Die Bundespolizei hat am Dienstagmorgen fünf Personen aus Syrien festgenommen. Sie sollen mehr als 100 Landsleute nach Deutschland geschleust haben.

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Bei einer Razzia in fünf Bundesländern hat die Bundespolizei am frühen Morgen mehr als 100 mutmaßlich eingeschleuste Menschen aus Syrien entdeckt. Gegen die Personen, die die Menschen ins Land gebracht haben sollen, seien fünf Haftbefehle vollstreckt worden: gegen zwei Frauen und einen Mann in Stade (Niedersachsen) sowie je eine Frau und einen Mann in Gladbeck (Nordrhein-Westfalen), sagte ein Sprecher der Bundespolizei der Deutschen Presse-Agentur.

"Alle fünf sind auch Syrer", ergänzte er. Die fünf Festgenommenen seien selbst Asylbewerber und alle familiär miteinander verbunden.

Mehrere Tausend Euro für Einschleusung bezahlt

Den Ermittlungen zufolge zahlten die mutmaßlich Geschleusten jeweils 3.000 bis 7.000 Euro für ihre illegale Einreise nach Deutschland, wie der Sprecher weiter mitteilte. Den Beschuldigten werde neben banden- und gewerbsmäßigem Einschleusen von Ausländern unter anderem auch Geldwäsche vorgeworfen: Sie hätten mit ihren illegalen Einnahmen beispielsweise Goldschmuck gekauft. "Dann sitzen sie nicht mehr auf dem Geld", sagte der Sprecher.

Wie die Bundespolizeidirektion Flughafen Frankfurt am Main mitteilte, waren mehr als 350 Beamte in sieben Kommunen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Stade in Wohnungen und Häusern im Einsatz: in Stade (Niedersachsen), Gladbeck (Nordrhein-Westfalen), Fulda, Kassel (beides Hessen), Bremen, Balge (Niedersachsen) und Kelheim (Bayern).

Dem Sprecher zufolge gibt es noch fünf weitere Beschuldigte ohne Haftbefehle - ebenfalls Syrer und familiär mit den fünf festgenommenen mutmaßlichen Schleusern verbunden. Den bereits 2022 begonnenen Ermittlungen zufolge seien Syrer zunächst nach Griechenland geflogen, dort mit echten Pässen von Landsleuten ausgestattet und dann über Zwischenstationen unter anderem per Flugzeug nach Deutschland gebracht worden.

Später sei die mutmaßliche Bande auf die sogenannte Balkanroute umgeschwenkt, über die die illegalen Einwanderer zu Fuß sowie per Auto und Lastwagen nach Deutschland gelangt seien.

Bei der gleichzeitig an allen Orten um 6.00 Uhr begonnenen Razzia stellten die Bundespolizisten unter anderem Handys und Laptops sowie in Gladbeck ein mutmaßliches Schleuserauto sicher. Die elektronischen Geräte würden von Spezialisten aufwendig für die weiteren Ermittlungen ausgewertet. Auch nach "Vermögenswerten" sei gefahndet worden.

Bundesregierung will verstärkt kontrollieren

Die Machenschaften von Schleusern gelten schon länger als Problem. Die Innenminister von Sachsen und Brandenburg fordern seit Monaten Kontrollen an der Grenze zu Polen und Tschechien, um Schleuser auffliegen zu lassen. "Wir haben schon jetzt viel zu viele solcher Großschleusungen. Die sind auch für die Transportierten äußerst gefährlich. Die Fahrer bringen die Menschen auf den Ladeflächen in große Gefahren", sagte der sächsische Innenminister Armin Schuster (CDU) im August im Interview mit unserer Redaktion.

Die Unionsparteien werfen der Bundesregierung vor, nicht entschieden genug gegen Schleusungen vorzugehen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat inzwischen aber mit ihren Kollegen aus Polen und Tschechien über das Thema gesprochen. Verstärkte Grenzkontrollen seien in Vorbereitung, sagte sie am Dienstagmorgen im Deutschlandfunk. Schleusungen seien ein "furchtbares, menschenverachtendes Verbrechen, weil die Geschleusten oft in Lkw über weite Strecken eingepfercht werden. (dpa/fab)

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