102 Menschen kamen 2018 bei der Brandkatastrophe des Ortes Mati nahe Athen ums Leben - nun sind die Urteile für die Verantwortlichen gesprochen worden, und sie sorgen in Griechenland für Entrüstung.
Angeklagt waren zunächst ein mutmaßlicher Brandstifter sowie Bürgermeister, Feuerwehrleute, Polizisten und Politiker - insgesamt 21 Personen. Sechs von ihnen wurden am Montag in Athen wegen fahrlässiger Tötung zu je fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Sie können sich jedoch mit rund 38 000 Euro freikaufen.
Am 23. Juli 2018 entzündete ein Anwohner auf einem Hügel oberhalb des Ferienortes Mati wenige Kilometer nordöstlich von Athen ein Feuer, um vertrocknete Gartenabfälle zu verbrennen. In der Folge kam es zu einer der größten Brandkatastrophen Griechenlands. Starke Winde fachten die Flammen an, eine Feuerwalze überrollte den Ort bis hin zum Meer. 102 Menschen kamen ums Leben - auch deshalb, weil Grundstücke illegal eingezäunt waren und Auswege versperrten.
Verurteilt wurden nun der Brandverursacher sowie fünf hochrangige Verantwortliche der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes. So sollen die Verantwortlichen der Behörden lebensrettende Löschhubschrauber zunächst in eine andere Brandregion geschickt, mithin falsche Entscheidungen getroffen haben. Ein anderer Zuständiger habe keine Rettungsboote geschickt, obwohl die Menschen sich auf der Flucht vor dem Feuer ins Meer retten mussten - und dort zum Teil ertranken.
Das Gericht hatte jedoch bereits zu Beginn des Prozesses entschieden, den Sachverhalt als Delikt und nicht - wie sonst bei Brandstiftung meist üblich - als Verbrechen einzustufen, weil niemand der Beteiligten mit böser Absicht gehandelt habe. Entsprechende fielen die Strafen gering aus.
"Es ist eine Schande", sagte eine Rechtsanwältin, die mehrere Familienmitglieder der 102 Opfer vertritt, gegenüber Journalisten. "Mit dem Urteil heute lassen sie uns ein zweites Mal verbrennen", riefen erboste Familienmitglieder der Toten, als das Urteil verkündet wurde. Sogar ein Stuhl flog durch den Gerichtssaal Richtung der Angeklagten. "Wir werden bis vor den Europäischen Gerichtshof ziehen", kündigten die Angehörigen an. © dpa
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