Mit einem Foto wird auf Facebook Stimmung gegen die Maskenpflicht gemacht: Es zeigt Polizisten mit ungewöhnlichen Mund-Nasen-Bedeckungen. Die Aufnahme wurde jedoch aus dem Kontext gerissen, sie stammt aus der Zeit vor der Maskenpflicht.
Ein Foto zeigt mehrere Polizisten im Einsatz im Freien, Mund und Nase haben sie bedeckt. Jedoch nicht mit Stoffmasken, sondern mit sogenannten Rundschals, die teilweise vor dem Gesicht etwas transparent wirken. "Die Polizei trägt jetzt Netzmasken ... wegen der besseren Atmung", heißt es dazu in einem Facebook-Beitrag von Mitte Oktober. Es wird folglich suggeriert, dass die Polizei auf eine andere Form von (dünneren) Masken umgestiegen sei.
Ein Faktencheck von CORRECTIV zeigt: Das ist irreführend. Die Aufnahme ist zwar echt, aber sie stammt von Anfang Mai aus Bayern. Sie wurde folglich aus dem Kontext gerissen. Damals galt bei Demonstrationen noch keine Maskenpflicht und Rundschals wurden laut Polizei als adäquate Form der Mund-Nasen-Bedeckung betrachtet.
Aufnahme stammt von einer Demonstration in Nürnberg im Mai
Auf der Aufnahme ist zu erkennen, dass es sich um einen Screenshot der TV-Sendung Frankenschau Aktuell, einer täglichen Magazinsendung des "Bayerischen Rundfunks", handelt.
Ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken erklärte uns per E-Mail, dass es sich bei dem Foto um eine Aufnahme vom 9. Mai 2020 in Nürnberg handelt. Auch in der Mediathek des BR ist der entsprechende Ausschnitt der Frankenschau zu finden. Am 9. Mai fanden laut Medienberichten in mehreren Städten, unter anderem in Nürnberg, Demonstrationen gegen die Corona-Infektionsschutzregeln statt.
Damals war die 3. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung in Kraft, welche noch keine generelle Verpflichtung zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung vorsah. Meist sei das Tragen einer MNB jedoch in den Auflagenbescheid als "Empfehlung bei Bürgerkontakt" für die Beamten mit aufgenommen worden, erklärte der Sprecher der Polizei Mittelfranken gegenüber CORRECTIV.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Verwendung der Schlauchschals etwas mit der Atmung zu tun hatte. CORRECTIV hat bereits mehrfach zu falschen Behauptungen dieser Art über Gesichtsmasken recherchiert.
Anfang Mai gab es generell in Deutschland noch keine konkreten Empfehlungen zur Art der Mund-Nasen-Bedeckung. Erst im Juni veröffentlichte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte Hinweise dazu.
Schlauchschals zeigen keine ausreichende Schutzwirkung, Polizei Bayern setzt sie nicht mehr ein
Im September erschien eine Studie, für die verschiedene Formen der Mund-Nasen-Bedeckung bezüglich ihrer Wirksamkeit geprüft wurden. Das getestete Bandana-Tuch sowie ein Rundhalstuch (Nummer 11 und 12) schnitten dabei am schlechtesten ab. Sie wurden als sehr durchlässig eingestuft und böten folglich wenig Schutz.
Auch der Polizeisprecher aus Bayern erläuterte uns, dass Schlauchschals zwar im Mai als ausreichende Form der Mund-Nasen-Bedeckung erachtet worden seien. Sie würden allerdings "seit einiger Zeit aus verschiedenen Gründen nicht mehr eingesetzt".
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