In Brasilien wüten die schwersten Waldbrände seit Jahren. Präsident Jair Bolsonaro hat sein Urteil dazu bereits gefällt: Umweltschützer hätten die schweren Waldbrände im Amazonasgebiet gelegt, behauptet der Rechtspopulist. Beweise für seine Anschuldigungen hat er nicht.
Nach Darstellung der brasilianischen Regierung könnten Umweltschützer hinter der jüngsten Serie von Waldbränden in der Amazonasregion stecken. Diese Vermutungen kommen vom Staatschef persönlich, dem rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro.
"Wir nehmen den Nichtregierungsorganisationen ihre Zuschüsse, wir haben die Überweisungen der Regierungsstellen eingestellt. Jetzt fehlt ihnen das Geld", so das Staatsoberhaupt am Mittwoch. "Es kann also sein, dass diese Organisationen gegen mich persönlich und die brasilianische Regierung vorgehen. Das ist der Krieg, in dem wir uns befinden." Beweise für seine Behauptungen legte er allerdings nicht vor.
Umweltschutzverbände wiesen die Vorwürfe zurück. "Diese Behauptung des Präsidenten ist unverantwortlich", sagte der Präsident des Instituts für Umweltschutz (Proam), Carlos Bocuhy, dem Nachrichtenportal G1. "Es hat keinen Sinn, zu behaupten, wir hätten das Feuer gelegt. Das ist absurd."
Teile des Regenwalds stehen in Flammen
In Brasilien wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. Wie die Zeitung "Folha de S. Paulo" berichtete, nahmen die Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas seit Januar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 83 Prozent zu.
Insgesamt wurden demnach 72.843 Brände registriert. In den meisten Fällen waren Flächen in Privatbesitz betroffen, aber auch in Naturschutzgebieten und indigenen Ländereien brechen immer wieder Feuer aus.
Im fast 2000 Kilometer von den Brandherden entfernten São Paulo hatte sich zuletzt mitten am Tag der Himmel verdunkelt. Riesige Wolken hatten sich vor die Sonne geschoben, in manchen Gegenden schien urplötzlich die Nacht hereingebrochen zu sein.
Gegen 14:00 Uhr gingen überall die Straßenlaternen und Autolichter an. Bewohner der Millionenmetropole berichteten von schwarzem Regen. Untersuchungen von zwei Universitäten bestätigten, dass das Regenwasser Brandrückstände enthält, wie das Nachrichtenportal G1 berichtete.
Die meisten Brände wurden zuletzt im Bundesstaat Mato Grosso im Süden des Amazonasgebiets gemeldet. Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig, da es in der Region nur wenige Straßen gibt und sich die Einsatzkräfte deshalb mit Booten auf Flüssen bewegen müssen. Zudem gibt es unterirdische Feuer, die lange unentdeckt bleiben.
Deutliche Kritik aus Deutschland
Bolsonaro war erst wenige Tage zuvor wegen des Themas Regenwald mit europäischen Ländern aneinander geraten. Aufgrund seiner Befürwortung einer verstärkten Abholzung im Amazonasgebiet hatten sowohl die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) als auch die norwegische Regierung angekündigt, die Förderung von Umweltschutzprojekten in Brasilien auszusetzen.
Die Reaktion Bolsonaros auf die Entscheidung war deutlich gereizt. Sein Land brauche das Geld nicht, verkündete er in Richtung Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) solle "die Knete" doch nehmen, um damit Deutschland aufzuforsten.
Anschließend warf Bolsonaro Norwegen vor, Wale zu jagen. Auf Twitter postete er dazu ein entsprechendes Video. Doch brasilianischen Medien zufolge waren darauf keine Norweger, sondern Aufnahmen des Grindwalfangs auf den Färöer-Inseln, die zu Dänemark gehören, zu sehen. (kad/dpa)
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