Listerien sind praktisch überall. Gelangen sie jedoch in den Körper eines Menschen, können sie schwerwiegende Infektionen verursachen. Immer wieder werden Produkte wegen Listerien zurückgerufen. Wie gefährlich sind die Erreger? Und wie kann man sich schützen?

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Was sind Listerien?

Listerien sind stäbchenförmige Bakterien der Gattung Listeria. Bislang wurden sieben unterschiedliche Arten entdeckt, von denen vor allem Listeria monocytogenes als krankmachender Erreger eine Rolle spielt. Beim Menschen verursachen sie Listeriose, eine Grippe-ähnliche Infektionskrankheit, die mit Erbrechen und Durchfall einhergeht.

Sie stellen nur geringe Ansprüche an ihre Umgebung, weshalb sie in der Umwelt weit verbreitet sind und sowohl in als auch außerhalb von Wirtszellen vorkommen können. Ist ein Organismus infiziert, vermehrt sich das Bakterium innerhalb der Wirtszellen und kann von dort direkt in Nachbarzellen vordringen. So können sie auch anatomische Barrieren wie die Blut-Hirn-Schranke oder Schleimhäute aktiv überwinden, was schwerwiegende Komplikationen zur Folge haben kann.

Listeriose: Was sind die typischen Symptome?

Für gesunde Erwachsene stellen Listerien in der Regel keine Gefahr dar. Meist verläuft die Infektion ohne oder nur mit milden Symptomen und bleibt häufig unentdeckt. Gefährdet sind vor allem Personen mit geschwächtem Immunsystem, darunter Neugeborene, ältere Menschen und chronisch Erkrankte oder Schwangere.

Typische Symptome einer Listeriose sind:

  • Schüttelfrost
  • Fieber
  • Muskelschmerzen
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall

Die Symptome treten nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis zu sechs Tagen nach der Infektion auf und halten gewöhnlich für ein bis sieben Tagen an. Infizierte können den Erreger über den Stuhl noch für mehrere Monate ausscheiden.

Vom Darm aus können die Erreger auch in die Blutbahn gelangen, eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen und weitere Organe befallen. Diese sogenannte invasive Listeriose kann eitrige Entzündungen an

  • Gelenken (Arthritis),
  • Bindehäuten (Konjunktivitis),
  • Herzklappen (Endokarditis) oder
  • Hirn- und Rückenmarkshaut (Meningitis) verursachen.

Vereinzelt treten auch Gehirnentzündungen (Enzephalitis) auf, die mit neurologischen Ausfällen wie Gleichgewichts- und Bewusstseinsstörungen einhergeht.

Bei Schwangeren verläuft die Infektion in der Regel mild. Wird jedoch der Uterus oder die Plazenta infiziert, steigt das Risiko für eine Fehl- oder Totgeburt. Rund zwei Drittel der überlebenden Säuglinge erkranken an einer Blutvergiftung oder einer Hirnhautentzündung. Etwa die Hälfte der Neugeborenen, die sich am Ende der Schwangerschaft oder kurz vor der Geburt infizieren, stirbt an den Folgen.

Wie werden Listerien übertragen?

Listerien sind weltweit verbreitet. Da sie nur geringe Anforderungen an ihre Umwelt stellen, sind praktisch überall zu finden, insbesondere in der Erde - und damit auch auf Pflanzen sowie in Grund- und Abwässern. Auch Tiere scheiden Listerien über ihren Kot aus.

Menschen infizieren sich vor allem über kontaminierte Nahrung mit Listerien. Listeriose gilt daher als lebensmittelbedingte Infektionskrankheit. Beim Herstellungsprozess können Listerien auf verschiedenen Wegen in Lebensmittel gelangen, zum Beispiel beim Melken, bei der Schlachtung oder durch eine Kontamination über die Umwelt.

Welche Lebensmittel sind besonders gefährdet?

Im Gegensatz zu anderen Bakterien halten Listerien durchaus salzige Umgebungen wie etwa Salzlake aus und vermehren sich auch im Kühlschrank weiter. Selbst den Minustemperaturen im Gefrierschrank halten sie stand. Daher können tiefgekühlte Fertigprodukte, die vor dem Verzehr nicht erhitzt werden, mit Listerien kontaminiert sein und Infektionen verursachen.

Gefährdet sind vor allem nicht erhitzte, tierische Lebensmittel wie

  • Fleisch,
  • Fleischerzeugnisse, insbesondere Rohwurst und Hackfleisch,
  • Fisch und Meeresfrüchte, auch geräuchert,
  • Rohmilch und Produkte wie Rohmilchweichkäse.

