Die Symptome einer Durchblutungsstörung, unter der Matthias Sammer leidet, halten oft nur wenige Minuten an und werden von den Betroffenen meist nicht ernst genommen. Ein Fehler, wie Ärzte meinen.

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Eine Durchblutungsstörung - ob im Gehirn oder in anderen Teilen des Körpers - birgt immer ein gewisses Risiko. Wird das entsprechende Organ oder Körperteil eine gewisse Zeit nicht mehr mit Sauerstoff versorgt, sterben Zellen ab. Das hat Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit.

Welche, das hängt davon ab, wie schnell die Durchblutungsstörung entdeckt und behandelt wurde, und wie schwerwiegend sie ist - also zum Beispiel, ob ein Gefäß verengt oder ganz verschlossen wurde.

Ist etwa eine Durchblutungsstörung im Gehirn vorübergehend, stehen die Chancen nicht schlecht, dass gar keine Nachwirkungen bleiben. Mediziner sprechen hier von einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA). Bei der TIA, landläufig auch Mini-Schlaganfall genannt, kann dem Betroffenen kurz schwindlig werden oder er sieht verschwommen.

Bei manchen fühlt sich auch ein Arm oder Bein plötzlich taub an oder es lässt sich nicht mehr bewegen. Andere können plötzlich gar nicht mehr sehen oder haben Probleme bei der Wortfindung.

Die Symptome halten oft nur Sekunden oder Minuten an und werden deswegen von manchen Betroffenen nicht ernst genommen. Ein Fehler, wie viele Ärzte meinen. Denn die TIA geht häufig einem Schlaganfall voraus. "Zirka 40 Prozent der Schlaganfall-Patienten haben zuvor eine TIA erlitten", sagt etwa der Chefarzt der Neurologie an der Asklepios-Klinik Altona in Hamburg und Pressesprecher der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft, Joachim Röther.

TIA kann Vorbote für Schlaganfall sein

In einem Beitrag im Ärzteblatt ist von 15 bis 26 Prozent die Rede. Zudem heißt es dort, dass bis zu 15 Prozent der TIA-Patienten innerhalb eines Jahres einen Schlaganfall erleiden.

Empfohlen wird unter anderem eine genaue Diagnose per cranialer Computertomografie (cCT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) sowie eine Behandlung mit Medikamenten. Thrombozyten-Funktionshemmer verhindern zum Beispiel, dass Blutplättchen verklumpen und sich die Gefäße verengen oder gar verschließen. Der bekannteste von ihnen ist Acetylsalicylsäure (ASS), der Wirkstoff von Aspirin.

Eine TIA kann innerhalb eines Tages wieder abklingen, das Gehirn trägt dabei in der Regel keinen dauerhaften Schaden davon. Bei zerstörtem Hirngewebe, so der Neurologe Röther, spreche man indes von einem Schlaganfall.

Die Symptome der beiden Erkrankungen sind identisch, nur dass sie beim Schlaganfall nicht vorübergehend sind: Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben, können mitunter nicht mehr richtig sehen oder sprechen. Manche sind halbseitig gelähmt oder müssen wieder neu gehen lernen.

Therapien reichen von Ernährungsumstellung bis zu OPs

Auch die Therapien sind bei TIA und Schlaganfall ähnlich. Laut der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin gibt es viele Behandlungsmöglichkeiten. Patienten können ihren Blutdruck senken oder ASS oder Clopidogrel einnehmen. Auch die Einstellung von Cholesterin und Blutzucker oder Operationen an den Gefäßen sind möglich.

Präventiv kann jeder ohne Medikamente zumindest ein paar Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen minimieren, die da lauten: Rauchen, hoher Alkoholkonsum, Übergewicht, Bewegungsmangel und unausgewogene Ernährung.

Chronische Durchblutungsstörungen begünstigen Demenz

Langfristig kann eine Durchblutungsstörung im Gehirn auch zu einer sogenannten vaskulären Demenz führen. Wie die Alzheimer-Krankheit verlaufe sie oft schleichend, so die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft. Allerdings unterscheiden sich die Symptome: Im Vordergrund stünden nicht Gedächtnisstörungen, sondern Verlangsamung, Denkschwierigkeiten oder Stimmungslabilität.

Auch hier gelte: Durch eine rechtzeitige Behandlung der Risikofaktoren wie etwa Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel, Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen sei "eine prinzipielle Vorbeugung der vaskulären Demenz möglich".

Inwiefern Migräne auf Durchblutungsstörungen zurückzuführen ist, ist übrigens umstritten. Wegen der Ähnlichkeiten der Symptome mit anderen Gefäßerkrankungen liege diese Vermutung zwar nahe, so die Schmerzklinik Kiel. Allerdings sei es unwahrscheinlich, dass die Migräne "eine rein vaskulär (in den Blutgefäßen) begründete Erkrankung" sei.

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