Die CDU arbeitet sich in der Opposition an der Ampelkoalition ab. Doch den Ton, den Parteichef Merz dabei anschlägt, finden einige Christdemokraten nicht zielführend. Einem Bericht zufolge steht die Partei deshalb vor einem Richtungsstreit.

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Vor einem kleinen Parteitag der CDU am Freitag zeichnet sich laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" Streit über den richtigen Kurs ab. Dabei geht es vor allem um den Umgang mit der Ampelkoalition und um die Frage, wie das Umfragehoch der AfD wieder eingedämmt werden kann.

Eine Umfrage unter Parteivertretern zeige, dass die von Parteichef Friedrich Merz gewählte Tonalität in der CDU von vielen nicht geteilt werde, berichtete die Zeitung am Donnerstag.

Merz hatte zuletzt vom "Justemilieu der Regierungsparteien" gesprochen, eine "penetrant vorgetragene Volkserziehungsattitüde" der Grünen beklagt und behauptet, mit "jeder gegenderten Nachrichtensendung" gingen "ein paar Hundert Stimmen mehr zur AfD".

CDU-Politiker fordern gemäßigteren Ton

"Bei manchen Genderdebatten stellen sich mir auch die Nackenhaare auf", sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) der "SZ". "Aber wir müssen begreifen: Es bringt uns gar nichts, wenn wir über so einen Mist diskutieren." Das verprelle die Leute nur. "Populistisches Draufhauen" helfe der CDU nicht, "die Leute gehen nahtlos zur AfD".

Auf die Frage, was er seiner Partei jetzt empfehle, sagte Günther der SZ: "Kurs der Mitte, sprachlich sauber bleiben, keine Debatten über das Gendern und andere Nebensächlichkeiten führen - den Leuten halt keinen Scheiß erzählen."

Auch der stellvertretende Unionsfraktionschef Mathias Middelberg warnte seine Partei. "Wenn wir wieder mehr Menschen gewinnen wollen, dürfen wir es mit der Radikalisierung der Sprache nicht übertreiben – damit stärken wir nur die Ränder", sagt Middelberg. "Glasklar in der Sache, aber verbindlich in der Sprache", das sei der Weg, den man einschlagen müsse.

Ähnlich äußerte sich auch Armin Laschet, Kanzlerkandidat der CDU bei der vergangenen Bundestagswahl. "Wir müssen alle wieder lernen, nuancierter und differenzierter zu diskutieren."

Spahn plädiert dafür, nicht zu "kuschen"

Es gibt in der CDU aber auch Stimmen, die einen harten Umgang mit der Ampelkoalition und Zuspitzungen fordern. "Wir dürfen nicht kuschen", forderte Unionsfraktionsvize Jens Spahn in der "Süddeutschen Zeitung".

"Wir brauchen auch einfache Botschaften. Lasst uns sagen: Wenn wir regieren, schaffen wir das Heizungsgesetz einfach wieder ab." Die Opposition sei nicht die fünfte Kolonne der Bundesregierung, auch wenn einige in der Ampel das gerne so hätten.

Zudem forderte Spahn mehr Geschlossenheit in der Partei. Die Positionen der CDU würden bei den Bürgern besser verstanden werden, "wenn wir sie geschlossen und mit einem gewissen Korpsgeist vertreten". (afp/thp)

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