Plastikmüll verschmutzt auf dem ganzen Globus die Umwelt. Mit einem Abkommen wollen mehr als 170 Staaten das Problem eindämmen. Doch bei den jüngsten Verhandlungen bremsen Staaten wie Russland und der Iran den Prozess aus.
Die Verhandlungen über ein internationales Abkommen zur Eindämmung von Plastikmüll sind am Sonntag ohne Einigung in entscheidenden Punkten zu Ende gegangen.
Bei den einwöchigen Gesprächen am Hauptsitz des UN-Umweltprogramms (UNEP) in der kenianischen Hauptstadt Nairobi sperrten sich insbesondere die Vertreter der Erdölförderländer Iran, Saudi-Arabien und Russland dagegen, eine Einschränkung der Plastikherstellung zu fördern.
Rund 60 Staaten hatten hingegen ein Vertragswerk gefordert, in dem bestimmte Plastikprodukte durch Verbote aus dem Markt genommen werden - und das Regeln zur Einschränkung des Plastikverbrauchs enthält.
Zudem wurden deutliche Meinungsunterschiede zur Frage sichtbar, ob die Vertragsbestimmungen rechtlich bindend sein oder lediglich den Charakter von Selbstverpflichtungen haben sollten.
Mehr als 170 Staaten verhandeln über Plastik-Abkommen
Nach Angaben aus Verhandlungskreisen verhinderten Iran, Saudi-Arabien, Russland und eine kleine Anzahl an weiteren Erdöl-Förderstaaten Fortschritte bei den Verhandlungen durch eine Vielzahl neuer Vorschläge. Dadurch sei der Vertragstext massiv angewachsen, die Bearbeitung der einzelnen Punkte wurde demnach dadurch erheblich verlangsamt.
Vertreter aus mehr als 170 Staaten waren in Nairobi zusammengekommen, um über die Aufnahme konkreter Maßnahmen in ein weltweit verbindliches Abkommen zur Beendigung der Verschmutzung durch Plastikmüll zu verhandeln. Erstmals wurde über einen im September veröffentlichten Textentwurf beraten.
Es war die dritte von insgesamt fünf Verhandlungsrunden. Im vergangenen Jahr hatten sich 175 Nationen verpflichtet, sich bis 2024 auf ein rechtlich verbindliches UN-Abkommen gegen die Plastikvermüllung von Umwelt und Meeren zu einigen.
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Umweltschützer kritisieren Verhandlungsergebnisse
Die Nichtregierungsorganisation Gaia warf dem UNEP vor, es durch seine Verhandlungsführung in Nairobi einer Minderheit von Staaten ermöglicht zu haben, die Verhandlungen zu blockieren.
Die deutsche Sektion der Umweltschutzorganisation WWF äußerte sich ebenfalls enttäuscht. Es sei bei dem Treffen in Nairobi so wenig erreicht worden, dass es sich "kaum gelohnt" habe, erklärte WWF-Vertreter Florian Titze. Allerdings sei ein Abkommen bis 2025 noch möglich, die Bundesregierung müsse hierfür "jede Möglichkeit für weiteren Fortschritt ergreifen".
Das UNEP selbst äußerte sich indes zuversichtlich. Es seien "wesentliche" Fortschritte im Umhang mit Plastikmüll erzielt worden, erklärte die Organisation. Der internationale Chemieindustrie-Verband ICCA erklärte, die Verhandlungen hätten einen "unzureichenden" Entwurf verbessert, der jetzige Textentwurf berücksichtige die "Bandbreite der Ideen" viel stärker.
Für das kommende Jahr sind die letzten zwei Verhandlungsrunden für ein Abkommen zum Umgang mit Plastikmüll angesetzt: die erste davon im April 2024, die zweite in Südkorea im November desselben Jahres.
Die weltweite Plastikproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Millionen Tonnen Plastik landen in der Umwelt und im Meer, oft in Form von mikroskopisch kleinen Partikeln. Dieses sogenannte Mikroplastik kann nicht nur in den Verdauungstrakt, sondern auch in den Blutkreislauf von Lebewesen gelangen. (afp/thp)
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