- Altkanzler Gerhard Schröder gilt als Currywurst-Fan und ärgert sich über den Kurs, den eine VW-Kantine in Wolfsburg einschlägt.
- Für Schröder ist die Currywurst mit Pommes "der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion".
- Update vom 12. August: Schröders Frau Soyeon Schröder-Kim legt per Instagram-Post nach, auf dem sie mit dem Altkanzler beim Verzehr von Currywurst zu sehen ist.
Gerhard Schröder ist bekannt als Freund deftiger Kost, bei Wahlkampfauftritten wollte er früher auch schon "mal 'ne Flasche Bier".
Jetzt sieht sich der Alt-Bundeskanzler (77) veranlasst, seine Liebe zur Currywurst öffentlich zu bekräftigen - wegen einer Veggie-Offensive "seines" alten Unternehmens Volkswagen, das er während seiner Zeit als Ministerpräsident lange mitkontrollierte.
"Wenn ich noch im Aufsichtsrat von #VW säße, hätte es so etwas nicht gegeben", grantelte
Gerhard Schröder will nicht auf die Currywurst verzichten - seine Frau legt auf Instgram nach
Als einstiger Vertreter des Landes Niedersachsen - dem zweitwichtigsten Anteilseigner - im größten deutschen Unternehmen ärgere er sich über die Abschaffung der berühmten VW-Currywurst in einer der Werkskantinen des Wolfsburger Autobauers. "Vegetarische Ernährung ist gut, ich selbst mache das phasenweise auch", schreibt Schröder. "Aber grundsätzlich keine Currywurst? Nein!"
Seine Frau Soyeon Schröder-Kim legte am Mittwoch nach. "Wir gehen gerne zu Konnopke, Curry 36 und Bier's Kudamm 195", schrieb die Koreanerin bei Instagram und verwies auf die Berliner Treffpunkte. Dazu ist das Ehepaar beim Verzehr von Wurst und Pommes zu sehen. "Natürlich mit einer Flasche Bier", hieß es weiter.
Ob die Einlassungen vollkommen ernst gemeint sind, sei dahingestellt. Der SPD-Altkanzler warf jedoch die Frage auf, ob ein Aus für das Grillfleisch wirklich im Interesse der Beschäftigten sei: "Currywurst mit Pommes ist einer der Kraftriegel der Facharbeiterin und des Facharbeiters in der Produktion. Das soll so bleiben."
Die Resonanz auf das prominente Plädoyer jedenfalls ist beträchtlich, nachdem die Kantinenpläne schon zu Beginn der Woche das Netz umgetrieben hatten.
Kantine im VW-Markenhochhaus soll fleischfrei werden
Was war passiert? Von einer Totalabschaffung der Currywurst kann im größten Autokonzern Europas eigentlich keine Rede sein. VW hatte intern erklärt, dass das Betriebsrestaurant im Markenhochhaus der Zentrale nach dem Werksurlaub Ende August fleischfrei sein soll.
Viele Kolleginnen und Kollegen wünschten sich vegetarische und vegane Alternativen. Zuletzt gab es im Vor-Corona-Jahr 2019 rund 7 Millionen Currywürste aus der VW-Fleischerei, dazu kamen mehr als 550 Tonnen Ketchup.
Vorstandschef Herbert Diess nutzte die Aufregung um die Wurst denn auch gleich, um bei LinkedIn seinerseits die Arbeit von Chefgastronom Nils Potthast vorzustellen. "Weniger Fleisch, mehr Gemüse, bessere Zutaten – ein immenser Fortschritt, viel zeitgemäßer", urteilte Diess. "Gutes Essen ist wichtig, es ist entscheidend für die Gesundheit, die Stimmung und damit auch für die Produktivität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter." Und: "Unsere Currywurst gibt es jetzt auch vegan."
Die Ausweitung fleischloser Gerichte ist bei VW bisher eher als Zusatzangebot gedacht, manche Betriebslokale haben schon länger auch Vegetarisches und Veganes auf dem Speiseplan. Gleichzeitig wird die Currywurst vielerorts weiter serviert - nicht nur ein paar Meter von der Edelkantine entfernt, auf der anderen Straßenseite in Wolfsburg.
"Lieber Gerhard, mach Dir bitte keine Sorgen: Die #Volkswagen Currywurst bleibt"
Schröder unterstrich: In Hannover wie in Berlin gebe es "exzellente Currywürste". "Darauf will ich nicht verzichten, und ich denke: Viele andere wollen das in ihren Betriebskantinen auch nicht." Dazu setzte er den Hashtag #rettetdieCurrywurst.
Dem Altkanzler, von 1990 bis 1998 niedersächsischer Regierungschef, folgen auf LinkedIn gut 64.000 User. Bis Mittwochnachmittag hinterließen knapp 2.200 einen Kommentar. VW-Personalchef Gunnar Kilian deeskalierte: "Lieber Gerhard, mach Dir bitte keine Sorgen: Die #Volkswagen Currywurst bleibt."
Dass Schröder eine Vorliebe für Currywurst hat, ist bereits seit den 1990er-Jahren bekannt. Als Kanzler weihte er 2002 sogar einen US-Präsidenten in die deutsche Essenskultur ein: Für George W. Bush bestellte er im "Theodor Tucher" am Pariser Platz Currywurst und Apfelstrudel. Nach Angaben des damaligen Managers zeigte der Ex-Kanzler allerdings mehr Appetit als sein amerikanischer Kollege - vermutlich habe es an dessen Jetlag gelegen.
Wie Schröder heute lebt und isst, ist zum Teil im Instagram-Kanal seiner fünften Ehefrau, Soyeon Schröder-Kim, zu sehen. Dort teilt sie etwa Rezepte koreanischer Gerichte oder auch Bilder von ihrem Mann am Herd. Die Gerichte mit viel Gemüse und Fisch seien für ihn eine willkommene Abwechslung, erzählte sie 2020. Und stellte klar: "Mein Mann hat sich auch früher nicht nur von Currywurst ernährt." (hub/dpa)
Dieser Artikel wurde erstmals am 11. August 2021 veröffentlicht und später überarbeitet.
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