Die russischen Streitkräfte haben laut eigener Aussage in der Ostukraine ein weiteres Dorf erobert. Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes rechnet derweil mit einer Verschlechterung der Lage an der Front.
Die russische Armee hat nach eigenen Angaben erneut ein Dorf im Osten der Ukraine eingenommen. Die Siedlung Nowomychailiwka sei "vollständig befreit" worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Montag mit. Diese befindet sich rund 20 Kilometer von der Bergbaustadt Wuhledar entfernt, um deren Eroberung sich die russische Armee ebenfalls bemüht.
Von ukrainischer Seite wurde die Eroberung nicht bestätigt. Im Generalstabsbericht war von zurückgeschlagenen Angriffen die Rede. Ukrainische Militärbeobachter hatten den Ort aber bereits in der Nacht als russisch kontrolliert gekennzeichnet.
Militärgeheimdienst-Chef warnt vor "schwieriger Phase"
Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, sagte derweil, dass er "ab Mitte Mai" mit einer weiteren Verschlechterung der Lage an der Front rechne. "Wir werden nicht allzu sehr ins Detail gehen, aber es wird eine schwierige Phase geben, Mitte Mai und Anfang Juni", sagte er in einem Interview mit dem ukrainischen Dienst des britischen Senders BBC.
"Wir denken, dass uns in der nahen Zukunft eine eher schwierige Lage erwartet", fügte Budanow hinzu. Es werde aber "nicht katastrophal" werden. "Das Armageddon wird nicht eintreten, im Gegensatz zu dem, was derzeit viele sagen."
Die russische Armee befindet sich seit Monaten an verschiedenen Punkten der rund tausend Kilometer langen Frontlinie im Osten und Süden der Ukraine in der Offensive. Im Februar eroberte sie die Stadt Awdijiwka, nun nimmt sie die strategisch wichtige Stadt Tschassiw Jar ins Visier. Am Wochenende hatte das russische Verteidigungsministerium bereits die Eroberung des Dorfes Bogdaniwka nahe Tschassiw Jar gemeldet.
Kommt eine starke, russische Sommeroffensive?
Die ukrainische Armee leidet unter Munitionsmangel und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Soldaten. Für die kommenden Monate rechnet die Ukraine mit einer noch stärkeren russischen Sommeroffensive. Ende März hatte der Kommandeur der ukrainischen Landstreitkräfte, Olexander Pawljuk, gesagt, denkbar sei ein Szenario, bei dem 100.000 russische Soldaten kämpften.
Am Samstag hatte das US-Repräsentantenhaus nach monatelanger Blockade ein Hilfspaket im Umfang von rund 61 Milliarden Dollar (rund 57 Milliarden Euro) für die Ukraine auf den Weg gebracht. Am Dienstag muss noch der Senat über das Paket abstimmen, bevor es von US-Präsident Joe Biden in Kraft gesetzt werden kann.
Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren mit westlicher Unterstützung eine russische Invasion ab. Russland will dabei unter anderem das Gebiet Donezk vollständig erobern. (afp/dpa/mbo)
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