- Als Bundesgesundheitsminister stand und steht Jens Spahn als Bekämpfer der Coronakrise und als Entscheider besonders im Fokus.
- Er gesteht Fehleinschätzungen ein, beklagt aber auch Beschimpfungen und Anschuldigungen.
Für den Bundesminister der Gesundheit war das Corona-Jahr 2020 aufgrund seines Amtes und der damit verbundenen Verantwortung besonders arbeits- und entscheidungsintensiv.
Im September sei er in Bad Lippspringe, erinnert sich Spahn im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit", von wütenden Eltern attackiert worden. "Beschimpfungen gehören leider von jeher dazu", so Spahn. Den Eltern habe nicht gepasst, dass ihre Kinder zu ihrem und dem Schutz anderer im Unterricht Mund-Nasen-Bedeckungen tragen müssten.
"Auf meine Frage, ob wir uns nicht erst mal Guten Tag wünschen wollten, schrien sie noch lauter", führte Spahn aus. Und er hielt fest: "Mit so einer Unerbittlichkeit lässt sich schwer umgehen. Es treibt uns als Gesellschaft auseinander und steht einer gemeinsamen Lösung im Weg."
Die Lösung für die anhaltende Coronakrise kann niemand kennen. Umso wichtiger sei es, so Spahn, "in einer so dynamischen Lage Abwägungen möglichst transparent" zu machen. Dazu gehöre auch, mal zuzugeben: "Mit dem Wissen von heute würde ich anders entscheiden."
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Warum Jens Spahn heute öfter die Treppe benutzt
Zum Beispiel, was Aufzüge angeht. Als Spahn im April gemeinsam mit dem hessischen Ministerpräsidenten
Politiker aber seien "auch nur Menschen" - und machten Fehler. Selbstkritisch gestand Spahn ein, dass die Beschaffung der Masken im Frühjahr nicht gut gelaufen sei. Für diesen Fehler bitte er um Verzeihung.
Jens Spahn: "Hätten früher Masken besorgen müssen"
"Wir hätten als Bundesregierung früher beginnen sollen, Masken zu besorgen. Und ich hätte das als Gesundheitsminister früher anstoßen sollen." Eine Pflegekraft, der im Frühjahr FFP2-Masken fehlten, könne er nur um Verständnis bitten. "Ich würde heute auch nicht mehr, wie zu Beginn der Pandemie, zu 'aufmerksamer Gelassenheit' aufrufen. Besser wäre 'aufmerksame Besonnenheit' gewesen. Gelassenheit wird eher assoziiert mit passivem Abwarten. Das haben wir nie gemacht", fügte Spahn hinzu.
"Unverzeihlich" seien für ihn aber "nur Ereignisse, bei denen Vertrauen zutiefst missbraucht wurde. Das geschieht höchstens im Privaten." (hau/AFP)
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