Nach einem Messerangriff auf einen Journalisten des Exil-Senders Iran International in London hat Teheran Vorwürfe einer Verstrickung in die Attacke scharf zurückgewiesen. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna zitierte am Samstag den iranischen Geschäftsträger in Großbritannien, der entsprechende Anschuldigungen eines staatlich geplanten Attentats als haltlos zurückwies. In ihrem Bericht beschuldigte die Staatsagentur Journalisten des Senders erneut, Stimmung gegen die Islamische Republik zu machen.
Ein Sprecher des Senders hatte der BBC zuvor über Drohungen der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) gegen Journalisten und deren Familien berichtet. Die IRGC sind Irans Elitestreitmacht und auch im Ausland aktiv.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete und frühere Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Nobert Röttgen, machte die Revolutionsgarden verantwortlich. "Die Gefahr durch die Schergen des Mullah-Regimes ist auch im Ausland real & konkret. Wieder hat es den Journalisten eines oppositionellen Senders getroffen. Ausgeführt werden solche Terroranschläge im Ausland durch die #Revolutionsgarden", schrieb Röttgen auf X (vormals Twitter). Es sei Zeit, dass Großbritannien und die EU handelten, forderte er.
Der Journalist Puria Serati des Exil-Mediums war am Freitagnachmittag im Stadtteil Wimbledon mit einer Stichwaffe attackiert worden, wie Scotland Yard mitteilte. Er erlitt bei dem Vorfall Verletzungen am Bein, die jedoch nicht lebensgefährlich sein sollen. Das Motiv galt zunächst als unklar. Weil es in jüngster Zeit jedoch verstärkt Drohungen gegen persischsprachige Journalisten gegeben habe, sei die Anti-Terror-EInheit der Londoner Polizei mit den Ermittlungen beauftragt worden, hieß es in einer Mitteilung der Metropolitan Police.
Seit 2022 hat es nach Polizeiangaben eine ganze Reihe von vereitelten Entführungs- oder sogar Mordplänen gegen Briten oder Menschen in Großbritannien gegeben, die als Gegner der iranischen Regierung gelten. Der Sender Iran International hatte seine Zentrale im Frühjahr 2023 nach Drohungen von London nach Washington verlegt.
Im Iran ist der Konzern hinter dem Exil-Medium als Terrororganisation eingestuft. In der Vergangenheit hatte die Staatsführung dem Sender vorgeworfen, im Auftrag von Saudi-Arabien negative Nachrichten über die Islamische Republik verbreiten zu wollen.
Die Zeitung "Guardian" hatte 2018 berichtet, dass Iran International durch eine Offshore-Einrichtung und ein Unternehmen finanziert wird, dessen Direktor ein saudischer Geschäftsmann mit engen Verbindungen zum Kronprinzen und faktischen Herrscher Mohammed bin Salman ist. Das Medienunternehmen wies den Bericht zurück und verwies auf seinen unabhängigen und unparteiischen Journalismus. © dpa
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