Jugendliche in Europa werden einer Studie zufolge pessimistischer und glauben nicht daran, dass sie es einmal besser haben werden als ihre Eltern. Außerdem nehmen die 16- bis 26-Jährigen - besonders bei den Themen Einkommen, Wohnen und Karrieremöglichkeiten - eine große Ungleichheit wahr, wie die heute in Berlin vorgestellte Studie "Junges Europa" der TUI Stiftung zeigt. Auch in Deutschland, wo die Grundstimmung zuvor im internationalen Vergleich positiv war, nimmt die Zuversicht unter Jugendlichen jüngst deutlich ab.

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Für die Studie wurden im März 2023 mehr als 7.000 Menschen zwischen 16 und 26 Jahren in Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen befragt. Den Ergebnissen zufolge denken 52 Prozent der Befragten, dass es ihnen einmal schlechter gehen wird als ihren Eltern, gerade einmal 22 Prozent glauben an eine Verbesserung.

Am zuversichtlichsten sind die Befragten in Polen und Deutschland. In den beiden Ländern haben junge Menschen in den Jahren zuvor deutlich optimistischer in die Zukunft geschaut als in den anderen Ländern. Doch auch in Deutschland und Polen ist die positive Grundstimmung seit vergangenem Jahr vorbei. Unter deutschen Jugendlichen glauben derzeit 44 Prozent an eine Verschlechterung und 27 Prozent an eine Verbesserung hinsichtlich Einkommen und Lebensstandard im Vergleich zu ihren Eltern.

Während deutsche Jugendliche im Jahr 2017 noch mit 64 Prozent "eher oder sehr optimistisch" in die Zukunft schauten, taten dies 2023 nur noch 56 Prozent der Befragten.

"Der Trend zeigt eindeutig nach unten", sagt Politikwissenschaftler Thorsten Faas von der FU-Berlin, der die Studie wissenschaftlich begleitet hat. "Der Optimismus junger Menschen in Europa schwindet, der Pessimismus ist auf dem Vormarsch (...). Einen einschneidenden 'Ukraine'- oder 'Corona-Effekt' gibt es aber nicht. Das Lebensgefühl junger Europäer und Europäerinnen trübt sich längerfristig und kontinuierlicher ein." Eine Trendumkehr in naher Zukunft hält der Wissenschaftler für unwahrscheinlich.

Soziale Unterschiede sind jungen Europäern – unabhängig vom eigenen wirtschaftlichen Wohlstand – sehr bewusst. 68 Prozent sagen, das Einkommen im eigenen Land sei "sehr" oder "eher" ungleich verteilt, mit Blick auf die Themen Wohnen und Immobilien sind es 62 Prozent. Bei Karrieremöglichkeiten und Vermögen sind es 61, beziehungsweise 60 Prozent, die finden, dass die Chancen "sehr" oder "eher" ungleich verteilt sind.

Mit Blick auf die nationale Politik ist laut der Studie eine rückläufige Zufriedenheit mit der Demokratie des eigenen Landes zu beobachten. Die EU genießt demgegenüber in der befragten Altersgruppe größeres Vertrauen. 59 Prozent der befragten jungen Menschen sehen ihre eigene Identität als eher europäisch denn nationalstaatlich verankert.


  © AFP

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