• In Großbritannien wurden im Rahmen eines Experiments junge, gesunde Menschen gezielt mit dem Coronavirus in Kontakt gebracht.
  • Von den Freiwilligen infizierte sich aber nur die Hälfte.
  • Forscher haben nun untersucht, woran das liegen könnte.

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In einem Experiment in Großbritannien im vergangenen Jahr wurden 36 Freiwillige im Alter von 19 bis 29 Jahren gezielt dem Coronavirus ausgesetzt. Die Testpersonen waren weder gegen das Virus geimpft, noch waren sie zuvor infiziert gewesen. Auf diese sogenannten Human-Challenge-Studie folgten eine Diskussion sowie auch kritische Stimmen. Nun veröffentlichen die Wissenschaftler erste Ergebnisse – allerdings noch ungeprüft.

Den Probanden und Probandinnen wurden geringe Mengen einer Virusvariante in die Nase getröpfelt. Daraufhin wurden sie immer wieder auf das Virus getestet und blieben dafür für zwei Wochen im Royal Free Hospital in London, um medizinisch überwacht zu werden. Nun werden die Testpersonen von dem Forschungsteam zwölf Monate lang nachbeobachtet.

Von den 36 Freiwilligen infizierten sich 18 mit SARS-CoV-2. 17 wiesen milde bis mittlere erkältungsähnliche Symptome auf. Zusätzlich litten einige an Kopf- oder Muskel- beziehungsweise Gelenkschmerzen, Fieber oder Müdigkeit. 12 Testpersonen gaben an, ihr Geruchssinn sei beeinträchtigt. In sieben Fällen verschwanden die Symptome innerhalb von sechs Monaten – in vereinzelten Fällen blieben sie länger.

Warum infizierten sich nicht alle?

16 der Freiwilligen infizierten sich nicht mit dem Coronavirus. Dies erklärt Christopher Chiu dem "Guardian" damit, dass die Virusmengen nicht hoch genug angestiegen seien, um nachweisbare Mengen an Antikörpern, T-Zellen oder Entzündungsfaktoren im Blut auszulösen.

Aus einer anderen Studie geht hervor, dass manche Menschen das Virus so frühzeitig abwehren, dass sie nie positiv getestet werden oder Symptome entwickeln. Zudem können genetische Besonderheiten Grund dafür sein. Jeder Mensch unterscheide sich genetisch ein wenig von anderen, erklärte Hortense Slevogt, Infektiologin am Universitätsklinikum in Jena, dazu im "Spiegel"-Interview (Bezahlinhalt).

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Bereits vorhandene Immunität

Neben genetischen Besonderheiten könnte auch eine bereits vorhandene Immunität gegen verwandte Erreger ein Grund sein. Das Immunsystem dieser Personen wäre in einem solchen Fall schon darauf vorbereitet, die Infektion zu bekämpfen. Denn: "Die herkömmlichen Erkältungs-Coronaviren ähneln SARS-CoV-2", erklärte Juliane Walz vom Universitätsklinikum Tübingen im Gespräch mit dem "Spiegel" und verwies in diesem Zusammenhang auf T-Zellen. Durch T-Zellen entsteht ein immunologisches Gedächtnis, das in der Lage ist, Krankheitserreger wiederzuerkennen und zu bekämpfen - auch Jahre nach einer Infektion oder Impfung. Sie machen infizierte Zellen im Körper unschädlich und verhindern so, dass sich ein Virus weiter ausbreitet. T-Zellen bieten im Gegensatz zu Antikörpern einen guten Schutz gegen schwere Erkrankungen, da sie weniger "wählerisch" sind.

Human-Challenge-Studie: Fortsetzung trotz kontroverser Anhaltspunkte

Das britische Team um Christopher Chiu will dem Zusammenhang zwischen Genen und dem Infektions- und Erkrankungsrisiko weiter nachgehen, wie der "Spiegel" berichtet. So sind weitere Human-Challenge-Studien mit anderen Virusvarianten, zum Beispiel Delta, geplant. Dies wird allerdings nicht von allen Wissenschaftlern unterstützt.

So erklärte etwa die Bioethikerin Seema Shah dem Fachmagazin "Nature", die Studie lese sich wie ein Versprechen, dass letztendlich ein erheblicher wissenschaftlicher und sozialer Nutzen entstehen werde. Dies sei aber noch nicht wirklich zu erkennen. Zudem führe die geringe Probandenanzahl zu einer geringeren Aussagekraft. Da immer mehr Menschen geimpft oder genesen sind, wird die Umsetzung von Human-Challenge-Studien außerdem zunehmend schwierig.  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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