Die Linke ist nach der Abspaltung des Flügels um Sahra Wagenknecht angeschlagen. Vor der Europawahl und den Landtagswahlen im Osten verliert die Partei nun mit Geschäftsführer Tobias Bank einen wichtigen Funktionär.

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Linken-Geschäftsführer Tobias Bank hat wegen Streits über die Ausrichtung der Partei seinen Rücktritt zum 1. Februar eingereicht. "Der aktuelle Kurs, fast alles auf Bewegungen außerhalb von Parlamenten sowie auf städtische Milieus zu konzentrieren und Wahlergebnisse scheinbar nicht mehr als Maßstab für politischen Erfolg zu sehen, ist nicht mein Verständnis von Politik", schrieb Bank an die Parteimitglieder.

Bank: nicht weiter Verantwortung übernehmen

"Unter diesen Bedingungen möchte ich nicht weiter Feigenblatt eines vermeintlichen innerparteilichen Meinungspluralismus sein", fügte er hinzu. "Daher kann ich auch nicht weiter Verantwortung für die bevorstehenden Herausforderungen für Die Linke übernehmen." Er hege keinen Groll. Mitgliederversammlungen hätten ihm gezeigt, dass "die Linke nicht verloren ist und der nächste Bundesparteitag eine Kurskorrektur vornehmen kann."

Die Linke ist durch schlechte Wahl- und Umfrageergebnisse und die Abspaltung des Flügels um die Bundestagsabgeordnete Sahra Wagenknecht schwer angeschlagen. Nun verliert sie zu Beginn eines Jahres, in dem die Europawahl und drei Landtagswahlen anstehen, einen wichtigen Parteimanager aus dem engsten Führungszirkel, nominell die Nummer drei hinter den beiden Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan.

Parteiinterne Kritik an Tobias Bank

Parteiintern gab es Kritik an Bank. Er sei als Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter schlicht überfordert, hieß es aus Parteikreisen. Nach SPIEGEL-Informationen gab es erhebliche Spannungen zwischen Bank und der Parteizentrale, dem Karl-Liebknecht-Haus.

Wissler und Schirdewan äußerten Bedauern über den Rücktritt Banks, der erst seit 2022 Bundesgeschäftsführer war. "Die Herausforderungen in diesem Jahr sind groß, deshalb organisieren wir einen schnellen und reibungslosen Übergang, um gemeinsam Kurs auf die Europawahl zu nehmen", erklärten beide. "Als kommissarische Bundesgeschäftsführung schlagen wir dem Parteivorstand die stellvertretenden Parteivorsitzenden Katina Schubert und Ates Gürpinar vor."

Schubert und Gürpinar seien mit der Partei sehr vertraut, hätten viel organisationspolitische Erfahrung und erfolgreiche Wahlkämpfe organisiert. "Gemeinsam werden wir alles daran setzen, dass 2024 für die Partei ein Erfolgsjahr wird", erklärten die Vorsitzenden.

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