- Zehntausende Nachrichten aus einer Chatgruppe etlicher Abgeordneter der AfD-Bundestagsfraktion der vergangenen Legislatur sind geleakt worden.
- Die Posts offenbaren unter anderem radikales Gedankengut.
- Auch Alice Weidel nehmen die Chatteilnehmer scharf ins Visier - die Vorsitzende reagiert gelassen.
NDR und WDR haben Nachrichten aus einer streng vertraulichen Chatgruppe der ersten AfD-Bundestagsfraktion geleakt. Mehr als 40.000 Posts werteten die Redaktionen für eine TV-Doku aus - sie gewähren einen Blick ins Herz der Partei und offenbaren deren wahre Gedanken.
In den Nachrichten wird demnach unter anderem die Führung der Fraktion scharf kritisiert, die Vorsitzende
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AfD-Chat nannte sich "Quasselgruppe“
Die Gruppe soll sich selbst "Quasselgruppe“ genannt und die AfD selbst als "Chaostruppe" bezeichnet haben. Laut NDR und WDR schrieben mindestens 76 der 92 AfD-Abgeordneten in den Chat.
Folgende Nachrichten soll der Chat unter anderem enthalten haben:
- "Wir müssen wohl warten, bis das Alte Regime wirtschaftlich ans Ende kommt und der Funke aus Österreich, Italien, Frankreich usw. überspringt. Das wird kommen und für die dann ebenfalls kommenden gnadenlosen Kämpfe müssen wir uns rüsten. (...)" (Nachricht vom 16.6.2019)
- "Die Ratte Merkel an der Spitze! Diese Volksverräterin gehört lebenslang in den Knast!" (10.7.2019)
- "Uns fliegt langsam die Partei unterm Arsch weg, die gegründet wurde, um unser Land zu schützen.“ (10.07.2019)
- "Bei Spahn hätte die Bundeswehr wieder auf Hinterlader umgestellt." (16.7.2019)
- "Wir sind die letzte Chance, die dieses Land hat, und das meine ich bitter ernst!" (27.7.2019)
- "Wir brauchen eine Richtungsentscheidung. Wollen wir eine national-sozialistische oder eine freiheitlich-konservative Partei sein?" (8.11.2019)
- "Frau Weidel kann offenbar Prioritäten setzen, aber nur, wenn es um ihren eigenen Kopf geht." (22.04.2020)
Alice Weidel über Angriffe: "Völlig normal"
Auf die direkten Angriffe gegen ihre Person reagierte Alice Weidel gelassen. Dem NDR und dem WDR sagte sie: "Wenn Sie in der AfD in der ersten Reihe stehen, ist das völlig normal. Das berührt mich nicht." Sie selbst sei kein Mitglied dieser Chatgruppe gewesen.
Weidel erklärte, es gebe immer Unzufriedene. "Da müssen die sich überlegen, ob sie sich vielleicht ein anderes Hobby suchen, anstatt ihre Zeit zu vergeuden, permanent in Chats reinzuschreiben. Da würde ich mir mehr Einsatz in der parlamentarischen Arbeit wünschen." (mbo/dpa)
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