Was haben Kardinaldiakon Jean-Louis Tauran und eine Möwe gemeinsam? Sie haben bei der Wahl des neuen Papstes Franziskus eine größere Rolle gespielt als viele glauben. Denn sie sind die eigentlichen Stars des Konklave 2013.

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Als Jorge Mario Bergoglio unter dem Namen Papst Franziskus die Loggia des Petersdoms betritt, sind weltweit alle Augen auf ihn gerichtet. Er, Argentinier und Jesuit, ist der neue oberste Hirte der katholischen Kirche und tritt damit die Nachfolge von Papst Benedikt XVI. an. Am 13. März 2013 nimmt er das Amt an, für das sein Vorgänger "keine Kraft" mehr hatte.

In diesem wichtigen Moment der Geschichte ist Franziskus aber keinesfalls allein. Denn an seiner Seite bereiten ihm die heimlichen Stars der Papstwahl den Weg zum Titel: Sie haben uns fasziniert, unterhalten und auch zu Tränen gerührt.

Jean-Louis Tauran - der Mann des "Habemus papam"

Der Franzose Jean-Louis Tauran bekleidet das ehrwürdige Amt des Kardinalprotodiakons. Als dienstältester Kardinaldiakon ist er der Mann mit der wichtigsten Aufgabe bei einer Papstwahl nach dem Konklave: Er verkündet der Öffentlichkeit mit den berühmten Worten "Habemus Papam!", dass es einen neuen Papst gibt.

Der durch die Umstände bereits sehr rührende Auftritt des Kardinals wird allerdings zu einem emotionalen Spektakel. Tauran, deutlich gezeichnet von seiner Parkinson-Erkrankung, verkündet mit unerschütterlicher Freude und Entschlossenheit die frohe Kunde von Papst Franziskus. Die vier spektakulärsten lateinischen Zeilen der katholischen Kirche werden zu den bedeutendsten fünf Minuten seines Lebens - und dem herzerwärmendsten Augenblick des Abends.

Ausgesucht hat sich der französische Geistliche diese Aufgabe nicht: Kardinal Tauran wurde 2011 von Papst Benedikt XVI. als Kardinalprotodiakon bestätigt und gilt seither als absoluter Spitzendiplomat des Heiligen Stuhls.

Der päpstliche Schornstein hat einen Vogel - eine Möwe

Am Dienstag beginnt das Konklave, nur einen Tag später hofft die Öffentlichkeit bereits auf eine Entscheidung im Vatikan. Die ganze Welt schaut in Erwartung des vierten Wahlgangs gespannt auf den Ort, der die Wahl eines neuen Papstes als erster bestätigt: Den Schornstein. Doch statt des erhofften weißen Rauches erblicken die neugierigen Augen ... eine Möwe.

Diese macht es sich am Nachmittag - kurz vor der großen Entscheidung - auf dem Schlot gemütlich, harrt der Dinge - und wird sogar von einer Kollegin zum Schichtwechsel abgelöst. Damit verkürzt die Möwe den Zuschauern nicht nur die Wartezeit, sondern mausert sich innerhalb kürzester Zeit zum Internet-Hit. Mit einem eigenen Twitter-Account meldet sich der Vogel im Netz zu Wort und berichtet live von den Geschehnissen im Petersdom.

Ob es sich bei der Möwe übrigens um das selbe Tier handelt, das Ende Januar die Friedenstauben von Benedikt XVI. während des Angelus-Gebets auf dem Petersplatz attackierte, ist nicht bekannt. Ebenfalls unklar bleibt, ob der Vogel bereits über den Ausgang der Wahl Bescheid wusste, als er knapp eine Stunde vor der Verkündung seinen weißen Stuhl über den Dächern des Heiligen Stuhls hinterlässt.

Er sieht als Einziger nur schwarz oder weiß - der Schornstein

Nicht nur die Möwe, die vermutlich näher am Konklave dran ist als alle anderen Unbeteiligten, sondern auch der Schornstein selbst wird im Rahmen der Papstwahl zu einem echten Hingucker - im wahrsten Sinne des Wortes. Während der berühmteste Rauchfang der Welt vor sich hin köchelt, kursieren im Internet bereits erste nicht ganz ernst gemeinte Theorien über den Ausgang der Papstwahl. "Sehr viel schwarzer Rauch steigt auf = Sixtinische Kapelle brennt" oder auch "Rosafarbener Rauch = It's a girl!" nehmen das Amt des Schornsteins gewaltig auf die Schippe.

Grund hierfür dürfte das Konklave zur Wahl von Papst Johannes Paul II. sein. Damals war nach dem Ende der Wahl nicht eindeutig erkennbar gewesen, ob nun schwarzer oder weißer Rauch aus dem Kamin aufstieg. Um solche Unschlüssigkeiten künftig zu vermeiden, führte Johannes Paul II. Farbstoffe und das zusätzliche Läuten der Petersdom-Glocken als Zeichen für einen neuen Papst ein.

Als die Schellen läuten, zeigt sich allerdings auch der Schlot von seiner zuverlässigsten Seite: Der Rauch ist eindeutig weiß, der Schornstein hat seine Schuldigkeit getan, der neue Papst ist gewählt.

Die Männer an der Seite des neuen Papstes

Als der frisch gewählte Papst Franziskus sich mit einem Segen an die Gläubigen richtet, stehen ihm auf der Loggia des Petersdoms zwei Männer zur Seite. Agostino Vallini, Kardinalvikar der Stadt Rom, sowie ein Franziskanerkardinal stärken ihrem neuen Oberhaupt den Rücken.

Laut "ZDF.de" offenbar eine ungewöhnliche Angelegenheit fern des Protokolls, mit der Franziskus bereits zum Zeitpunkt seines Amtsantritt seine Position verdeutlichen will: Er möchte das Vertrauen in die Kirche stärken, in dem "Bischof und Volk" einen gemeinsamen Weg einschlagen.

Des Papstes neue Kleider - die Schneiderei Gammarelli

Während noch nicht einmal die 115 abstimmenden Kardinäle im Vatikan wissen, wer ihr neues Oberhaupt werden soll, müssen fleißige Schneiderhände bereits das passende Outfit für den neuen Papst entwerfen. In einer kleinen Straße hinter der Piazza Navona befindet sich der Herrenausstatter Gammarelli, seinerseits Haus- und Hofschneider der Geistlichen in Rom.

Hier wurden bis zum 28. Februar insgesamt drei Soutanen in unterschiedlichen Größen und Ausstattungen geschneidert. Denn Päpste haben offenbar durchaus unterschiedliche Kleidungswünsche. Benedikt XVI. schmückte bei seinem ersten Auftritt auf der Loggia des Petersdoms seine weiße Wollsatin-Soutane mit einer roten Mozetta - einem kleinen Umhang.

Der neue Papst Franziskus entscheidet sich dagegen für ein schlichtes Gewand. Ohne die traditionelle Tiara, ohne rotes Mäntelchen, ohne jedweden Hinweis auf Reichtum und Macht. Denn der Jesuit möchte sich auch optisch von der Eitelkeit abwenden und seine Aufmerksamkeit den Armen dieser Welt widmen. Ein gutes Zeichen für einen Mann, der Papst des Volkes und der Weltkirche werden möchte.

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