit Großbritannien für Unruhe gesorgt, sagte Nordirland-Minister Chris Heaton-Harris am Montag in Belfast. Dort traf er sich mit Varadkar und EU-Vizekommissionspräsident Maros Sefcovic, um offiziell den Startschuss für ein Förderprogramm für die frühere Bürgerkriegsregion und angrenzende irische Grafschaften zu geben.

Der konservative irische Regierungschef hatte vor einigen Tagen betont: "Ich glaube, wir sind auf dem Weg zur Vereinigung, ich glaube, dass es ein vereintes Irland zu meinen Lebzeiten geben wird." In Belfast verteidigte sich Varadkar. Es sei offenbar nie der richtige Zeitpunkt für das Thema. "Deshalb frage ich: Wann ist der richtige Zeitpunkt?"

Varadkar mahnte, mehr auf die Sorgen der Wiedervereinigungsgegner zu hören. "Wir im Süden müssen viel mehr darüber reden, was wir tun würden, um sicherzustellen, dass sie sich einbezogen und gewollt fühlen, dass sie sich für ein geeintes Irland einsetzen und nicht dagegen stellen", sagte er.

Nordirland hat einen langen Bürgerkrieg hinter sich. Damals kämpften überwiegend Katholiken, die sich eine Vereinigung Nordirlands mit der Republik Irland wünschten, gegen meist protestantische Anhänger der Union mit Großbritannien, Polizei und britisches Militär. Inzwischen stellen die Katholiken die größte Bevölkerungsgruppe. Eine Vereinigung per Volksabstimmung, wie es im Karfreitagsabkommen von 1998 vorgesehen ist, scheint daher mittelfristig möglich.

Das Friedensförderprogramm in Höhe von 1,14 Milliarden Euro, das zu einem Gutteil von Großbritannien finanziert wird, soll Projekte für Frieden und Wohlstand fördern. "Peace Plus" war bereits vor längerem angekündigt worden und ist für die Jahre 2021 bis 2027 ausgelegt.  © dpa

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