Nach der Militäroffensive Aserbaidschans in der Kaukasusregion Bergkarabach hat Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan ein Friedensabkommen noch in diesem Jahr gefordert. Abhängig vom Ausgang der Gespräche zwischen beiden Ländern sei "der Abschluss eines Friedensabkommens zwischen Armenien und Aserbaidschan noch vor Jahresende sehr realistisch", sagte Paschinjan am Dienstag vor dem Europaparlament in Straßburg. Ein Treffen mit Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew ist noch im Oktober in Brüssel geplant.
Paschinjan warf Aserbaidschan erneut "ethnische Säuberung" der armenischen Bevölkerung in Bergkarabach vor. "Bergkarabach ist nun ethnisch gesäubert", sagte er vor den Abgeordneten in Straßburg. 100.000 Menschen seien infolge des aserbaidschanischen Angriffs nach Armenien geflohen. Paschinjan bat um "anhaltende Unterstützung und Aufmerksamkeit" für die humanitäre Situation in seinem Land.
Die EU bezeichnete er als "Schlüsselpartner" für die Demokratie in Armenien. Für die europäischen Staaten sei das Land ein "entscheidender Partner" in der Region östlich der EU, bekräftigte EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola. Europa stehe an der Seite Armeniens und werde sich weiter für ein Friedensabkommen mit Aserbaidschan einsetzen, erklärte sie in Straßburg.
Das Europaparlament hatte den Angriff Aserbaidschans Anfang Oktober in einer Resolution verurteilt und Sanktionen gegen Baku gefordert. EU-Ratspräsident Charles Michel kündigte nach Gesprächen mit Paschinjan am Rande des informellen EU-Gipfels in Granada Gespräche zwischen Aserbaidschan und Armenien noch im Oktober in Brüssel an.
Baku hatte am 19. September eine Militäroffensive in Bergkarabach gestartet, bereits einen Tag später kapitulierten die dortigen pro-armenischen Kämpfer. Eine große Mehrheit der geschätzten 120.000 Bewohner Bergkarabachs floh infolge des aserbaidschanischen Armeeeinsatzes nach Armenien. Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, es lebten dort bisher aber überwiegend ethnische Armenier. © AFP
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