Seit Tagen fressen sich Flammen durch große Teile Griechenlands, zahlreiche Menschen haben bereits ihr Hab und Gut verloren. Immer wieder kommt es in dem südosteuropäischen Land zu verheerenden Waldbränden – das lässt die Wut bei den Griechen wachsen.
Jedes Jahr brechen in Griechenland schwere Waldbrände aus, in diesem Jahr scheint die Lage besonders schlimm: In den vergangenen Tagen fraßen sich die Flammen bis an den Stadtrand von Athen vor, eine Frau kam ums Leben. Viele Griechen sind wütend. Sie wollen die alljährlichen Feuer nicht länger hinnehmen und werfen der Regierung Versagen vor.
"Im Jahr 2024 sollte es nicht mehr passieren, dass Menschen bei lebendigem Leibe verbrennen", sagt die Demonstrantin Marianna Chatzieleftheriou bei einer Protestveranstaltung vor dem Parlamentsgebäude in Athen. Der Feuertod einer Frau am Dienstag sei ein "politisches Verbrechen", klagt die 27 Jahre alte Ärztin: "Es gibt nicht genügend Feuerwehrleute, und die gesamte Ausrüstung ist schlecht. Außerdem wird viel zu spät eingegriffen."
"Ich bin wirklich sauer", sagt die Sportlehrerin Marietta Papadopoulou. "Die Regierung tut nicht genug zum Schutz der Umwelt und von Städten und Dörfern." Auch griechische Medien kritisieren die Regierung: "Es reicht", titelte die Tageszeitung "Ta Nea" mit Blick auf die Waldbrände, die Zeitung "Kathimerini" schrieb, die Feuer hätten "große Zerstörung und offene Fragen" hinterlassen.
"Erneut sind wir Zuschauer des selben Schauspiels", sagte der Chef der sozialistischen Oppositionspartei Pasok, Nikos Androulakis, am Dienstag bei einem Besuch in der Waldbrandregion. "Es kann nicht sein, dass wir jedes Jahr so tragische Konsequenzen tragen. Wir müssen mehr tun, und zwar so schnell wie möglich."
Mitsotakis bricht Urlaub ab
Regierungschef Kyriakos Mitsotakis, der wegen der Brände am Sonntag seinen Urlaub abgebrochen hatte und nach Athen zurückgekehrt war, versicherte am Dienstag nach einer Kabinettssitzung, die Regierung tue "alles, um besser zu werden". Doch "leider werden die Bedingungen schwieriger", sagte er mit Blick auf die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen.
Nach dem wärmsten jemals aufgezeichneten Winter waren in Griechenland auch der Juni und der Juli so heiß wie noch nie seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1960. In den durch die Hitze ausgedörrten Landschaften brachen in den vergangenen Wochen schon Hunderte Feuer aus: Mehr als 3.500 Brände wurden nach den Worten von Regierungssprecher Pavlos Marinakis gezählt - deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum, in dem mehr als 2.300 Feuer registriert wurden.
Über 17.500 Feuerwehrleute verfügt das Land, laut Marinakis sind das "mehr als je zuvor". Ein im April vorgestelltes Investitionsprogramm sieht 2,1 Milliarden Euro für den Zivilschutz vor. Mit EU-Hilfen sollen neue Löschflugzeuge ebenso angeschafft werden wie Löschzüge, Wärmebildkameras und mehr als einhundert Waldbrand-Überwachungsdrohnen. Doch nichts von alldem wird vor dem kommenden Jahr eintreffen, die ersten von geplant sieben neuen Löschflugzeuge werden gar erst im Jahr 2027 erwartet.
Und selbst mit guter Ausrüstung ist die Feuerwehr manchmal machtlos gegen die Flammen. Der jüngste schwere Waldbrand nahe Athen breitete sich aus, obwohl innerhalb von fünf Minuten ein erstes Löschflugzeug vor Ort im Einsatz war. "Die Kiefern sind wie Streichhölzer", sagt der Feuerwehrmann Marinos Peristeropoulos im Einsatz nahe einem der Brandherde. "Der Klimawandel hat die Wälder in Wüstengebiet verwandelt." (afp/bearbeitet von mbo)
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