Seit Jahren schließen aus Kostengründen in Deutschland immer mehr Schwimmbäder. Aus der jüngeren Generation wird so allmählich eine der Nichtschwimmer. Dies ist aber nur eine Gefahr, die im begonnenen Corona-Sommer lauert. Die DLRG befürchtet einen Anstieg der Todeszahlen.
Die Corona-Pandemie sorgt dafür, dass der Sommer 2020 mit keinem zuvor zu vergleichen sein wird. Millionen potenzieller Touristen versperrt die Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren oder es als Infizierter zu verbreiten, den Weg in den Urlaub.
Als Alternative bleiben heimische Bäder, Flüsse und Seen, um den Alltag hinter sich zu lassen und bei entsprechend sommerlichen Temperaturen Abkühlung zu finden.
Die Gefahr jedoch, von einem solchen Badeausflug nicht mehr lebend zurückzukehren, erhöht sich in der zu bewältigenden Coronakrise.
Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft warnt: "Es zieht in diesem Sommer mehr Menschen an heimische Gewässer, da viele nicht in den Urlaub fliegen", sagte DLRG-Sprecher Achim Wiese der Nachrichtenagentur AFP.
Es sei ein generelles Problem, dass Menschen an unbewachten Gewässern baden gingen, wo es keine Rettungsschwimmer gebe. Etwa 80 Prozent aller jährlichen Ertrinkungsfälle in Deutschland passieren dort, wo es keine Aufsicht gebe. "Wegen Corona könnte das mehr werden", warnte Wiese. Erste Zahlen für dieses Jahr will die DLRG Anfang August veröffentlichen.
Zu befürchten sei, dass es die Menschen auch wegen der Corona-Auflagen in den Freibädern vermehrt an die Flüsse ziehe, wo es in diesem Jahr bereits mehrere tödliche Badeunfälle gab. "Wer beispielsweise in den Rhein gerät mit einer Fließgeschwindigkeit von teilweise zehn Kilometern pro Stunde, der hat vor allem als ungeübter Schwimmer keine Chance", sagte Wiese.
Auch Strudel seien eine große Gefahr - ähnlich wie die Strömungen in Nord- und Ostsee. "Die Unterströmung im Meer ist teilweise so stark, dass es einen Menschen wie mit einem Staubsauger aufs offene Meer zieht", sagte Wiese.
Er riet daher, unbedingt Stellen mit Badeverboten und die Flaggen zu beachten. Eine gelbe Flagge bedeute eine extreme Gefahr für Kinder und Nichtschwimmer, eine rote heiße Badeverbot. "Das wird oft missachtet."
Zuletzt hatte es mehrere tödliche Badeunfälle gegeben. Ende Juni hatte im hessischen Trebur eine Mutter vergeblich versucht, ihren fünf Jahre alten Sohn vor dem Ertrinken im Rhein zu retten.In der Donau ertrank ein 30-Jähriger. Er gehörte zur Gesellschaft eines Junggesellenabschieds, die mit Booten unterwegs war.
Tags zuvor starb eine Elfjährige bei einem Badeunfall im Adolphosee im Kreis Heinsberg. Und ein 32-Jähriger war bei dem Versuch ertrunken, vor Ahrenshoop in der Ostsee zwei zehnjährige Kinder aus der Strömung zu retten.
In Bonn überquerte ein Mann mit einem aufblasbaren Gummi-Flamingo den Rhein. Die Feuerwehr schickte 45 Retter, einen Hubschrauber und mehrere Boote los. Der Mann wurde dann wohlauf am Ufer entdeckt. "Man kann dies nur als brandgefährlich einschätzen", kommentierte ein Polizeisprecher.
Michael Grohe, Sprecher der DLRG Nordrhein, fügte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) hinzu, wegen der Corona-bedingten Beschränkungen könnten mehr ungeübte Schwimmer auf Freigewässer ausweichen. Denn viele Schwimmbäder verlangen mittlerweile eine Online-Reservierung und lassen weniger Gäste als sonst hinein.
"Es ist unsere Sorge, dass sich mehr Menschen in Gefahr begeben, als das sonst schon der Fall ist", sagte der Sprecher der ehrenamtlichen Retter über die besondere Situation in diesem Jahr. Neulinge könnten sich stärker als Schwimmer gefährden, die die Örtlichkeiten kennen. Die DLRG Nordrhein betonte dennoch, dem Rhein sehe man nicht an, wie gefährlich er durch die reißende Strömung sei. (dpa/AFP/hau)
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