- Nicht alle Menschen, denen die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal Haus und Hof genommen hat, dürfen ihre Bleibe wieder aufbauen.
- Eine sogenannte Risikokarte weist Gebiete aus, die auch in Zukunft von Fluten besonders gefährdet sind.
- Für 34 Betroffenen ist der Umzug unvermeidbar.
Nach der tödlichen Flut im Ahrtal dürfen laut der rheinland-pfälzischen Landesregierung nur relativ wenige zerstörte Häuser wegen Hochwassergefahr nicht mehr aufgebaut werden.
Mit Blick auf eine neue Risikokarte sagte Ministerpräsidentin
34 Häuser dürfen aus Gründen des Risikos nicht mehr aufgebaut werden
"Es gibt nur verhältnismäßig wenige zerstörte Häuser, die im besonderen Gefahrenbereich des Überschwemmungsgebietes liegen und an altem Ort nicht wiederaufgebaut werden können", ergänzte Dreyer. Der Vor-Ort-Beauftragte der Landesregierung, Günter Kern, erklärte: "Wir haben mit 34 Betroffenen gesprochen, die nicht mehr aufbauen dürfen, weil sie im besonders gefährdeten Gebiet sind."
Nach Worten von Dreyer ging es bei diesen Gesprächen vor Veröffentlichung der Risikokarte darum, einen neuen Bauplatz oder andere individuelle Lösungen zu finden. Von diesem Montag an gebe es in den Orten Einwohnerversammlungen zum Wiederaufbau von beschädigten oder zerstörten Gebäuden. Bürger könnten sich zusätzlich bei 16 sogenannten Infopoints im Ahrtal etwa von Architekten zur Trocknung von flutgeschädigten Häusern oder zum hochwasserangepassten Bauen individuell beraten lassen.
"Härtefälle" dürfen für Wiederaufbau auf 100 Prozent Kostendeckung hoffen
Mit Blick auf den Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern mit 30 Milliarden Euro, wovon gut die Hälfte nach Rheinland-Pfalz fließen soll, erklärte Dreyer, seit vergangenem Montag seien für ihr Bundesland bereits 5.032 Anträge auf Förderungen eingegangen. Die meisten bezögen sich auf Schadenersatz für verlorenen Hausrat. Der Wiederaufbau von Privathäusern kann mit bis zu 80 Prozent der Kosten gefördert werden, in Härtefällen mit bis zu 100 Prozent.
Wichtig ist laut der Ministerpräsidentin überdies die Entwicklung eines Hochwasservorsorgekonzeptes für das gesamte Ahrtal, das auch den nordrhein-westfälischen Teil des Flusses einbeziehe: "Denn das Hochwasser hält sich nicht an Landesgrenzen."
Dreyer betonte zudem, sie vergesse nicht, "dass Trauer und Leid noch ganz gegenwärtig sind". Noch in diesem Jahr solle daher in Bad Neuenahr-Ahrweiler ein Traumatherapiezentrum seine Arbeit aufnehmen "und als geschützter Ort der Begegnung und Heilung niederschwellig innerhalb kurzer Zeit psychotherapeutische Hilfe vermitteln".
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Experte: Extremwetterlagen werden zur Normalität werden
Der Koblenzer Professor Lothar Kirschbauer, Experte für Siedlungswasserwirtschaft, betonte, wegen der Klimaveränderung sei mit mehr Extremwetter zu rechnen. In den Mittelgebirgen könne es daher häufiger zu Hochwasser und Sturzfluten, aber auch zu Niedrigwasser und Dürren kommen.
Bei der Flutkatastrophe nach extremem Starkregen waren am 14. und 15. Juli in dem touristisch geprägten Flusstal 133 Menschen getötet, Hunderte Anwohner verletzt und Tausende Häuser beschädigt oder zerstört worden. (dpa/hau)
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