Das Coronavirus kann nicht nur, aber vor allem ältere Menschen sehr krank machen. Sie können sich vor einer Infektion schützen, indem sie sogar enge Familienmitglieder meiden und sich von Freunden, Nachbarn und Hilfsorganisationen unterstützen lassen. Impfungen sind hingegen derzeit nicht unbedingt empfehlenswert.

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Neben allgemeingültigen Tipps wie regelmäßigem Händewaschen und sich möglichst wenig ins Gesicht zu fassen, ist für Ältere besonders wichtig: Sozialkontakte sollten vermieden werden. Das gilt auch für die Enkel, so schwer das fallen mag.

Auch Treffen mit Freunden sollten Senioren derzeit meiden. Sie sind seit den am 22. März beschlossenen Kontakt-Beschränkungen aber ohnehin verboten. Wie können sich ältere Menschen noch vor einer Ansteckung schützen?

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1. Video-Sprechstunde statt Praxisbesuch

Da sich in Arztpraxen viele kranke Menschen aufhalten, sollten Senioren versuchen, sie zu meiden. "Es gibt Untersuchungen, die gehen natürlich nur in der Praxis", sagte der Lungenfacharzt Michael Barczok im Gespräch mit unserer Redaktion.

Die meisten Fragen und Probleme ließen sich aber am Telefon oder - besser noch - per Videochat besprechen. "Ich biete Video-Sprechstunden an, viele andere Ärzte tun das auch", so Barczok. "Es ist eine gute Möglichkeit, gefährdete Menschen aus den öffentlichen Verkehrsmitteln und aus der Stadt herauszuhalten, sie aber trotzdem zu betreuen."

2. Sich Medikamente bringen lassen

Für Apotheken gilt Ähnliches wie für Arztpraxen: Um sie sollten Ältere im Moment ebenfalls lieber einen Bogen machen. Nicht nur in der Coronakrise - aber natürlich jetzt besonders - ist es möglich, sich von Apotheken Medikamente bringen zu lassen.

Ärzte können die Rezepte dafür direkt an die Apotheken schicken, dann erübrigt sich auch der Gang zur Praxis, um das Rezept zu holen.

3. Den eigenen Gesundheitszustand selbst beobachten

Menschen, die unter Bluthochdruck, Diabetes oder COPD, einer schweren Atemwegserkrankung, leiden, haben sie ohnehin schon oft zu Hause: Geräte, mit denen sich Blutdruck, Blutzucker oder die Lungenfunktion messen lassen. Für solche Untersuchungen müssen sie also nicht in die Praxis gehen. Wer kein solches Gerät hat, kann es sich vom Arzt verschreiben und - wie Medikamente - von der Apotheke liefern lassen.

Speziell für Lungenkrankheiten gebe es zudem Tests, die man zu Hause ausfüllen und dann mit dem Arzt besprechen könne, sagt Michael Barczok. Sie heißen ACT- (für Asthma) oder CAT-Test (für COPD), enthalten fünf bis zehn Fragen und geben einen Überblick, wie der Gesundheitszustand eines Patienten ist.

4. Grippe- und Pneumokokken-Impfungen nur für Hochrisikopatienten

In den vergangenen Wochen wurde älteren Menschen oft geraten, eine Grippe- und eine Pneumokokken-Impfung machen zu lassen, um keine Doppelinfektionen zu riskieren. Beide Impfungen werden für Menschen ab 60 Jahren ohnehin empfohlen, Michael Barczok rät aber zum jetzigen Zeitpunkt eher davon ab. "Die Grippe-Welle ist schon wieder am Auslaufen und es dauert 14 Tage, bis die Impfung überhaupt greift", sagt er.

Bei der Pneumokokken-Impfung gebe es zudem im Moment einen Engpass, so dass nur noch über 70-Jährige mit schweren Herzkreislauf- oder Atemwegserkrankungen wie Herzinsuffizienz oder COPD geimpft würden. Eine Pneumokokken-Impfung wird erst nach drei Wochen wirksam. „Beide Impfungen würde ich derzeit tatsächlich nur der Hochrisikogruppe - über 70, schwere Vorerkrankungen - empfehlen", so Barczok.

5. Lüften, Spaziergänge machen, Inhalieren

Stattdessen sollten Senioren lieber so viel wie möglich spazieren gehen oder Radfahren, am besten alleine. Auch regelmäßig in der Wohnung zu lüften, beuge Atemwegsinfekten vor, sagt Lungenfacharzt Barczok.

"Außerdem hilft Inhalieren, zum Beispiel mit einem elektrischen Inhaliergerät mit Meerwassersalzlösung." All das hält die Lunge gut belüftet und die Schleimhäute feucht, was gut ist, um Bakterien und Viren abzuwehren.

6. Hilfsangebote in Coronazeiten annehmen

Die Hilfsbereitschaft, die sich in der Coronakrise zeigt, ist enorm. Wer keine Verwandten, Nachbarn oder Freunde hat, die nötige Einkäufe oder Apotheken-Gänge erledigen können, kann auch auf die Angebote von Hilfsorganisationen zurückgreifen. Ob Caritas, Diakonie oder Deutsches Rotes Kreuz (DRK) - vielerorts bieten sie und andere Organisationen genau solche Services an.

Wer sich einsam fühlt und einfach nur jemanden zum Reden braucht, kann zum Beispiel die 0800 470 80 90 anrufen, eine DRK-Rufnummer speziell für Senioren. Bei medizinischen Fragen ist die Nummer des ärztlichen Bereitschaftsdienstes wichtig. Sie lautet 116 117.

7. Achtgeben vor "falschen Helfern"

Derzeit bieten viele Menschen ihre Hilfe an, auch in Form von Aushängen an Türen oder Laternenpfosten. Die Angebote sind sicher in den meisten Fällen wohlmeinend, jedoch gibt es derzeit vereinzelt auch Menschen, die die Situation von Älteren ausnutzen.

Die Polizei warnte jüngst vor solchen Betrügern, die sich Geld für Hilfsdienste - Haus desinfizieren, Medikamente besorgen, Corona-Test durchführen - geben lassen, sich das Geld greifen und damit türmen. Fremde sollten also gerade jetzt besser nicht ins Haus gelassen werden.

Verwendete Quellen:

  • Telefoninterview mit Dr. Michael Barczok, niedergelassener Lungenfacharzt und Pressesprecher des Berufsverbandes der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP)
  • Website des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Coronavirus: Ältere Menschen und gefährdete Gruppen schützen und Aktuelle Informationen zu Hilfs- und Unterstützungsangeboten
  • Website des Deutschen Roten Kreuzes (DRK): Informationen zum Coronavirus
  • Welt.de: Kriminalität: Desinfektionstrupps und Vor-Ort-Schnelltests-Maschen der Corona-Betrüger
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