Die Polizei möchte am Donnerstag mit zahlreichen Kontrollen von Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern bundesweit auf die Gefahr von Ablenkung im Straßenverkehr aufmerksam machen. Neben Handysündern sind auch Raser, Drängler und Gurtmuffel im Visier der Beamten.

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Wer sich am Donnerstag mit einem Handy in der Hand oder Kopfhörern im Ohr im Straßenverkehr bewegt, riskiert, von der Polizei angehalten zu werden. Rund 11.000 Polizisten sind bei knapp 3.200 Kontrollen und Aktionen seit 6:00 Uhr bundesweit im Einsatz. Sie möchten auf die Gefahren von Ablenkung aufmerksam machen, wie das Innenministerium in Sachsen-Anhalt mitteilte.

Das Land hat derzeit den Vorsitz der Innenministerkonferenz und ist für die Organisation der neuen Aktion "Sicher. Mobil. Leben" zuständig.

Die Aufmerksamkeit der Beamten gilt sowohl Fußgängern als auch Rad-, Motorrad-, Auto- und Lkw-Fahrern. Allein in Niedersachsen soll an gut 300 Orten kontrolliert werden. Neben Handysündern sollen auch Gurtmuffel, Drängler und Raser gestoppt und neben dem üblichen Bußgeld ermahnt werden.

Jährlich wechselnde Schwerpunkte

Neben diesen Kontrollen sind zahlreiche Aktionen mit Fahr- und Überschlagssimulatoren, Ablenkungsparcours und Infoständen geplant, hieß es. Brandenburg legt etwa einen zusätzlichen Schwerpunkt darauf, junge Fahrer und Senioren anzusprechen und zu beraten.

Hamburg hat auch Lkw-Fahrer, die bei der Fahrt Zeitung lesen, Kaffee kochen oder Filme gucken, besonders im Visier. "Was man da so tagtäglich auf den Landstraßen und Autobahnen erlebt, ist der Wahnsinn", sagt Nadine Raabe-Goldermann aus dem Innenministerium Sachsen-Anhalt. In anderen Bundesländern müssen auch Unfallgaffer mit intensiven Kontrollen, Gesprächen und Strafen rechnen.

Mit dem Polizeigroßaufgebot sollen die Menschen auf unterschätzte Gefahren durch Ablenkung aufmerksam gemacht werden. Die Innenminister der Länder hatten Ende 2017 entschieden, jedes Jahr einen Tag für mehr Verkehrssicherheit zu organisieren. Jetzt ist Premiere. Künftig soll es jährlich wechselnde Schwerpunkte geben.

Handy am Steuer ist wie Alkohol

In Deutschland wird Ablenkung als Unfallursache zwar derzeit nicht erfasst, wie ein Verkehrsexperte der Hochschule der Polizei in Münster sagt. Statistiken aus anderen europäischen Ländern und internationale Studien zeigten jedoch, dass mangelnde Aufmerksamkeit für mehr als die Hälfte der Unfälle mitverantwortlich ist - Tendenz steigend.

Besonders gefährlich sind die digitalen Helfer am Steuer. "Elektronische Geräte wie Navigationssysteme oder Handys während der Fahrt zu bedienen, ist das Gefährlichste, was man am Steuer machen kann", sagt Heinz Albert Stumpen von der Hochschule der Polizei in Münster.

Das Risiko, einen Unfall zu bauen, steige um das Vierfache. Eine Nachricht beim Fahren zu lesen oder zu tippen, sei so gefährlich wie mit 0,8 bis 1,0 Promille Alkohol zu fahren.

Bei Stadtfahrten mit Tempo 50 bedeutet eine Sekunde auf das Handy gucken schon 14 Meter Weg "blind" zurücklegen. Außerorts mit Tempo 130 sind es 36 Meter - jede Sekunde. Gefahren werden später oder zu spät erkannt, die Reaktion ist verzögert.

Seit Herbst vorigen Jahres müssen Handysünder am Steuer deutlich mehr Bußgeld berappen: Statt 60 Euro und einem Punkt belasten 100 Euro und ein Punkt die Geldbörse und das Verkehrskonto in Flensburg.

Auch Radfahrer sind gefährdet

Und auch Radfahrer und Fußgänger setzen sich mit lauter Musik und Blick auf den Handybildschirm großen Gefahren aus. Stumpen spricht da vor allem die "Smombies" an: Menschen, die scheinbar mit ihrem Smartphone verwachsen mit gesenktem Blick durch Innenstädte und U-Bahnhöfe laufen. "Immer wieder gibt es betrübliche und dramatische Vorgänge, wo Menschen mit Musik in den Ohren und Blick aufs Handy vor die Straßenbahn laufen."

Radfahrer werden dabei ebenso bestraft wie Autofahrer - und auch bei ihnen ist das Bußgeld teurer geworden: Sie müssen statt 25 Euro inzwischen 55 Euro hinblättern. Allerdings wird die Strafe nur fällig, wenn die Polizei auch aktiv Verstöße kontrolliert und ahndet. (ff/dpa)

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