- Dass der Katholischen Kirche die Mitglieder davonlaufen, hat maßgeblich mit den Missbrauchsskandalen zu tun.
- Das zeigen zwei exklusive, repräsentative Umfragen, die das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag unserer Redaktion durchgeführt hat.
München, Regensburg, Würzburg, Ingolstadt: Viele bayerische Kommunen werden nach der Vorstellung eines Gutachtens zu sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im katholischen Erzbistum München und Freising geradezu überlaufen von Menschen, die aus der Kirche austreten wollen. Dass das Gutachten, das belegt, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden, auch viele Gläubige außerhalb Bayerns beschäftigt, zeigt eine repräsentative Umfrage:
Jeder Dritte erwägt Kirchenaustritt als Reaktion auf Missbrauchsgutachten
Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat im Auftrag unserer Redaktion zwischen dem 26. und 29. Januar 1.003 Katholiken in ganz Deutschland gefragt, ob sie erwägen, aufgrund der Missbrauchsfälle im Erzbistum München und Freising aus der Kirche auszutreten. Ergebnis: Jeder Dritte denkt aufgrund des Gutachtens über diesen Schritt nach.
Nur Kirchensteuer öfter ausschlaggebend als Missbrauch
Viele andere Christen sind ihn längst gegangen. Die Zahl der Katholiken in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten kontinuierlich gesunken, von 28,3 Millionen im Jahr 1990 auf 22,2 Millionen im Jahr 2020. Missbrauchsskandale waren dabei auch in der Vergangenheit schon ein wesentlicher Grund, der Kirche den Rücken zu kehren, wie eine weitere exklusive Civey-Erhebung deutlich macht. Fast die Hälfte der 751 befragten ehemaligen Katholiken (Erhebungszeitraum 28. Januar bis 2. Februar) nannten Missbrauchsskandale als Beweggrund für den Austritt.
Mehrfachnennungen waren an dieser Stelle möglich. Vielen Menschen ging es ums Geld: 62 Prozent gaben die Kirchensteuer als Grund für den Austritt an. Fehlender Glaube war nur für 39 Prozent der Befragten entscheidend, auf ähnliche Werte kommen der Umgang mit Frauen und der Weiterbestand des Zölibats.
Verwendete Quellen:
- Auswertung der Civey-Meinungsumfragen
- statista.de: Anzahl der Katholiken in Deutschland 1950 bis 2020
- dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.