Innerhalb von nur drei Tagen verloren sechs Menschen in den Walliser Alpen ihr Leben. Allein drei Personen starben durch Steinschlag. Immer wieder lösen sich in den Alpen auch größere Gesteinsmassen – und die Gefahr nimmt zu.
Am Dienstag sind zwei Bergsteiger am Lagginhorn in den Tod gestürzt. Der 4.010 Meter hohe Berg befindet sich im östlichen Teil der Walliser Alpen.
Der tödliche Zwischenfall ereignete sich Dienstagmorgen gegen 9:30 Uhr, wie die Kantonspolizei mitteilt. Die beiden Bergsteiger – ein 37-jähriger Mann und eine 33 Jahre alte Frau aus dem Kanton Zürich – befanden sich auf dem Aufstieg über die Süd-Nord-Überschreitung.
Auf etwa 3.960 Metern Höhe kamen beide Alpinisten aus noch ungeklärter Ursache zu Fall und stürzten rund 200 Meter in die Tiefe. Ein weiterer Bergsteiger beobachtete den Sturz und alarmierte umgehend die Rettungskräfte. Es konnte nur noch der Tod festgestellt werden.
19-Jähriger stirbt am Stockhorn
Der Unfall der beiden Zürcher ist nicht der einzige tödliche Vorfall, der sich in den vergangenen Tagen in den Schweizer Alpen ereignet hat. Ein Fehltritt am Stockhorn im Baltschiedertal kostete am Montag einen 19-Jährigen das Leben. Der Unfall ereignete sich laut Kapo Wallis am Montagnachmittag gegen 13:00 Uhr.
Demnach befanden sich drei Zweierseilschaften im Abstieg vom Stockhorn über den Ostgrat. Auf einer Höhe von etwa 3.015 Metern rutschte einer der Alpinisten aus und stürzte.
In der Folge wurde er nach Angaben der Polizei vermutlich von einem Felsbrocken getroffen und tödlich verletzt. Auch hier konnten die Rettungskräfte nur noch den Tod des Mannes feststellen. Der 19-Jährige stammte aus dem Kanton Bern.
Weitere tödliche Unfälle am Weißhorn und an den Aiguilles du Tour
Schon am Sonntag war ein 47 Jahre alter deutsch-ukrainischer Bergsteiger am 4.505 Meter hohen Weißhorn ums Leben gekommen. Er stürzte kurz vor Erreichen des Gipfels aus noch ungeklärten Gründen rund 600 Meter in die Tiefe.
Am Dienstag wurde bekannt, dass sich am Montag ein weiterer tödlicher Bergunfall im Wallis ereignet hatte. Gegen 09:00 Uhr stiegen zwei Seilschaften auf die Aiguilles du Tour auf.
Kurz vor dem Südgipfel löste sich aus noch ungeklärter Ursache eine große Gesteinsmasse und stürzte auf eine der beiden Seilschaften herab. Ein Alpinist wurde tödlich getroffen, seine Begleiterin verletzt.
Die herabstürzenden Gesteinsmassen trafen einige Meter unterhalb der ersten Unglücksstelle eine zweite Seilschaft. Auch hier wurde ein Bergsteiger tödlich verletzt.
Bei den Opfern handelt es sich laut Kapo Wallis um einen 36-jährigen Niederländer und einen 26-jährigen Franzosen. Die verletzte Bergsteigerin ist 22 Jahre alt und stammt aus den Niederlanden.
Mit dem Schwinden der Gletscher nehmen auch Fels- und Bergstürze zu
Die Ursachen der Bergunfälle sind noch unklar – auch die Auslöser der Felsstürze. Die Staatsanwaltschaft leitete in Kooperation mit der Kantonspolizei in allen Fällen Untersuchungen ein.
Fakt ist aber: Den Alpen geht der Klebstoff aus. Der instabile Permafrost führt zu immer häufigeren Fels- und Bergstürzen – ein Umstand, vor dem das Eidgenössische Bundesamt für Umwelt schon 2017 warnte.
Mitte Juni war es etwa am Fluchthorn in Tirol zu einem massiven Felssturz gekommen. Im Silvretta-Massiv lösten sich am 11. Juni mindestens 100.000 Kubikmeter Gestein vom Südgipfel, auch das Gipfelkreuz wurde mitgerissen. Tirols Chef-Geologe machte den schwindenden Permafrost in den Alpen für den Bergsturz verantwortlich.
"Das Eis schmilzt wegen der stattfindenden Klimaerwärmung, und das sorgt eben dafür, dass die Berge bröckeln", erklärte Thomas Figl. "Das Eis ist der Klebstoff der Berge, und dieser Klebstoff geht jetzt schön langsam verloren."
Nicht immer ist der Klimawandel Auslöser für Fels- und Bergstürze
Die Alpen sind allerdings nicht nur im hochalpinen Bereich in Bewegung. Auch unterhalb der Gletschergrenze ereignen sich immer wieder Felsstürze.
Am vergangenen Wochenende stürzten etwa im Bisisthal im Kanton Schwyz rund 450.000 Kubikmeter Gestein zu Tal. Verletzt wurde niemand, alle Straßen und Wege im Gefahrengebiet, darunter ein Alpinwanderweg, waren vorsorglich gesperrt worden. Der Berg wurde schon seit 2019 beobachtet.
Einige Wochen zuvor war es in der Schweiz bereits zu einem massiven Erdrutsch gekommen: In der Nacht auf den 16. Juni rutschte ein großer Teil des Berghangs über dem rund 50 Kilometer von St. Moritz entfernten Dorf Brienz im Kanton Graubünden ab.
Die Gesteinsmassen kamen nur knapp oberhalb des ersten Hauses zum Stillstand. Der "Brienzer Rutsch" war seit längerem erwartet worden – das Dorf wurde ab Mitte Mai vorsichtshalber evakuiert, erst Anfang Juli durften die Bewohner wieder zurück. Der Piz Linard ist vermutlich schon seit dem Ende der letzten Eiszeit vor mehr als 10.000 Jahren in Bewegung.
Verwendete Quellen:
- Kantonspolizei Wallis: Baltschieder: Bergsteiger kommt am Stockhorn ums Leben
- Kantonspolizei Wallis: Saas-Grund: Zwei Bergsteiger kommen am Lagginhorn ums Leben
- Kantonspolizei Wallis: Trient: Zwei Todesopfer bei der Aiguilles du Tour
- Kantonspolizei Wallis: Randa: Sturz am Weisshorn mit tödlichen Folgen
- Bundesamt für Umwelt BAFU: Instabiler Permafrost führt zu häufigeren Bergstürzen
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