• Laut dem Bundeskriminalamt ist die Zahl der Cyberattacken in Deutschland gestiegen.
  • Deutschland gilt dem BKA zufolge als "lukratives Angriffsziel".
  • Die Aufklärungsrate ist allerdings sehr niedrig, weil betroffene Unternehmen die Angriffe oft nicht melden.

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Laut Bundeskriminalamt ist Deutschland von Cyberattacken überdurchschnittlich stark betroffen. Das liegt nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden allerdings nicht daran, dass es Hackern hierzulande durch schwache IT-Sicherheitsvorkehrungen leichter gemacht wird als anderswo. Der Grund sei vielmehr, dass Deutschland wohl als "lukratives Angriffsziel" gelte, sagte die Vizepräsidentin des Bundeskriminalamtes (BKA), Martina Link, am Montag bei der Vorstellung des sogenannten Bundeslagebilds Cybercrime 2021 in Berlin.

In den vergangenen Tagen gab es demnach eine ganze Serie von Cyberangriffen auf deutsche Behörden und Ministerien. Betroffen war auch das BKA, wie Link berichtete. Der Sprecher des Bundesinnenministeriums, Maximilian Kall, sagte, die relativ einfach aufgesetzten Überlastungsattacken seien erfolgreich abgewehrt worden und hätten nach bisherigem Kenntnisstand keinen bleibenden Schaden verursacht. Es seien auch keine Daten abgeflossen.

BKA: Zahl der Cyberattacken gestiegen

Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei im Bereich Cybercrime bundesweit 146.363 Delikte - ein Anstieg um mehr als zwölf Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Vor allem im Bereich Ransomware und bei DDoS-Angriffen sei ein starker Zuwachs festgestellt worden, hieß es. Als Ransomware werden Schadprogramme bezeichnet, die bei den Opfern den Zugriff auf Daten und Systeme einschränken oder verhindern, indem sie beispielsweise alle Festplatten verschlüsseln. Für die Entschlüsselung verlangen die Angreifer dann ein Lösegeld (engl. "ransom").

Bei DDoS-Attacken ("Distributed Denial of Service") wiederum versuchen Angreifer, Server mit einer Flut von Anfragen lahmzulegen. So waren im vergangenen Sommer nach einem DDoS-Angriff auf einen deutschen IT-Dienstleister für Banken teilweise Webseiten, Online-Banking und weitere Dienste vorübergehend nicht erreichbar oder nur eingeschränkt nutzbar.

Zu den relevantesten Attacken zählte das BKA auch einen Angriff mit der Ransomware Conti vom November. Hier traf es laut Lagebild ein Unternehmen, dessen Software in etwa einem Viertel der deutschen Arztpraxen verwendet wird.

Unternehmen melden Angriffe oft nicht

Die Aufklärungsquote bei Cyberangriffen lag den Angaben zufolge mit rund 29 Prozent im vergangenen Jahr erneut auf niedrigem Niveau. Ein Grund dafür sei die geringe Anzeigebereitschaft von betroffenen Unternehmen, sagte Link. Eine enge Kooperation in einem frühen Stadium des Angriffs sei aber Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Bekämpfung. Ein Grund für das Zögern sei wohl die unbegründete Sorge, durch eine Zusammenarbeit mit der Polizei könne der Angriff öffentlich werden.

Dass die Zahl der Cyberangriffe zunehme, während die Zahl der Straftaten insgesamt rückläufig sei, wertete die BKA-Vizepräsidentin als "Ausdruck der fortschreitenden Verlagerung von Kriminalität in den digitalen Raum". Die zunehmende Verzahnung internationaler Lieferketten sowie die durch die Corona-Pandemie beschleunigte Digitalisierung würden für Cyberkriminelle neue Tatgelegenheiten schaffen.

Verantwortung für Hackerangriff auf Behörden noch nicht geklärt

Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine am 24. Februar haben Bundesbehörden insgesamt "keine größeren Cyberattacken feststellen können", wie der Sprecher des Innenministeriums sagte. Der "Spiegel" hatte berichtet, russische Hacker hätten Angriffe auf Webseiten deutscher Behörden verübt, wodurch diese zeitweilig nicht erreichbar gewesen seien. Nach Informationen des Nachrichtenmagazins richteten sich die Attacken unter anderem gegen das Verteidigungsministerium, den Bundestag, die Bundespolizei sowie mehrere Landespolizeibehörden. Auch die SPD-Webseite von Bundeskanzler Olaf Scholz soll betroffen gewesen sein.

Die russische Hackergruppe "Killnet" habe sich beim Messengerdienst Telegram zwar dazu bekannt, sagte Link. Wer hinter der Attacken stecke, sei aber noch nicht abschließend geklärt. Die Intensität der Angriffe, die sich vor allem gegen Websites der staatlichen Stellen gerichtet hätten, sei insgesamt "überschaubar" gewesen.

Für den Angriffskrieg gegen die Ukraine gelte insgesamt: "Das ist ein Krieg, der zu einem nicht unerheblichen Teil auch im Cyberraum geführt wird." Dabei seien Hackergruppen, die sich mit der russischen Seite solidarisierten, ebenso zu beobachten wie solche, die die Ukraine unterstützen wollten, so Link: "Die Grenzen zwischen Kriminellen und möglicherweise staatlich gesteuerten Cybergruppierungen, die verschwimmen dabei." (dpa/okb)

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