Bei früheren Ausbrüchen wurden beispielsweise Feta, Brie und Camembert, Feinkostsalate, nicht pasteurisierte Milch, Wurst, Garnelen, Räucherlachs und nicht ausreichend gegartes Hähnchenfleisch als Quelle für Infektionen identifiziert. Nicht selten werden Listerien jedoch auch auf pflanzlichen Lebensmitteln, wie zum Beispiel auf vorgeschnittenen Salaten nachgewiesen.

Wie gefährlich ist Listeriose?

Listeriose gilt als selten: In der EU erkrankten 2017 insgesamt 2.400 Menschen an der Infektion. Die Sterblichkeitsrate ist mit durchschnittlich sieben Prozent allerdings sehr hoch, weshalb Listeriose zu den meldepflichtigen Erkrankungen mit der höchsten Letalität zählt. Vor allem Schwangere und Personen ab 50 Jahren sind von schweren Krankheitsverläufen betroffen, Männer häufiger (65 Prozent) als Frauen.

Diagnose und Behandlung: Wie läuft die Therapie ab?

Die Symptome einer Listeriose können potenziell auch von anderen Erregern verursacht werden. Eine eindeutige Diagnose kann daher nur anhand einer Bakterienkultur gestellt werden. Dafür wird der Patientin oder dem Patienten Blut abgenommen oder eine Lumbalpunktion durchgeführt, um Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit zu entnehmen. Im Labor wird aus der Probe eine Bakterienkultur angelegt.

Wurden Listerien als Erreger eindeutig identifiziert, können sie mit Antibiotika behandelt werden. Als Medikament kommen vor allem hoch dosiertes Amoxicillin oder Ampicillin infrage, wenn keine Schwangerschaft vorliegt, auch in Kombination mit Aminoglykosid. Die Therapie sollte mindestens drei Wochen andauern, um einen Wiederausbruch der Infektion zu verhindern. Sind Herzklappen (Endokarditis) oder das Gehirn (Enzephalitis) infiziert, kann sich die Therapie sogar auf sechs Wochen ausweiten.

Nicht selten kommt es allerdings vor, dass die Antibiotikatherapie nicht wie gewünscht anschlägt. Ursache ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts in diesem Fall meist keine Antibiotikaresistenz, sondern, dass die Erreger in den Wirtszellen leben, die Patienten häufig abwehrgeschwächt sind und die Diagnose oftmals spät gestellt wird. Trotz einer gezielten Antibiotikatherapie besteht daher eine relativ hohe Letalität.

Wie kann man sich vor Listerien schützen?

Es ist keine Impfung als prophylaktischer Schutz gegen Listeriose verfügbar. Risikogruppen, insbesondere Schwangere, sollten auf den Verzehr von Rohfleischerzeugnisse wie Hackfleisch und Salami, rohem Fisch, Rohmilchweichkäse sowie vorgeschnittener und vakuumverpackter Blattsalate möglichst verzichten.

Darüber hinaus können bestimmte Vorsichtsmaßnahmen helfen, das Infektionsrisiko zu senken:

  • Kühlschranktemperatur auf unter 5 Grad einstellen; die Temperatur des Gefrierschranks auf mindestens minus 17,8 Grad.
  • Lebensmittel, insbesondere vakuumverpackte, sollten möglichst zügig und vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verbraucht werden.
  • Temperaturempfehlungen auf Lebensmittelverpackungen beachten. Kann die Kühltemperatur nicht eingehalten werden, sollten die Lebensmittel noch am Einkaufstag verzehrt werden.
  • Reste gegarter Speisen und aus geöffneten Verpackungen im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von zwei bis drei Tagen verbrauchen.
  • Lebensmittel auch im Kühlschrank in geschlossenen Behältern oder vollständig abgedeckt lagern.
  • Gefrorene Lebensmittel im Kühlschrank auftauen, um die Keimvermehrung auf den Lebensmitteln zu reduzieren.
  • Rohes Gemüse im untersten Fach des Kühlschranks lagern. So kann anhaftende Erde nicht auf andere Lebensmittel fallen.
  • Hände vor der Zubereitung von Speisen und nach Kontakt mit rohen Lebensmitteln gründlich mit Wasser und Seife waschen und sorgfältig abtrocknen.
  • Obst, Gemüse, Salate und frische Kräuter bei der Zubereitung oder vor dem Verzehr sorgfältig unter fließendem Wasser waschen.
  • Beim Umgang mit rohen und gegarten Lebensmitteln nie dieselben, ungereinigten Küchenutensilien verwenden.
  • Oberflächen und Geräte nach jedem Kontakt mit rohem Fleisch, rohem Fisch oder Gemüse mit möglichst heißem Wasser und Spülmittel gründlich reinigen und sorgfältig abtrocknen.

Verwendete Quellen

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