• Irland galt als Vorbild im Umgang mit der Corona-Pandemie.
  • Die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte innerhalb weniger Wochen jedoch von 41 auf 716,9 (Stand 15. Januar).
  • Die Corona-Mutation B.1.1.7 gilt als ein Grund für die hohen Infektionszahlen. Ein Überblick.

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Anfang Dezember schien es, als habe Irland es geschafft, die Ausbreitung des Coronavirus unter Kontrolle zu bringen. Die Infektionszahlen in dem kleinen europäischen Land waren nach einem sechswöchigen strengen Lockdown ab Ende Oktober niedrig.

Harte Maßnahmen für die 4,9 Millionen Einwohner wie eine Fünf-Kilometer-Corona-Leine um den Wohnort, strenge Regeln im Nahverkehr sowie ein Besuchsverbot anderer Haushalte zeigten Wirkung. Die Fallzahlen gingen deutlich zurück.

Corona-Plan in Irland

Welche Corona-Regeln aktuell gelten, ist im "Plan for Living with COVID-19" aufgeführt. Der Plan der Regierung regelt die Rahmenbedingungen für das aktuelle Infektionsgeschehen. Er ist in fünf Level aufgeteilt: Level 1 (grün) bis Level 5 (dunkelrot).

Dem Infektionsgeschehen entsprechend bestimmt die Regierung das jeweilige Level. Ein Blick in den Plan genügt und die Iren wissen, welche Bestimmungen gelten, sobald ein neues Level ausgerufen wird. Die Tageszeitung "The Irish Times" hat den Fünf-Stufen-Plan als übersichtlich gestaltete Tabelle veröffentlicht:

Anfang Dezember wurde Level 5 auf Level 3 herabgestuft: Geschäfte, Restaurants, Friseursalons und auch kulturelle Einrichtungen wie Kinos und Museen durften wieder öffnen.

Die Freude über die Entspannung der Lage nach dem Lockdown währte jedoch nicht lange. Die Zahl der Neuinfektionen in Irland stieg ab Beginn der Lockerungen stetig. Über Weihnachten wurden weitere Lockerungen beschlossen. Nach den Festtagen änderte sich die Lage drastisch. Seit Anfang des Jahres gilt wieder Level 5 – dunkelrot.

Corona-Zahlen in Irland (Stand 15. Januar)

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen verdeutlicht die Dringlichkeit weiterer Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Irland:

  • Vor wenigen Wochen lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Irland bei 41. Am 10. Januar schoss sie auf das Rekordhoch von 942.
  • Am 16. Januar lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Irland bei 621,0.
  • Seit Beginn der Pandemie wurden 166.548 (Stand 16. Januar) Corona-Infektionen registriert.
  • Die Johns Hopkins University meldete am Freitag 28 neue Todesfälle und 3.913 Corona-Neuinfektionen.
  • Insgesamt starben 2.488 Menschen in Irland an den Folgen einer Corona-Infektion.

Experten befürchten, dass die Zahl der Toten ab Ende Januar dramatisch steigen könnte und die bereits angespannte Lage in den Krankenhäusern zu kollabieren droht. Mehr als 1.500 Corona-Patienten werden in Irland aktuell in Krankenhäusern behandelt.

146 Corona-Patienten befinden sich auf Intensivstationen. Die Anzahl der Intensivbetten auf 100.000 Einwohner liegt in Irland bei fünf. Im Vergleich: In Deutschland kommen 38,2 Intensivbetten auf 100.000 Einwohner (Datenstand: 16. Juni 2020).

Das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen touristischen Reisen nach Irland ab. Wer aus Irland nach Deutschland einreisen möchte, muss nach der geltenden Coronavirus-Einreiseverordnung neben der Anmelde- und Quarantänepflicht einen negativen COVID-19-Test in deutscher oder englischer Sprache bei der Flug- oder Beförderungsgesellschaft vorlegen. Irland ist als Risikogebiet und nun auch Virusvariantengebiet eingestuft.

Corona in Irland – Mutation B.1.1.7 traf auf Lockerungen

Experten vermuten ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die das Infektionsgeschehen in Irland innerhalb weniger Wochen in die Höhe schnellen ließen. Neben den zum 1. Dezember beschlossenen Lockerungen und weiteren Lockerungen über die Weihnachtsfeiertage gilt die Coronavirus-Variante B.1.1.7 aus Großbritannien als Grund für die Entwicklung in Irland.

Die Mutante B.1.1.7, die erstmals im Dezember in Großbritannien nachgewiesen wurde, gilt zwar nicht als tödlicher als die ursprüngliche Corona-Variante, jedoch als bis zu 70 Prozent ansteckender. In Irland wurde die Mutation aus Großbritannien am 24. Dezember erstmals nachgewiesen.

Stichproben zeigen, wie schnell sich B.1.1.7 in Irland ausbreiteten konnte: Am 3. Januar wurde die neue Corona-Variante in neun Prozent der untersuchten Proben festgestellt. Mittlerweile sind es laut Irlands Premierminister Micheál Martin bereits 45 ProzentTendenz steigend.

Bis Ende März sollen laut Gesundheitsminister Stephen Donnelly 700.000 Iren gegen COVID-19 geimpft werden. Bis September könnten bis zu vier Millionen Impfdosen verabreicht werden.

Die Lage in Irland macht deutlich, wohin ein womöglich zu voreilig beschlossenes Lockdown-Ende und mehr soziale Kontakte im privaten Rahmen im Zusammenspiel mit einem unberechenbaren Virus führen können.

Verwendete Quellen:

  • Gesundheitsministerium Irland: Publikationen
  • Robert-Koch-Institut: Informationen zur Ausweisung internationaler Risikogebiete durch das Auswärtige Amt, BMG und BMI
  • Corona in Zahlen: Corona-Zahlen für Irland
  • Johns Hopkins University: Overview - Ireland
  • Wissenschaftliches Institut der PKV: WIP-Analyse3/2020Vergleich europäischer Gesundheits-systeme in der Covid-19-Pandemie
  • The Irish Times: Covid-19: Donnelly says 4m to be inoculated by end of September as mass vaccination centres planned

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