Auch im Europaparlament gehen die Meinungen zu einer weiteren Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat auseinander. Die Abgeordneten debattierten am Mittwoch in Straßburg über den Vorschlag der EU-Kommission, den Einsatz des Mittels für weitere zehn Jahre zu erlauben. Sozialdemokratische, liberale und grüne Abgeordnete sprachen sich dagegen aus, die konservative EVP warb für eine weitere Zulassung.
Peter Liese (CDU) verwies auf die Untersuchung der europäischen Lebensmittelagentur Efsa, die nach Auswertung tausender Studien keine Einwände gegen eine weitere Zulassung erhoben hatte. Glyphosat sei für die Landwirtschaft zudem so bedeutend, dass ein Verbot Auswirkungen auf die Lebensmittelpreise hätte und zu "willkürlichen" Preissteigerungen führen würde.
Der niederländische Sozialdemokrat Mohammed Chahim kritisierte dagegen, die Efsa habe die mögliche gesundheitsschädliche Wirkung von Glyphosat nicht ausreichend berücksichtigt. "Die Interessen der Industrie scheinen hier das Zünglein an der Waage gewesen zu sein." Mit einem Verbot weiter zu warten, sei "verantwortungslos".
Die Untersuchung der Efsa weise Lücken auf, sagte auch der liberale Franzose Pascal Canfin. Glyphosat habe einen "enormen Einfluss auf die Artenvielfalt", der nicht berücksichtigt worden sei. Die Efsa hatte in ihrem Bericht unter anderem "ein hohes langfristiges Risiko für Säugetiere" festgestellt. Die Bedenken waren allerdings nicht ausreichend für eine Verbotsempfehlung.
Es sei unbestritten, dass Glyphosat "hochgefährlich für Wasserorganismen" sei, sagte die grüne Abgeordnete Jutta Paulus. "Die Annahme, dass dieses Herbizid nicht ins Wasser gelangt, ist vorsichtig gesagt optimistisch", fügte sie hinzu. Die EU lasse zu, dass potenziell schädliche Mittel weiter auf den Markt kämen. Paulus forderte deshalb eine Reform der Zulassungsverfahren.
Die EU-Kommission hatte eine Zulassung von Glyphosat für weitere zehn Jahre vorgeschlagen. Der Einsatz des Mittels soll künftig jedoch an Bedingungen geknüpft sein. Die EU-Staaten sollen voraussichtlich kommende Woche über den Vorschlag abstimmen. © AFP
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