Tino Chrupalla gilt in der AfD als Ziehsohn von Alexander Gauland. Ob das dem Malermeister aus Sachsen nützt, muss sich auf dem Parteitag erst noch erweisen. Denn die Rechtspopulisten haben schon früher gezeigt, dass sie zu Trotzreaktionen jederzeit fähig sind.
Nach der Rückzugsankündigung des Vorsitzenden
"Manche Überraschung" wird erwartet
Für den zweiten Chefposten kandidieren unter anderem der sächsische Bundestagsabgeordnete Tino Chrupalla, sein Fraktionskollege Gottfried Curio und die niedersächsische Landeschefin Dana Guth. Gauland wollte zum Ausgang dieser Wahl am Vorabend des zweitägigen Parteitages keine Prognose abgeben.
Gauland hat zwar angekündigt, er wolle sich zurückziehen. Sollte sich aber herausstellen, dass sein Wunschnachfolger Chrupalla nicht die Mehrheit der rund 600 Delegierten hinter sich hat, könnte sich der 78-Jährige, der auch die Bundestagsfraktion führt, kurzfristig doch noch zur Kandidatur entschließen.
Auf dem Weg der Radikalisierung?
"Mit Gaulands angekündigtem Rückzug verliert die AfD auch die bürgerliche Fassade, die lange Zeit die rassistischen und extremistischen Züge der Partei verdeckte", sagte die FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg. Gleichgültig, welcher der Kandidaten sein Nachfolger werde, sei der "Weg der Radikalisierung" für die AfD vorgezeichnet.
Anhänger des "Flügels" aus Baden-Württemberg wollen, dass die Delegierten in Braunschweig die sogenannte Unvereinbarkeitsliste abschaffen. Wer Mitglied einer extremistischen Vereinigung war, die auf dieser Liste steht, darf nicht in die AfD aufgenommen werden. Aus dem scheidenden Bundesvorstand hieß es, dieser Antrag werde mit großer Wahrscheinlichkeit abgelehnt werden.
Für den Parteivorsitz kandidiert auch Wolfgang Gedeon, der in Baden-Württemberg nach Antisemitismusvorwürfen aus der Landtagsfraktion ausgeschlossen worden war. Am Freitag hatten mit Stefan Herre und Harald Pfeiffer zwei weitere Abgeordnete die Stuttgarter AfD-Landtagsfraktion und auch die Partei verlassen. Sie erklärten: "Wir verlassen die Alternative für Deutschland, weil wir mit ihr unsere liberal-konservativen Werte nicht mehr verfolgen können."
Gegen-Demos werden erwartet
Gegner der AfD haben für die kommenden Tage in Braunschweig mehrere Kundgebungen und Protestdemonstrationen angemeldet. Die Polizei rechnet für Samstag mit bis zu 12.000 Teilnehmern. Bereits am Freitagabend hatten in der niedersächsischen Stadt mehrere hundert Menschen gegen die rechtspopulistische Partei demonstriert. Die Veranstalter sprachen von rund 800 Teilnehmern. (best/dpa)
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