- Die iranische Klettersportlerin Elnaz Rekabi war bei einem internationalen Wettbewerb mit unbedeckten Haaren angetreten.
- Seitdem fehlt von ihr jede Spur.
- Internationale Unterstützer fürchten, dass die Sportlerin in das berüchtigte Ewin-Gefängnis gebracht wird.
Beim Kletter-Finale bei den Asienmeisterschaften in Seoul trat Elnaz Rekabi für Iran an. Auf das Treppchen schaffte sie es am Ende nicht, doch der sportliche Erfolg ist ohnehin zur Nebensache geworden.
Rekabi absolvierte den Wettbewerb ohne Kopftuch. Ein schwarzes Stirnband bedeckte lediglich den Haaransatz, die Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Was bei den meisten Sportlerinnen auf der Welt kaum in einem Nebensatz Erwähnung finden würde, ist hier eine Geste, die der Iranerin das Leben kosten könnte.
Hidschab-Verzicht als Zeichen des Protestes
Mit dem Verzicht auf den Hidschab stellte sich Rekabi eindeutig auf die Seite der Protestierenden in ihrem Land. Seit dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini erlebt Iran Massenproteste in bisher ungekanntem Ausmaß. Amini war am 13. September von der sogenannten Sittenpolizei festgenommen worden, weil ihr Haar nicht den strengen Vorgaben entsprechend bedeckt gewesen sein soll. Wenige Tage später war sie tot.
Seitdem kommt es in dem Land durchgängig zu Demonstrationen, die von örtlichen Sicherheitskräften mit massiver Gewalt beantwortet werden. Vor allem Frauen stellen sich gegen das Mullah-Regime, verbrennen öffentlich ihre Kopftücher. Hunderte Protestierende sollen Opfer der Behörden geworden sein, unter ihnen viele Minderjährige. Genaue Zahlen gibt es nicht, auch die Anzahl der bei den Protesten Festgenommenen ist nicht klar.
Rekabi auf dem Weg ins Ewin-Gefängnis?
Viele der Festgenommenen landen im berüchtigten Ewin-Gefängnis in der Hauptstadt Teheran. Dort war es zuletzt zu Explosionen gekommen, auch Schüsse sollen gefallen und mehrere der zum überwiegenden Teil politischen Gefangenen ums Leben gekommen sein.
Es gibt Befürchtungen, dass Elnaz Rekabi auf dem Weg in eben dieses Gefängnis sein soll. Aufgrund der nicht gesicherten Nachrichtenlage ist ihr derzeitiger Aufenthaltsort nicht bekannt. Berichten zufolge soll ihr noch in Seoul der Pass abgenommen worden sein, auch ist die Rede davon, dass ihr Bruder festgenommen wurde, um eine Entschuldigung der Sportlerin zu erreichen.
Laut BB Persia ist nun in einer Story auf dem Instagram-Kanal von Rekabi eine "Entschuldigung“ zu lesen: "Ich hatte versehentlich ein Problem mit meiner Kleidung und kehre jetzt mit dem Team in den Iran zurück". Ein eindeutiges Lebenszeichen fehlt von der Sportlerin jedoch nach wie vor.
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