- Angesichts der Impfstoffknappheit sagt Gesundheitsminister Spahn noch mindestens zehn harte Wochen voraus
- Auch in den Impfzentren muss deswegen einiges umgestellt werden, vor allem beim Personal.
- In Berlin liegt die Auslastung der Impfzentren, die schon in Betrieb sind, nur bei rund einem Drittel.
Mehr als 2,4 Millionen gegebene Impfungen zeigt die Übersicht des Bundesgesundheitsministeriums derzeit (Stand: 2. Februar 2021) an. Damit haben etwas mehr als zwei Prozent der Menschen in diesem Land eine Erstimpfung erhalten, die zweite Dosis haben 0,6 Prozent bekommen.
Über zwei Millionen klingt nicht so schlecht, ursprünglich wollte man zu diesem Zeitpunkt mit den Impfungen aber schon weiter sein - vor allem bei den Bewohnerinnen und Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen. Mobile Impfteams versuchen nun ihr Möglichstes, doch das einmal von der Bundesregierung ausgegebene Ziel, bis Ende Januar jeder und jedem der rund 800.000 Heimbewohnenden ein Impfangebot zu machen, wird nicht erreicht werden.
Berliner Impfzentren in 30-Prozent-Betrieb
Doch auch in den Impfzentren wird viel weniger geimpft als ursprünglich vorgesehen. "Wie sehr wir von den Verzögerungen bei der Impfstoffproduktion betroffen sind, merkt man allein daran, dass drei unserer sechs Impfzentren noch gar nicht eröffnet sind", sagt Albrecht Broemme, der für den Aufbau der Zentren in Berlin zuständig war. Die drei Zentren, die schon in Betrieb sind, liefen ebenfalls nicht unter voller Auslastung, sondern nur etwa zu einem Drittel.
Hintergrund sind bekanntermaßen die Produktionsengpässe bei einigen Impfstoffherstellern. Nachdem zunächst die Unternehmen Biontech und Pfizer mitgeteilt hatten, dass sie bestimmte Mengen nicht zum geplanten Zeitpunkt liefern können, kündigte wenig später auch Moderna Verzögerungen an. Derzeit gibt es zudem Streit zwischen der EU und dem Pharmaunternehmen Astra Zeneca um dessen Impfstofflieferungen.
Impftermine werden verschoben
Das alles hat zu recht großen Verschiebungen in den Impfkalendern der Bundesländer geführt, die für die Impfzentren zuständig sind. In Nordrhein-Westfalen wurde gar die Eröffnung aller 53 Zentren auf den 8. Februar verlegt. In Rheinland-Pfalz wurden alle Erstimpfungen vom 27. Januar an um drei Wochen nach hinten verschoben, die Zweitimpfungen werden statt nach 21 Tagen nun nach 28 Tage eingeplant. "Seit Donnerstag finden für die nächsten drei Wochen nur noch Zweitimpfungen statt", sagte uns der Impfzentrum-Koordinator des Rhein-Lahn-Kreises, Guido Erler.
Auch in Berlin ist die Priorität, dass erst einmal alle, die schon eine Erstimpfung haben, innerhalb von drei bis vier Wochen auch die zweite Impfung erhalten. "Sonst fangen wir in ein paar Wochen wieder von vorne an", sagte Albrecht Broemme unserer Redaktion.
Personalplanung über den Haufen geworfen
Abgesehen davon, dass die Immunisierung der Bevölkerung nicht so schnell vorangeht wie gewünscht und eine dauerhafte Entspannung der Pandemie-Situation dadurch nicht in Sicht kommt, sind die Verzögerungen auch für die professionellen und freiwilligen Helfer in den Impfzentren unangenehm. "Wir mussten einigen Menschen, die jetzt dort arbeiten und helfen wollten, sagen: Im Moment geht es leider nicht", sagte Broemme.
Auch im Rhein-Lahn-Kreis musste der Dienstplan für die kommenden drei Wochen reduziert werden. Da das medizinische Personal dort in der eigenen Freizeit aushilft oder extra Urlaub genommen hat, bringen die Verzögerungen deren persönliche Pläne durcheinander. "Wir hatten eigentlich mit einer Verdopplung der Kapazität von 200 auf 400 Impfungen pro Tag gerechnet. Derzeit haben wir aber maximal 150", sagte Guido Erler. Maximal wären dort 800 Impfungen pro Tag möglich.
Viel Dankbarkeit bei denen, die eine Impfung bekommen
Broemme sagt: "Wir wussten, dass zu Beginn wenig Impfstoff vorhanden sein würde." Aber dass es so lange so wenig sein würde und dass zugesagte Termine nicht eingehalten würden, habe man nicht geahnt.
Den Betrieb der Berliner Impfzentren hat mittlerweile der Berliner Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes übernommen. Aufbau-Projektleiter Broemme ist aber nach wie vor oft selbst dort und erlebt viel Dankbarkeit von den Menschen, die eine Impfung erhalten - auch angesichts der Zuwendung, die ihnen entgegengebracht werde. Die Stimmung unter den Helferinnen und Helfern sei trotz der Widrigkeiten ebenfalls gut.
Wann die anderen drei Berliner Impfzentren an den Start gehen, ist noch unklar. Dafür bereit sind sie schon seit Ende Dezember.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Albrecht Broemme, Aufbau-Projektleiter der Berliner Impfzentren
- Schriftliche Anfrage an Guido Erler, Kreisfeuerwehrinspekteur und Impfzentrum-Koordinator im Rhein-Lahn-Kreis in Rheinland-Pfalz
- Bundesgesundheitsministeriums: Impfdashboard
- Website der EU-Kommission
- Website der Bundesregierung
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