Zentausende Frauen legen sich in Deutschland für größere Brüste unters Messer. Doch sind die Implantate sicher? Wo lauern die Risiken – und welchen Preis hat der perfekte Körper?
Die Nachfrage nach Schönheitsoperationen ebbt nicht ab. Für den perfekten Körper legen sich jährlich zehntausende deutsche Frauen unters Messer – Brustvergößerung, Fettabsaugung und Lidstraffung sind dabei die Top 3 der ästhetischen Eingriffe. Das geht aus der aktuellsten Umfrage der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) hervor. 95 Prozent der hier praktizierenden Ärzte auf diesem Gebiet gehören ihr an. Etwa 130.000 ästhetisch-plastische Operationen gab es allein 2012 – die Zahlen sind seit Jahren stabil.
Rund 25.000 Brustvergrößerungen haben die Chirurgen 2012 durchgeführt. Das entspricht einem Anteil von 20 Prozent an der Gesamtzahl der Operationen. Seit dem Skandal mit den billigen und teils geplatzten Silikonimplantaten vor einigen Jahren macht sich jedoch ein Trend bemerkbar: Immer mehr Frauen lassen sich die Brüste mit eigenem Körperfett vergrößern. "Hier wurde bei der Brustrekonstruktion ein Zuwachs von 42 Prozent verzeichnet sowie eine Zunahme bei der ästhetischen Brustvergrößerung", erläutert Fachärztin Professor Jutta Liebau.
Lipofilling: Brustvergrößerung mit Eigenfett liegt im Trend
"Durch dieses sogenannte Lipofilling kann man zum Beispiel auch ein kleineres Implantat nehmen und mit körpereigenem Fett die Konturen verbessern", erklärt Professor Hisham Fansa, Vizepräsident der DGPRÄC. "Dazu muss die Patientin aber auch etwas "Fett übrighaben", bei ganz Schlanken ist es schwierig." Die Operation mit Eigenfett ist aber auch teurer: Während eine normale Brustvergrößerung derzeit bei durchschnittlich 5.000 Euro liegt, sind beim Lipofilling zwei bis vier Eingriffe nötig. Den Mehraufwand zahlt die Patientin.
Der Experte nimmt aber auch die Angst vor den Implantaten. "Grundsätzlich gilt: Mit den heutigen, zertifizierten Silikon-Implantaten der namhaften Hersteller kann man sicher ein gutes Ergebnis erzielen", sagt Professor Fansa. "Die Patienten sollten daher immer ihren Arzt fragen, welche Hersteller er verwendet."
Brust-OPs sind nach wie vor mit Risiken verbunden
Nach wie vor gilt jedoch: Eine Brustvergrößerung geht immer mit gesundheitlichen Risiken einher. "Allgemeine Risiken sind Blutung, Infektionen und Wundheilungsstörungen", warnt der Vizepräsident der DGPRÄC. Denn auch ästhetische Operationen sind ein chirurgischer Eingriff. "Speziell ist es möglich, dass man die Implantate tastet, oder sie sich verschieben können. Es bildet sich immer ein Kapsel um die Implantate in manchen Fällen kann diese Kapsel schrumpfen und zu Problemen führen", berichtet Professor Hansa weiter.
Wie viele Operationen von Komplikationen begleitet sind, ist der DGPRÄC zufolge nicht statistisch erfasst. Die kleinere Vereinigung der Deutschen ästhetisch-plastischen Chirurgen (VDÄPC) geht jedoch von einem fünfprozentigen Risiko dieser sogenannten Kapselfribose aus. Wenn das eintritt, müssen sich die Patientinnen einem erneuten Eingriff unterziehen.
Seriöse Chirurgen führen ein ausführliches Beratungsgespräch
Bei welchen plastischen Chirurgen ist man gut aufgehoben? "Der Arzt sollte sich Zeit nehmen, die Vor- und Nachteile erwähnen", sagt Professor Hisham Fansa. "Einen guten plastischen Chirurgen erkennt man daran, dass er auch Komplikationen erwähnt." Auch sollte der Arzt darauf hinweisen, wenn die gewünschte Brust zu groß ist und nicht zum Körper passt. "Die Brust sollte immer zum Körper passend vergrößert werden. Wenn die Implantate für den Brustkorb zu groß sind, wird das Ergebnis meist unästhetisch und versucht mehr Komplikationen als man eigentlich möchte."
Vorsicht ist außerdem bei Operationen im Ausland geboten. "Sicher gibt es da auch gute Ärzte", räumt Professor Fansa ein. "Aber was machen Sie, wenn eine Komplikation eintritt? Dann kann es schnell zu enormen gesundheitlichen, ästhetischen und finanziellen Problemen kommen." In Deutschland hingegen gelten Standards für plastische und ästhetische Chirurgen, sie müssen eine sechsjährige Facharztausbildung absolvieren. Zum Beispiel über die beiden Verbände DGPRÄC und VDÄPC können Patientinnen einen zertifizierten Arzt in ihrer Nähe finden.
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