Was steckt hinter dem Angriff auf ein TV-Team der ZDF-"Heute Show" am Freitag in Berlin? Zwar konnte die Polizei einige Verdächtige festnehmen, aber es fehlen klare Beweise und das Motiv. Die Bundesregierung hat nun die Attacke verurteilt – auch der Moderator der Show, Oliver Welke, meldete sich zu Wort.

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Drei Tage nach dem brutalen Überfall auf ein ZDF-Kamerateam in Berlin fahndet die Kriminalpolizei weiter nach Tätern und ermittelt zu den Hintergründen. Die Untersuchung führt nach Angaben vom Montag weiterhin der für politisch motivierte Taten zuständige Staatsschutz des Berliner Landeskriminalamtes (LKA).

Die Ermittler gehen nach bisherigen Erkenntnissen davon aus, dass die Täter dem linken Spektrum zuzuordnen sind. Das Motiv für den Angriff ist weiterhin nicht bekannt.

Angriff auf "heute-show-"Team: Sechs Personen verletzt

Das siebenköpfige ZDF-Team der Satiresendung "heute show" hatte am Freitag bei einer Demonstration gegen die Corona-Regeln gefilmt, an der auch Rechtspopulisten und Anhänger von Verschwörungstheorien teilnahmen. Als das Team die Demonstration bereits verlassen hatte, wurde es in einer Seitenstraße nahe dem Alexanderplatz von mindestens 15 Menschen angegriffen.

Der Redakteur, der Kameramann und der Kameraassistent sowie drei private Wachleute wurden verletzt und im Krankenhaus behandelt. Der Satiriker Abdelkarim blieb unverletzt.

Traurig, dass Journalisten Sicherheitsleute brauchen

Die Bundesregierung verurteilte die Tat am Montag scharf. Auch der Moderator der "Heute Show", Oliver Welke, meldete sich zur Wort.

"Wer Journalisten angreift, bedroht, verletzt, der steht weit außerhalb unserer demokratischen Ordnung und der muss uns alle gegen sich haben", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

"Wir sehen seit längerem, dass Extremisten aller Richtungen die Pressefreiheit, eines unserer wichtigsten Grundrechte, buchstäblich mit Füßen treten." Es sei traurig, dass die Begleitung durch Sicherheitsleute für Journalisten bei vielen Demonstrationen inzwischen obligatorisch sei.

Welke bedankte sich auf Twitter für die Solidarität und die Genesungswünsche an das Team. "Wir erleben bei Dreharbeiten gelegentlich eine gewisse Grundaggressivität: Man wird mal geschubst, angerempelt oder beschimpft", wird Welke auf dem "heute-show"-Kanal weiter zitiert. "Dass aber ein Team so enthemmt angegriffen wird, mit Tritten gegen wehrlos am Boden Liegende, ist neu und furchtbar."

Mit Blick auf die die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft fragt sich Welke: "Waren wir zur falschen Zeit am falschen Ort oder handelte es sich um eine gezielte Reaktion auf unsere Dreharbeiten bei der 'Hygiene-Demo'?"

Täter flohen mit Fahrrädern und Auto

Laut Polizei flohen die Täter nach Aussagen von Zeugen mit Fahrrädern und einem Auto. Noch am Freitag nahm die Polizei sechs Verdächtige fest. Laut der "Berliner Morgenpost" waren es vier Männer im Alter von 24, 25 und 31 Jahren sowie um zwei Frauen im Alter von 25 und 27 Jahren.

Am Samstag wurden sie wieder freigelassen. Mindestens zwei von ihnen stehen weiter unter Verdacht. Bei vier Menschen habe sich der Verdacht nicht erhärten lassen, so die Staatsanwaltschaft.

Zu drei der sechs zunächst festgenommenen Menschen lagen nach Polizeiangaben vom Wochenende "Erkenntnisse im Bereich der politisch motivierten Kriminalität links" vor.

Aus Sicherheitskreisen hieß es am Montag, eine der polizeilich bekannten Personen sei seit 2015 als "Gewalttäter" aus dem linken Spektrum bekannt. Von den sechs Menschen leben nach dpa-Informationen vier in Berlin, zwei haben ihren Wohnsitz in Baden-Württemberg. (dpa/mf)

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