Wenn eine Krankheitswelle auf eine dünne Personaldecke trifft, bekommt jede Einrichtung Probleme. Der Grundschulverband hat nun vor lokalen Schließungen von Schulen gewarnt, auch die Kitas befinden sich in einer "prekären Lage".
Der Grundschulverband hat mit Blick auf die bundesweite Krankheitswelle in Deutschland vor lokalen Schulschließungen gewarnt. "Die personelle Lage in vielen Grundschulen im Lande ist auf Kante genäht und liegt teilweise unter dem errechneten Personal-Budget", sagte der Verbandsvorsitzende Edgar Bohn dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. "Komplette Schulschließungen kann und will ich mir nicht vorstellen, könnten jedoch in kleinen Einheiten durchaus die Folge sein." Einschränkungen in Form von Kürzungen im Stundenplan seien definitiv nicht auszuschließen.
Auch auf den Betrieb in den Kindertagesstätten wirkt sich die aktuelle Krankheitswelle spürbar aus, wie Branchenverbände berichten. "Bundesweit kämpfen aktuell viele Kitas mit einer hohen Zahl an Personalausfällen", sagte die Vorsitzende des Deutschen Kitaverbandes, Waltraud Weegmann, dem RND.
Reduzierte Öffnungszeiten in Kitas schon jetzt eher Regel als Ausnahme
Die Sprecherin der Arbeiterwohlfahrt (Awo), Jennifer Rotter, sprach von einer "prekären Lage" in den Kitas, die aufgrund der aktuellen Krankheitswelle nochmals verschärft werde. "Reduzierte Öffnungszeiten bis hin zu kurzfristigen Schließungen wegen fehlenden Personals sind derzeit fast eher die Regel als die Ausnahme", teilte sie auf RND-Anfrage mit. Laut Weegmann müsste die Fachkräfteproblematik rasch angegangen werden. "Eile ist geboten. Sonst haben wir keine Kita-Krise mehr, sondern einen vollständigen Kita-Kollaps."
Experten warnen schon länger vor der dem akuten Personalmangel in Kitas. 97 Prozent der Erzieher klagen über zu wenig Personal in ihrer Einrichtung. Bereits jetzt fehlen nach Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung 384.000 Kitaplätze, um die Wünsche der Eltern zu erfüllen. Die immer älter werdende Bevölkerung dürfte diesen Trend in den kommenden Jahren noch verschärfen.
Zu dieser konstanten Notlage kommen nun vermehrte Personalausfälle durch Krankheiten hinzu. Insgesamt geht das RKI für die Vorwoche von etwa 7,2 Millionen akuten Atemwegserkrankungen in der Bevölkerung aus, unabhängig, ob der Patient oder die Patientin beim Arzt war oder nicht. Hinweise auf eine beginnende Grippewelle gibt es laut Bericht bisher noch nicht.
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Krankheiten nehmen vor allem bei jüngeren Erwachsenen zu
Die Zahl schwerer akuter Atemwegsinfektionen ist laut einem aktuellen Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) in Deutschland bei Menschen unter 60 Jahren zum Teil deutlich gestiegen. Insbesondere für Kleinkinder und Menschen im Alter von 15 bis 34 Jahren melden die Experten für die vergangene Woche einen starken Anstieg im Vergleich zur Woche davor.
Allerdings liegt die Inzidenz bei Kleinkindern immer noch deutlich unter den Werten des Vorjahreszeitraums und befindet sich "auf dem Niveau der vorpandemischen Saisons". Bei den ab 60-Jährigen seien die Fallzahlen gesunken. Die Daten stammen aus der stichprobenartigen Überwachung schwerer akuter Atemwegsinfektionen an Kliniken.
Bei Kindern wurden den Angaben zufolge am häufigsten Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) diagnostiziert. Ein deutlicher Anstieg der RSV-Diagnosen bei Kleinkindern in den vergangenen Wochen könnte demnach auch auf vermehrte Tests nach Einführung einer bundesweiten RSV-Meldepflicht zurückzuführen sein. Die Rate RSV-positiver Proben in der virologischen Überwachung sei noch niedrig. (afp/dpa/lko)
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