- Sie kämpften für ein selbstbestimmtes Leben und ihre Rechte.
- Als Gegenmaßnahme wurden sie unter Drogen gesetzt und in Hausarrest gefangen gehalten.
- Jahrelang gab es kein Lebenszeichen in der Öffentlichkeit.
Die Geschichte von Prinzessin Latifa bint Muhammad Al Maktum aus Dubai hat unlängst wieder für Schlagzeilen gesorgt, als ein neues Video der Tochter des Scheichs Muhammad bin Raschid Al Maktum im Netz auftauchte. Die 35-Jährige wird seit ihrem Fluchtversuch 2018 im Hausarrest gefangen gehalten. Mit diesem Schicksal ist die Prinzessin nicht allein. Sie teilt es mit anderen Frauen – auch aus ihrer eigenen Familie. Hier die berühmtesten Fälle.
Latifa bint Muhammad Al Maktum
"Es könnte das letzte Video von mir sein. Wenn ich hier nicht lebend rauskomme, gibt es wenigstens ein Video", mit diesen Worten beginnt Latifa das 2018 mit einem Handy aufgenommene Video, das knapp 40 Minuten dauert und einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Aufgenommen wurde der Clip kurz vor ihrem Fluchtversuch an einem geheimen Ort. Darin erzählt nicht nur vom Schicksal ihrer Schwester Shamsa und deren gescheitertem Fluchtversuch, sondern auch ihre eigene Geschichte. Latifa soll 3 Jahre und 4 Monate gefangen gehalten worden sein.
Latifa bint Muhammad Al Maktum
Im Video beschreibt sie, wie sie stundenlang geschlagen und gefoltert wurde, tagelang kein Tageslicht sah, auf einer schmutzigen Matratze schlafen musste und auch keine medizinische Versorgung bekam. Zu Essen bekam sie lediglich Reis und wurde rund um die Uhr bewacht. Nach ihrer "Freilassung" schmiedete sie Fluchtpläne, die sie im Februar 2018 mit Hilfe ihrer finnischen Trainerin Tiina Jauhiainen und dem ehemaligen französischen Geheimdienstoffizier Christian Elombo in die Tat umsetzen wollte. Über den Oman sollte es auf Jetskis zu einer Yacht und dann über Indien in die USA gehen, um dort Asyl zu beantragen. Aber die Flucht misslang. Die Yacht wurde von der indischen Küstenwache gestellt, vermummte und bewaffnete Männer stürmten das Schiff, zerrten die Prinzessin aus ihrer Kabine und nahmen sie mit.
Neun Monate lang fehlte von Latifa jedes Lebenszeichen. Vertreter der Vereinten Nationen und von Menschenrechtsorganisationen übten Druck auf Dubai aus, bis Latifas Stiefmutter Haya bint al-Hussein im Dezember 2018 ein Treffen mit der ehemaligen irischen Präsidentin und früheren UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson organisierte. Es war ihr einziger Auftritt in der Öffentlichkeit. Danach verschwand sie wieder vollständig von der Bildfläche – bis zum vergangenen Monat. In den der BBC zugespielten Videoaufnahme erzählt Latifa von ihrem Hausarrest und davon, dass sie jeden Tag um ihr Leben besorgt sei.
