Berlin - Unerlaubt abgestellte Autos und Fahrräder sind nicht nur ein Ärgernis, sondern auch ein wachsendes Problem. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter mehreren Großstädten in Deutschland ergab: Allein in Frankfurt sind bis Ende Oktober über 1.000 Schrottfahrräder entfernt worden - Im gesamten Jahr zuvor waren es nur halb so viele. Damit haben sich auch die Kosten für die Entfernung und Entsorgung mit 90.000 Euro mehr als verdoppelt.
In Hamburg wurden bis Ende November mehr als 4.500 Schrottfahrräder entsorgt, fast 400 mehr als vor zwei Jahren (2022). In Düsseldorf blieb die Zahl mit etwa 2.260 im Vergleich zu den Vorjahren stabil. Die Kosten für das Einsammeln der Räder durch einen Dienstleister schätzt die Stadt für 2024 auf rund 65.000 Euro.
Bei Autos sind die Zahlen ähnlich hoch: Über 2.900 halterlose Fahrzeuge wurden in Hamburg bis Anfang Dezember aufgefunden, 2023 waren es knapp 400 weniger. Für den gleichen Zeitraum meldete das Bezirksamt Berlin-Lichtenberg etwa 5.060 Schrottautos - fast 100 mehr als im Jahr zuvor. Und auch die Kosten stiegen um circa 100.000 Euro auf rund 650.000 Euro.
Was ist unerlaubt abgestellt?
Unerlaubt abgestellte Fahrzeuge sind solche, die nicht mehr betriebsbereit, abgemeldet oder ohne Kennzeichen abgestellt wurden, wie das Kreisverwaltungsreferat in München mitteilt. Wegen der Verkehrssicherungspflicht müssten sie entfernt werden. In der bayerischen Hauptstadt wurden bis Ende November rund 4.800 solcher Fahrzeuge erfasst, rund 550 wurden tatsächlich abgeschleppt.
Ein Fahrrad hingegen gelte als Schrott, wenn es etwa wegen fehlender Teile nicht mehr funktionsfähig sei und erkennbar auch nicht genutzt werde, erklärte eine Sprecherin des Frankfurter Straßenbauamts. Achtlos abgestellt würden sie den Verkehr behindern und eine Verletzungsgefahr darstellen, etwa weil sich Menschen an ihnen stoßen.
"Symptom der Wegwerfgesellschaft"
Doch warum lassen Menschen ihre Autos und Fahrräder wortwörtlich stehen? Bei Autos wollten "die Täter" in den allermeisten Fällen die Kosten für eine legale Entsorgung "auf Kosten der Allgemeinheit" sparen, erklärte ein Sprecher aus Düsseldorf. Es gebe aber auch andere Hintergründe, etwa wenn der Besitzer verstirbt und sich niemand um die Habseligkeiten kümmere.
Schrottfahrräder hingegen seien auch als ein "Symptom der Wegwerfgesellschaft" zu sehen, sagte ein Sprecher der Hamburger Stadtreinigung. Sobald ein Fahrrad nicht mehr "perfekt" funktioniere oder ein neues Modell erscheine, lande das alte auf der Straße. "Das ist unnötig und doppelt ärgerlich", fügte er hinzu. So würden die Räder wertvolle Abstellflächen blockieren und die Sauberkeit und Verkehrssicherheit in den Städten beeinträchtigen.
Mühsame Suche nach den "Tätern"
Um den Schrottautos und Fahrradleichen den Kampf anzusagen, werden sie in vielen Städten markiert - oft mit einem "roten Punkt" oder einem Aufkleber mit der Aufforderung, sie zu entfernen. Taucht der Halter oder Besitzer nach Ablauf einer Frist nicht auf, werden die herrenlosen Gestelle abgeschleppt. Je nach Zustand werden sie nach einer gewissen Zeit versteigert, verschrottet oder gespendet.
Die Kosten für diesen aufwendigen Prozess trägt bei Schrottautos in der Regel der Halter. Diese umfassen den Angaben zufolge etwa die Abschleppkosten sowie Stand- und Verwaltungsgebühren. Wie hoch die Rechnung letztlich ausfalle, variiere je nach Aufwand, hieß es aus Dresden. Auch das achtlose Abstellen von Fahrradleichen stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und kann mit einem Bußgeld verhängt werden - in Hamburg etwa mit 100 Euro.
Während es bei Schrottfahrzeugen aber mehrere Möglichkeiten gibt, den Verantwortlichen zu ermitteln - beispielsweise über das Kennzeichen, die Umweltplakette oder Fahrzeugidentifizierungsnummer - bleiben die Fahrradbesitzer meistens anonym. Läuft die Suche ins Leere, bleibt die Stadt auf den Kosten sitzen. © Deutsche Presse-Agentur
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