Die Zahl der Kinder, die gegen das humane Papillomavirus (HPV) geimpft sind, ist deutlich zurückgegangen. 40 Prozent der Mädchen sind mit 14 Jahren trotz einer entsprechenden Empfehlung nicht dagegen geimpft, wie die Krankenkasse Barmer mitteilte. Alles zur HPV-Impfung.
Zum Schutz vor Gebärmutterhalskrebs gibt es ein wirkungsvolles Mittel: Seit einigen Jahren stehen Impfungen gegen die Humanen Papillomviren (HPV) zur Verfügung, den Hauptrisikofaktor für Gebärmutterhalskrebs und weitere Krebsarten. Doch noch immer sind in Deutschland zu wenige Kinder geimpft, wie auch aktuelle Daten der Krankenkasse Barmer zeigen. Danach sind 40 Prozent der 14-jährigen Mädchen nicht gegen HPV geimpft.
Die Lage in Deutschland
- In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 7.700 Menschen an HPV-bedingtem Krebs. Allein etwa 1.500 Frauen sterben jedes Jahr an Gebärmutterhalskrebs.
Vor allem von 2021 auf 2022 hat die Impfaktivität laut Barmer nachgelassen. Das könne unter anderem mit einem Rückgang der Arztbesuche während der Corona-Pandemie zusammenhängen, schätzt Nobila Ouédraogo, Public-Health-Experte beim Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Mangelnde Aufklärung, eine allgemeine Impfmüdigkeit und das Fehlen von Schulimpfprogrammen seien weitere Erklärungsmöglichkeiten.
Was sind Humane Papillomviren?
Humane Papillomviren (HPV) gehören weltweit zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen. Fast jeder sexuell aktive Mensch infiziert sich nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) mindestens einmal im Leben damit. In den meisten Fällen bildet sich die Infektion unbemerkt von selbst wieder zurück. Bei einem von zehn Fällen bleibt sie jedoch bestehen, Monate oder Jahre später kann sich – teils über Vorstufen – daraus Krebs entwickeln.
Es gibt mehr als 200 verschiedene HPV-Typen. Sie besiedeln vor allem Haut und Schleimhäute. Viele Virustypen führen lediglich zu gutartigen Hautwarzen im Anal- und Genitalbereich. Sogenannte Hochrisikotypen können allerdings zu Krebsvorstufen führen. Dazu gehören die besonders gefährlichen Varianten wie HPV16 und HPV18, welche die meisten Fälle von Gebärmutterhalskrebs verursachen.
Wem wird eine Impfung empfohlen?
Seit 2007 empfiehlt die Ständige Impfkommission eine HPV-Impfung für Mädchen und seit 2018 auch für Jungen zwischen neun und 14 Jahren. Wurde dieses Zeitfenster verpasst, können Impfungen bis zum 18. Geburtstag kostenlos nachgeholt werden. Neun- bis 14-Jährige erhalten zwei Impfdosen, bei 15- bis 17-Jährigen ist eine dritte Impfdosis erforderlich. Die HPV-Impfung sollte idealerweise vor den ersten sexuellen Kontakten erfolgen.
Wie hoch ist die Impfquote?
Nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) waren 2021 nur 54 Prozent der 15-jährigen Mädchen und knapp 27 Prozent der gleichaltrigen Jungen vollständig gegen HPV geimpft. Damit ist Deutschland noch weit von einem flächendeckenden Schutz vor HPV entfernt, der erst bei einer Durchimpfungsrate von mindestens 70 Prozent gegeben ist. Die Weltgesundheitsorganisation gibt das Ziel vor, Gebärmutterhalskrebs weltweit zu eliminieren. Dazu sollen bis 2030 90 Prozent der 15-jährigen Mädchen gegen HPV vollständig geimpft sein. Krebsexperten befürworten für Deutschland Schulimpfprogramme wie in Norwegen oder Island, um die HPV-Impfquote zu erhöhen.
Welche Impfstoffe gibt es?
In Deutschland stehen derzeit zwei HPV-Impfstoffe - Cervarix und Gardasil - zur Verfügung, die auch gegen die besonders gefährlichen Virustypen HPV16 und HPV18 wirken. Gardasil bietet zudem einen guten Schutz gegen Genitalwarzen und als Neunfachvariante auch gegen weitere HPV-Typen.
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Wie wirksam ist die Impfung?
Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft belegen Studien in mehreren Ländern, dass die HPV-Impfung Gebärmutterhalskrebs wirksam verhindert. Bei Mädchen, die früh genug gegen HPV geimpft wurden, ging die Krebsrate um bis zu 90 Prozent zurück. Da zwischen einer HPV-Infektion und der Entwicklung eines bösartigen Tumors viele Jahre vergehen können, werden sich die Auswirkungen der Impfung erst später in der Krebsstatistik niederschlagen.
Ein Teil der Humanen Papillomviren, die Krebs verursachen, wird nach Angaben des Deutsche Krebsforschungszentrums durch die Impfung nicht erfasst. Frauen ab 20 Jahren sollten daher jährlich die Krebsfrüherkennungsuntersuchung für Gebärmutterhalskrebs wahrnehmen. (afp/dpa/bearbeitet von tar)
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