Kaum Kohlenhydrate, dafür aber jede Menge Fett: Wer sich ketogen ernährt, verändert den Energiestoffwechsel des Körpers. Das hat einige Vorteile - kann aber auch Nachteile mit sich bringen.

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Nicht nur Halle Berry und Vanessa Hudgens setzen auf sie - auch Kourtney Kardashian und Megan Fox haben die Keto-Diät für sich entdeckt. Wie funktioniert diese Art der Ernährung eigentlich? Und was bringt sie wirklich?

Das Grundprinzip ist einfach: "Bei einer Keto-Diät wird der Verzehr von Kohlenhydraten drastisch eingeschränkt", sagt Dr. Matthias Riedl, Ernährungsmediziner sowie Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor am Medicum MVZ in Hamburg. "Im Vergleich dazu ist die Fettzufuhr deutlich erhöht."

Keto-Diät: Weniger als 50 Gramm Kohlenhydrate pro Tag

Wer eine Keto-Diät durchführt, der verzichtet deshalb nach Möglichkeit vollständig auf Zucker. "Auch der Verzehr von stärkereichen Lebensmitteln und stärkehaltigem Gemüse wird dabei stark eingeschränkt", sagt Riedl.

Getreide und Kartoffeln haben daher keinen Platz bei einer Keto-Diät. Neben Süßigkeiten und Alkohol sind auch die meisten Obstsorten tabu, weil sie viel Zucker enthalten. Eine Ausnahme stellen Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren dar.

Ungeeignet ist außerdem Wurzelgemüse wie Karotten, Pastinaken und Rote Bete. Auch Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen und Linsen sind nicht günstig bei einer ketogenen Ernährung.

"Das wichtigste Prinzip ist, dass die Glukoseaufnahme beziehungsweise die Aufnahme von Kohlenhydraten eingeschränkt wird", sagt Riedl. Sie sollte bei weniger als 50 Gramm am Tag liegen. Damit ist die Keto-Ernährung eine Form der Low-Carb-Diät.

Der Energiestoffwechsel des Körpers verändert sich

Wenn man sich herkömmlich und ausgewogen ernährt, steht dem Körper vor allem Glukose beziehungsweise Traubenzucker zur Verfügung, um daraus Energie zu gewinnen. "Bei einer ketogenen Diät wird dem Körper hingegen bewusst zu wenig Traubenzucker zugeführt", sagt Riedl. Das führt dazu, dass sich der Energiestoffwechsel verändert.

Dem Körper fehlt nun Traubenzucker. Deshalb ist er dazu gezwungen, seine Energie hauptsächlich aus Fetten zu beziehen. Dabei wandelt die Leber das Fett in sogenannte Ketonkörper um. Sie stellen neben Traubenzucker die wichtigste Energiequelle für das Gehirn dar.

Effekt auf die Gewichtsabnahme ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen

Die Keto-Diät ist unter Experten umstritten: Einerseits gilt sie als Geheimtipp, um möglichst schnell Fett zu verlieren. Andererseits fehlen dafür bislang wissenschaftliche Belege: In Studien zeigt sich bislang immer wieder, dass ein Diäterfolg unabhängig davon ist, ob Menschen eher auf Fette oder Kohlenhydrate verzichten oder eine ganz andere Methode wählen.

Unnatürlich ist eine ketogene Ernährung aber grundsätzlich nicht: Bei einem Hungerzustand findet der Prozess der Ketonkörperbildung auch ganz natürlich statt. "Im Fall der ketogenen Diät wird ganz bewusst versucht, die Bildung von Ketonkörpern zu steigern", sagt der Experte. Man versucht also ganz gezielt, ein biologisches Programm des Körpers aufzurufen.

Ketogene Ernährung kann auch der Gesundheit schaden

Die Keto-Diät kann aber auch gesundheitliche Nachteile haben: "Die Auswahl der Lebensmittel ist stark eingeschränkt", sagt der Ernährungsmediziner. "Damit ist das Risiko für Nährstoffmängel erhöht." Dieses Risiko lässt sich minimieren, wenn man die Auswahl der Lebensmittel mit einem Ernährungstherapeuten erarbeitet und zusammenstellt.

Außerdem kann es durch die Ketonkörper zu Mundgeruch kommen: Oft riecht der Atem dabei etwas süßlich, er kann auch an Nagellackentferner erinnern. Darüber hinaus entsteht beim Umbau der Eiweiße im Körper Ammoniak, was ebenfalls zu einem schlecht riechenden Atem führen kann.

Außerdem besteht die Gefahr, dass sich Nierensteine bilden, wenn man mit der Ernährung verstärkt Eiweiß zu sich nimmt. Man kann aber vorbeugen, indem man täglich zwei bis drei Liter ungesüßte Flüssigkeit trinkt, rät Riedl.

Bei bestimmten Krankheiten ist eine ketogene Ernährung besonders günstig

Eine ketogene Ernährung kann umgekehrt aber auch schützen: Es gibt Hinweise darauf, dass Ketonkörper eine schützende Wirkung auf Nervenzellen und das Nervengewebe haben. Das macht die Ernährung bei bestimmten Krankheiten günstig. Besonders gut geeignet ist sie laut Riedl deshalb für Menschen, die unter einer Erkrankung der Nervenzellen oder des Nervengewebes leiden. Dazu zählen zum Beispiel Multiple Sklerose und Epilepsie, aber auch Parkinson und ALS.

Ungeeignet ist eine Keto-Diät laut dem Ernährungsmediziner hingegen für Frauen, die einen Kinderwunsch haben, die schwanger sind oder stillen. Auch bei Kindern und Jugendlichen rät er von einer ketogenen Ernährung ab. Grundsätzlich gilt bei jeder Art von Diät, dass man sich über eine ausgewogene Ernährung informieren sollte, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Dr. Matthias Riedl, Ernährungsmediziner sowie Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor am Medicum MVZ in Hamburg
  • www.awmf.org: "Leitlinien der Gesellschaft für Neuropädiatrie - Ketogene Diäten"
  • www.aerzteblatt.de: "Ketogene Diät reduziert Entzündungsreaktion im Gehirn"
  • www.aerzteblatt.de: "Diäterfolg in Studie unabhängig von Fetten und Kohlenhydraten, Genen und Insulinresistenz"
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