- Ein Alpaka wird positiv auf die gefährliche Rindertuberkulose getestet.
- Für das britische Umweltministerium ist klar: Das Tier muss sterben, um die Seuche einzudämmen.
- Alle Klagen von Besitzerin Helen Macdonald werden abgewiesen. Doch aufgeben will sie nicht.
Im Streit um ein Alpaka wird es in England persönlich. Die Regierung begehe einen "mörderischen Fehler", wenn sie Geronimo ohne weitere Tests einschläfern lasse, schrieb ein prominenter Tierschützer in der Zeitung "The Sun".
Sein Name: Stanley Johnson - Vater des britischen Premierministers
Auch die Ehefrau des Regierungschefs wird wohl bald in die Debatte hineingezogen. Dominic Dyer von der Tierschutzorganisation Born Free Foundation will an Carrie Johnson appellieren. Johnson ist für ihr Engagement für Tierwohl bekannt. Dyer möchte sie dazu bringen, sich bei ihrem Ehemann für Geronimo einzusetzen, sagte er der Zeitung "Telegraph".
Warum soll Alpaka Geronimo eigentlich sterben?
Die Regierung beharrt bisher auf ihrer Position: Geronimo müsse sterben, weil er an der ansteckenden Rindertuberkulose erkrankt sei. Das hätten zwei Tests bestätigt.
Ein Gericht hatte sich in der vergangenen Woche hinter die Entscheidung gestellt und Klagen von Macdonald abgewiesen. Das Umweltministerium hat der 50-Jährigen 30 Tage Zeit gegeben, Geronimo einzuschläfern. Andernfalls übernehme das die Polizei.
Rinderturberkulose bereitet britischen Landwirten große Probleme, zumal die Erreger auf Menschen überspringen können. "Jede Woche müssen allein in England 500 Rinder aus Herden entfernt werden, um die Ausbreitung zu stoppen", schrieb Umweltminister George Eustice in der Zeitung "Mail on Sunday". "Hinter jedem dieser Fälle steht ein Bauer, der Verluste und Tragödien erlitten hat."
Doch Geronimos Besitzerin Helen Macdonald aus der Nähe von Bristol in Westengland ist sich sicher: Die Testergebnisse sind falsch. "Ich kann nicht daneben stehen und zulassen, dass mein Tier getötet wird, und ich bin bereit, jedem Schützen im Weg zu stehen, der kommt, um Geronimo zu vernichten", sagte sie der Zeitung "The Sun".
"Sie haben sich die falsche Frau ausgesucht. Ich werde ihn auf keinen Fall einschläfern." Macdonald argumentiert, es sei unmöglich, dass der aus Neuseeland stammende Geronimo jahrelang überlebt hätte, wenn er tatsächlich krank wäre.
Tierschützer: Test auf Rindertuberkulose bringt bei Alpakas falsch-positive Ergebnisse
Auch Tierschützer Dyer ist der Ansicht, dass die Testergebnisse falsch sind. "Das Umweltministerium weiß seit Jahren, dass Tuberkulose-Hauttests bei Alpakas zu falsch-positiven Ergebnissen führen können", sagte er.
Die Zeitung "Daily Mail" berichtete nun, dass auch die Behörden Zweifel an den verwendeten Tests hätten. So hätten Obduktionen von vier Alpakas und fünf Lamas, die wegen Rindertuberkulose eingeschläfert wurden, ergeben, dass die Tiere gar nicht erkrankt gewesen seien.
Statt Geronimo jedoch mit einem genaueren Bluttest zu untersuchen, ordnete Umweltminister Eustice den Tod des sechsjährigen Tieres an, "um eine stärkere Überprüfung der zahlreichen Versäumnisse der Regierung bei der Bekämpfung der Rindertuberkulose bei Rindern, Alpakas und Dachsen zu vermeiden". Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Alpakas liegt bei 20 bis 25 Jahren.
Miliz bewacht Hof von Helen Macdonald - Protestmarsch in London
Dutzende Unterstützer wollen das Alpaka nun vor der staatlich angeordneten Einschläferung schützen. Etwa 30 Alpaka-Züchterinnen, Anwohner und Aktivistinnen bewachen rund um die Uhr Helen Macdonalds Hof im westenglischen Dorf Wickwar.
Sie würden die Maßnahme durchziehen, solange es nötig sei, sagte die Züchterin Macdonald der Zeitung "The Sun". "Wir haben jetzt unsere eigene Miliz aufgestellt und werden die nächsten 25 Tage durchhalten. Sie werden Geronimo nicht töten." Selbst Straßensperren und Barrikaden zum Schutz des Anwesens seien denkbar, sagte sie.
Im Londoner Regierungsviertel protestierten Tierschützer am Montag gegen die Pläne der Regierung. Eigentlich sollten lebende Alpakas den Protest vom Umweltministerium zu Johnsons Amtssitz in der Downing Street begleiten, blieben aber wegen des Stressfaktors doch weg.
Geronimos Besitzerin Macdonald weiß die Stimmung auf ihrer Seite. Fast 100.000 Menschen unterzeichneten eine Petition, die Johnson zum Einschreiten auffordert. Dieser hatte zuletzt eine erneute Prüfung des Falls abgelehnt. Der Test sei verlässlich, sagte sein Sprecher.
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Den Tierschützern geht es um mehr. "Der Fall von Geronimo, dem Alpaka, könnte sich als wichtiger Wendepunkt bei der Verbesserung der Bekämpfung der Rindertuberkulose erweisen, um Rinder, Alpakas und die Zukunft unserer wertvollen Tierwelt besser zu schützen", sagte Dyer.
So dürfen jedes Jahr zahlreiche Dachse gekeult werden, da die Tiere ebenfalls Rindertuberkulose übertragen können. Die Praxis soll von 2022 an auslaufen - zu spät, kritisieren Tierschützer. Sie fordern andere Maßnahmen wie etwa Impfungen für Rinder.
Die Regierung gab sich trotz des lautstarken Protests gelassen. Die Politik müsse sich an die Regeln halten, trotz aller Emotionen, sagte Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng dem Sender Sky News. "Ich denke, dass es eine Sommerlochgeschichte ist." (dpa/ank)
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