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Shamsa bint Muhammad Al Maktum
Von der älteren Schwester von Prinzessin Latifa gibt es seit dem Jahr 2000 kein Lebenszeichen mehr. Die heute 39-Jährige war damals während einer Reise in England vom dortigen Anwesen ihres Vaters geflohen und untergetaucht - zwei Monate lang. Dann wurde sie von Mitarbeitern ihres Vaters aufgegriffen, in ein Auto gezerrt und über Frankreich nach Dubai zurückgebracht. Während der zwei kurzen Monate in "Freiheit", stand sie die ganze Zeit in Kontakt mit Latifa. "Ich war 14 Jahre alt und in Dubai mit meiner Mutter und meinen anderen Schwestern. Shamsa floh, weil sie keine Freiheiten hatte. Dinge, die für andere Menschen selbstverständlich sind, wie zum Beispiel auf Reisen gehen, Auto fahren oder Entscheidungen über die eigene Zukunft zu treffen. Diese Freiheiten haben wir nicht", erklärt Latifa in einem Video von 2018 über die Flucht ihrer Schwester. Seitdem, so Latifa, ist sie in einem Haus eingesperrt und wird von ihrem Vater überwacht. Aber nicht nur das. Laut Aussage Latifas soll sie dort auch mit Tabletten vollgepumpt werden, die sie zu einem "Zombie" machen würden.
Basmah bint al-Saud
Seit zwei Jahren wird die saudische Prinzessin ohne Anklage im Hochsicherheitsgefängnis Ha'ir gefangen gehalten, in dem sonst Terrorverdächtige und Staatsfeinde sitzen. Normalerweise werden Mitglieder der königlichen Familie lediglich unter Hausarrest gestellt. Warum die 57-jährige Basmah im Gefängnis sitzt, ist bis heute nicht bekannt. Es wird vermutet, dass es ihre Reformideen und ihr Mut waren, die sie in diese Lage brachten. Basmah setzte sich für eine konstitutionelle Monarchie und Menschenrechte ein und kämpfte gegen die Unterdrückung von Frauen in ihrer Heimat. Sie schrieb Bücher, äußerte öffentlich ihre Meinung, schrieb Artikel für Zeitungen und bloggte. Die jüngste Tochter von König Saud bin Abdulaziz, dem die Vaterschaft von über 100 Kindern nachgesagt wird, wurde im März 2019 verhaftet. Damals wollte sie angeblich in die Schweiz reisen, um ihre Herzerkrankung behandeln zu lassen. Auch ihre jüngste Tochter Suhud gilt seitdem als vermisst. Seit April 2020 soll es auch ihren Unterstützern nicht mehr möglich gewesen sein, Kontakt zu Basmah aufzunehmen.
Haya bint al-Hussein
Was ihr gelang, davon können die anderen Prinzessinnen nur träumen. Prinzessin Haya, eine Tochter des verstorbenen jordanischen Königs Hussein I. Sie war ab 2004 die sechste Nebenfrau des Emirs von Dubai. Prinzessin Haya hat zwei Kinder mit Muhammad bin Raschid Al Maktum. Im Juli 2019 floh sie mit ihnen nach Großbritannien und beantragte die Scheidung, den Schutz vor Zwangsehe für ihre beiden Kinder und für sich selbst Schutz vor körperlichen Übergriffen. Im Februar 2020 verurteilte der Londoner High Court den Emir wegen der Entführung von Shamsa Al Maktum und Latifa Al Maktum, der Folter einer seiner Töchter und der Einschüchterung von Haya bint al-Hussein. Er selbst wies die Vorwürfe zurück und sagte, er habe sich als Regierungschef nicht an den Verhandlungen beteiligen können, weshalb Prozess und Urteil sehr einseitig ausgefallen seien.
Verwendete Quellen:
- Tagesschau: "Großbritannien sorgt sich um Prinzessin Latifa"
- BBC: Princess Latifa: 'Hostage' ordeal of Dubai ruler's daughter revealed
- Süddeutsche Zeitung: "Es war eine Königstochter"
- BBC News: "What has happened to Princess Latifa?"
- #FreeLatifa Official: "Sheikha (Princess) Latifa Al Maktoum - FULL VIDEO - Escape from Dubai - #FreeLatifa"
- Bunte.de: "Haya bint al-Hussein - Entführung, Folter, Einschüchterung: Gericht bestätigt die Vorwürfe gegen den Ex"
Hilferuf aus Dubai: Sorge um Prinzessin Latifa wächst
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