Im Sommer geht es für viele zum Plantschen an die zahlreichen Badeseen in Deutschland. Allerdings können Blaualgen und Vibrionen die Wasserqualität und damit auch die Gesundheit der Badenden beeinträchtigen. Wer wenige, aber wichtige Regeln beachtet, ist auf der sicheren Seite.

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Die Sonne scheint, es ist heiß – was guttut, ist eine Abkühlung. Für viele ist dabei ein Badesee die ideale Wahl. Und dabei ist auch erst mal nichts bedenklich. Denn der Großteil der Gewässer in Deutschland ist "ausgezeichnet".

Laut Umweltbundesamt erhielten vergangenes Jahr 90 Prozent der Badegewässer diese Bewertung, die sich nach Qualitätsanforderungen der EU-Badegewässerrichtlinie richtet. Gerade einmal 14 deutsche Gewässer bekamen die Note "mangelhaft".

Doch woran erkennt man, ob ein Badesee oder -teich unbedenklich für die Gesundheit ist? Und was ist das überhaupt, was da in den Seen herumschwimmt? Ein Überblick.

Blaualgen? "Ist das Wasser zu grün, lieber woanders baden"

Cyanobakterien, auch bekannt als Blaualgen, kommen natürlich in Gewässern vor. Anders als echte Algen, haben sie keinen Zellkern, weshalb sie zu den Bakterien zählen. Das Problem an ihnen: Sie können in bestimmten Fällen Giftstoffe bilden, die für Tiere und Menschen in großen Mengen gesundheitsschädlich sind.

Blaualgen in der Mosel
Blaualgen verbreiteten sich vergangenes Jahr unter anderem an der Mosel. © Getty Images/Andre Engelhardt

Im schlimmsten Fall könnten Blaualgen tödlich sein oder chronische Schäden verursachen, da sie krebserregend sein könnten, sagt Hans-Peter Grossart, Forschungsgruppenleiter am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) Berlin, der Nachrichtenagentur dpa. Vor allem für Kinder seien die Bakterien gefährlich, weil sie eine sehr zarte Haut hätten.

Da Cyanobakterien die Haut reizen können, sollten Badegäste gleich duschen und die Badekleidung wechseln, wenn sie in Gewässern waren. Als Faustregel gilt außerdem laut dem IGB: "Wenn man bis zu den Knien ins Wasser geht, sollte man seine Füße noch sehen können. Ist das Wasser zu grün, lieber woanders baden."

Um die Gesundheit nicht zu gefährden, würden Badestellen von den zuständigen Behörden regelmäßig auf Cyanobakterien und deren Toxine untersucht, berichtet das IGB. Im Ernstfall würden sie dann gesperrt.

Ulf Karsten, Professor für Angewandte Ökologie und Phykologie an der Universität Rostock, geht laut dpa davon aus, dass das Wasser durch die Erderwärmung künftig wärmer werde. Dadurch werde sich die Wasserqualität verschlechtern und das Blaualgen-Problem größer.

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Infektionen durch Vibrionen: Mit offenen Wunden nicht ins warme Wasser

Nicht nur Cyanobakterien sind eine lauernde Gefahr beim Baden. Auch Vibrionen können gesundheitsgefährdend sein. Das sind Bakterien, die sowohl in Süß- als auch Salzwasser vorkommen und zum Beispiel über offene Wunden in den Körper gelangen können.

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind sie vor allem in flachen Gewässern nachzuweisen, etwa Flussmündungen, Buchten, Lagunen oder Binnengewässern. Betroffen sind auch immer wieder Nord- und Ostsee. Bei Wassertemperaturen über 20 Grad und einem Salzgehalt von 0,5 bis 2,5 Prozent würden sich Vibrionen stark vermehren. Auch wenn die Temperaturen danach wieder sinken, sind sie noch nachweisbar.

Durch Vibrionen können sich Wunden infizieren, wodurch es zu einer Sepsis kommen kann. Die Blutvergiftung äußert sich etwa durch hohes Fieber und Schüttelfrost. Laut dem RKI sind – unabhängig von einer Sepsis – außerdem Ohrinfektionen möglich. Deshalb empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung: "Menschen mit offenen oder schlecht heilenden Wunden sollten sommerwarmes Meerwasser (ab 20 Grad Wassertemperatur) meiden."

Bei Vibrionen verhält es sich wie mit den Blaualgen: Auch sie werden sich wohl durch die Klimaerwärmung vermehren. Eine Infektion durch Vibrionen ist bislang eher unwahrscheinlich. Wie die dpa berichtet, meldete Mecklenburg-Vorpommern etwa im vergangenen Jahr zehn Fälle.

Bei Algen und Wasserpflanzen die Ruhe bewahren

So manchen beschleicht ein unwohles Gefühl oder sogar Panik, wenn im Wasser etwas den Körper streift. In Seen gibt es Wasserpflanzen. Die sogenannten Makrophyten streben zur Wasseroberfläche Richtung Sonnenlicht. Sie sind sogar nützlich für Teiche und Seen, da sie das Wasser reinigen und Tieren Unterschlupf bieten.

"Die eigentliche Gefahr sind nicht die Pflanzen, sondern die Panik, die sie auslösen", sagen die Forschenden des IGB. Allerdings ließen sich die Pflanzen leicht abstreifen oder abreißen. Vor allem von Seerosen sollten sich Badende aber gleich fernhalten – aus Naturschutzgründen. Und sollte man doch in eine solche Fläche schwimmen, gelte es, die Ruhe zu bewahren "und am besten in Rückenlage so aus den Seerosen herausschwimmen, wie man reingeschwommen ist".

Laut dem IGB kommen auch Fadenalgen häufig vor. So bezeichnet man viele verschiedene Arten, die wegen ihres Aussehens unter einem Begriff zusammengefasst werden. Häufig sammeln sie sich an Stellen in Gewässern an und bilden grüne Algenteppiche. In ihnen könnten sich auch Giftstoffe von Cyanobakterien anreichern, warnt das IGB. Vor allem Hunde ziehe aber der fischige Geruch an. Der Tipp: "Kein Grund zur Panik bei kleinen Algenwolken, aber Hunde nicht am Ufer im Algenteppich schnüffeln lassen und auch Kinder, die beim Baden noch viel Wasser schlucken, sollten sich lieber fernhalten."

Quagga-Muscheln
Quagga-Muscheln breiten sich seit mehreren Jahren im Bodensee aus. © picture alliance/dpa/Patrick Seeger

In etwas Spitzes getreten? Neben Algen und Wasserpflanzen "sind in den letzten Jahren immer mehr Muscheln in unseren Gewässern zu finden", berichtet das IGB. Vor allem die Quagga-Muschel breite sich als invasive Art vermehrt in unseren Gewässern aus. Das Ärgerliche daran für Menschen: Man kann sich an ihr schneiden.

Verwendete Quellen:

  • Pressemitteilung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB): "Was ist das da im Badesee?" (vom 19. Juli 2023)
  • Website des Umweltbundesamtes: "Wasserqualität in Badegewässern"
  • Website des RKI: "Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Nicht-Cholera-Vibrionen"
  • Website des Bundesinstituts für Risikobewertung: "Fragen und Antworten zu Vibrionen"
  • Deutsche Presse-Agentur
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