In der aktuellen Coronavirus-Krise sei das medizinische Personal am Limit, sagt Krankenpfleger Alexander Jorde. Er fühlt sich von der Politik im Stich gelassen - und erklärt, warum Deutschlands Gesundheitssystem schon vor der COVID-19-Pandemie am Rande des Abgrunds gestanden habe.
Der Krankenpfleger Alexander Jorde - bekannt aus einem Fernsehauftritt mit
"Ich höre in den letzten Tagen immer wieder, wir hätten im Vergleich zu anderen Ländern viele Intensiv- und Beatmungsplätze. Aber keiner fragt nach den Menschen, die die darin liegenden Patienten versorgen sollen", schrieb Jorde in mehreren Twitter-Nachrichten, deren Echtheit er am Sonntag bestätigte.
Schon vor dem Ausbruch des Coronavirus seien viele Bettenplätze aufgrund von Personalmangel gesperrt gewesen. "Doch was passiert jetzt? Die Personalvorgaben werden aufgehoben", erklärte der bekennende Sozialdemokrat.
Diese Krise decke auf einen Schlag auf, wovon Pflegende seit Jahren berichten. "Wir sind am Ende. Wir können nicht mehr." Bald würden immer mehr Pflegende selbst infiziert sein und ausfallen. "Dazu werden diejenigen kommen, die keine Betreuung für ihre Kinder haben."
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Krankenpfleger stellt mehrere Forderungen an Politik auf
Jorde forderte von der Politik, Kinderbetreuung von pflegerischem und medizinischem Personal sowie die Einhaltung der maximalen Wochenarbeitszeit sicherzustellen. Außerdem sollten bei Mitarbeitern mit längerem direktem Kontakt zu Corona-Patienten täglich Abstriche gemacht werden.
Der Krankenpfleger aus Hildesheim hatte im September 2017 in der "ARD-Wahlkampfarena" für Aufsehen gesorgt. Damals hatte er als Azubi Kanzlerin Merkel zur Rede gestellt und Erfahrungen aus seinem Arbeitsalltag geschildert. Später hatte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit ihm getroffen. © dpa
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