Die an Russland grenzende Baltenrepublik Estland macht die nächsten Schritte, um Estnisch als alleinige Sprache im Schulunterricht durchzusetzen.
Nach dem Wechsel von Ministerpräsidentin Kaja Kallas zur EU kam das Kabinett in Tallinn erstmals unter dem neuen Ministerpräsidenten Kristen Michal zusammen und brachte die Gesetzesänderungen auf den Weg. Sie betreffen vor allem Schulen der starken russischen Minderheit in dem Baltenstaat, der von 1940 bis 1991 unfreiwillig Teil der Sowjetunion war.
Von den 1,2 Millionen Einwohnern im EU- und Nato-Mitglied Estland ist gut ein Viertel russisch. Die Minderheit lebt vor allem in der Hauptstadt Tallinn und in Narwa im Osten an der russischen Grenze. Für die Russen gibt es Schulen, in denen teilweise auf Russisch gelehrt werden kann. Estland hat aber Ende 2022 einen Übergang zu Estnisch als alleiniger Unterrichtssprache beschlossen, der mit dem neuen Schuljahr 2024/25 beginnen soll. Die mangelnde Integration der Russen wird in Estland und den anderen baltischen Staaten angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine zunehmend auch als Sicherheitsproblem verstanden.
Schulleiter müssen Estnisch können
Dem Gesetzentwurf zufolge müssen Lehrerinnen und Lehrer künftig die Landessprache Estnisch mindestens auf dem Niveau C1 (Fachkundige Sprachkenntnisse) beherrschen. Gleiches gilt für die Leitungen von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. Für Aushilfslehrkräfte wie auch in Kindergärten wird Estnisch auf Niveau B2 (Selbstständige Sprachverwendung) verpflichtend. Für den Nachweis der Sprachkenntnisse seien Übergangsfristen vorgesehen, meldete die Nachrichtenagentur BNS zu dem Entwurf.
Die liberale Politikerin Kallas soll in der neuen EU-Kommission die Zuständigkeit für Außenpolitik übernehmen. Sie war als Regierungschefin in Estland eine der engagiertesten Unterstützerinnen der von Russland angegriffenen Ukraine. Kallas verficht europäische Geschlossenheit, um Moskaus Großmachtpolitik entgegenzutreten. An der estnischen Regierungskoalition aus drei Parteien hat ihr Wechsel nach Brüssel nichts geändert. Michal und sein Kabinett mit 14 Mitgliedern waren am Dienstag vereidigt worden. © dpa
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