• Nachdem eine AfD-Abgeordnete im Brandenburger Landtag die Corona-Situation in dem Bundesland herunterspielte, ist Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher laut geworden.
  • Der Grünen-Politikerin und ehemaligen Klinikärztin gingen die Äußerungen aus den Reihen der rechtsextremen Partei deutlich hörbar zu weit.
  • Nonnemacher verwies in ihrer emotionalen Rede auf drohende Engpässe gerade in Kliniken im Süden Brandenburgs.

Mehr aktuelle Informationen zum Coronavirus finden Sie hier

Es ist ein Thema, bei dem angesichts täglich hunderter neuer Corona-Toter und überlasteter Kliniken kein übermäßig großes Konfliktpotenzial zu erwarten gewesen ist: "Finanzielle Hilfen für alle Krankenhäuser in Brandenburg", so lautete am Donnerstagmittwoch der Tagesordnungspunkt im Landtag in Potsdam.

Dennoch wurde Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher in ihrer Rede laut – nicht wegen des zugrunde liegenden Antrags der Linkspartei, den die rot-schwarz-grüne Regierungskoalition geschlossen ablehnt, sondern wegen Äußerungen zur Corona-Pandemie aus Reihen der AfD.

Brandenburg verlegt 51 Corona-Patienten nach Berlin

"Bevor ich hier zum Thema spreche, muss ich einfach noch einmal mein Befremden Ausdruck verleihen", begann die Grünen-Politiker noch ruhig. Um dann zu explodieren: "Frau Abgeordnete Barthel (AfD-Politikerin Sabine Barthel, Anm. d. Red.), was erzählen Sie denn hier eigentlich? Wir verlegen morgen 51 Patienten nach Berlin!"

Nonnemacher hatte das Nachbarbundesland wegen eines drohenden Engpasses in Krankenhäusern um Hilfe gebeten. In Brandenburg ist vor allem im Süden des Landes die Lage sehr angespannt. "Hören Sie doch mal auf mit dieser Corona-Leugnerei", schimpfte Nonnemacher in Richtung der AfD. "Ich kann es wirklich nicht mehr ertragen! Gehen Sie doch mal in den Süden, reden Sie doch mal mit den Landräten oder mit den Klinikdirektoren oder Ärzten oder Schwestern dort vor Ort!"

Lesen Sie auch: Alle aktuellen Informationen rund um die Corona-Pandemie in unserem Live-Blog

Nonnemacher: "Sie bleiben Zahnarzt und Rechtsextremist"

Laut der Gesundheitsministerin, die selbst mehrere Jahrzehnte lang als Klinikärztin im Krankenhaus Spandau arbeitete, ist die Situation sogar so dramatisch, dass einige Landräte den Katastrophenfall ausrufen wollen. "Sie haben einfach keine Ahnung, ich bin es langsam so leid", erklärte Nonnemacher, die sich sichtlich in Rage geredet hatte.

Dann nahm sie sich den AfD-Fraktionschef Hans-Christoph Berndt vor: Berndt habe nie klinisch gearbeitet und nie in einer Notaufnahme gestanden, betont Nonnemacher. "Sie wissen nicht, wie das ist, wenn ein Patient am ersticken ist." Die 63-Jährige betont: "Sie bleiben Zahnarzt und Rechtsextremist." Berndt ist Sprecher des rechtsextremen Vereins "Zukunft Heimat", der wie die der Landesverband der AfD selbst vom Verfassungsschutz Brandenburg beobachtet wird. (mf)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.