Fast jeder Mensch kommt im Laufe seines Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus in Kontakt. Auch im Zusammehang mit Long Covid hört man immer wieder von dem Virus. Wichtiges zum Epstein-Barr-Virus.

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Viele Menschen dürften erst im Zusammenhang mit Long Covid zum ersten Mal vom Epstein-Barr-Virus gehört haben. Dabei kommen mehr als 90 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens damit in Kontakt und tragen es von da an im Körper. Das Epstein-Barr-Virus (EBV) gehört zu den am weitesten verbreiteten Viren überhaupt - und es ist hochansteckend.

Oft unbemerkt: Viele infizieren sich schon als Kleinkinder mit EBV

Besser bekannt als sein Name ist die Krankheit, die das Herpesvirus verursachen kann: Pfeiffersches Drüsenfieber. Im Englischen wird es auch "kissing disease" genannt, die Kusskrankheit. Das gibt schon einen eindeutigen Hinweis auf den Übertragungsweg: EBV kann durch Speichelkontakt - zum Beispiel beim Küssen - übertragen werden. Auf diesem Wege stecken sich viele schon im Kleinkindalter bei ihren Eltern an, oder später, wenn sie als Teenager erste Liebeserfahrungen sammeln. Auch durch andere Körperflüssigkeiten wie Blut und Sperma kann das Epstein-Barr-Virus übertragen werden.

Während die Infektion bei Kleinkindern meist symptomlos über die Bühne geht, äußert sie sich besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Form von Pfeifferschem Drüsenfieber. Die Symptome der infektiösen Mononukleose, wie Mediziner die Erkrankung nennen, treten etwa zwei bis acht Wochen nach der Infektion auf und ähneln denen einer Grippe: Fieber, Müdigkeit, Halsschmerzen und geschwollenen Lymphknoten. Nach Angaben der "Techniker Krankenkasse" sind bei 70 Prozent der Erkrankten Milz und Leber schmerzhaft geschwollen. In etwa fünf Prozent der Fälle kommt es zu einem Hautausschlag, bei dem der ganze Körper mit roten Pünktchen übersät ist.

Welche Komplikationen können bei einer EBV-Infektion auftreten?

Die meisten EBV-Infektion verlaufen harmlos und klingen innerhalb von drei Wochen ab. In etwa 13 Prozent der Fälle treten langwierigere Verläufe mit Chronischem Fatigue-Syndrom auf. Bei manchen Patienten kann es zu Komplikationen kommen, die von Atemnot, Niere- und Leberentzündung, Gelbsucht zu Milzriss und Hirnhautentzündung reichen.

Ist der Erreger erst einmal in den Körper gelangt, infiziert er unter anderem die B-Zellen, die sogenannten Gedächtniszellen unseres Immunsystems. Versteckt in den B-Zellen ist es in der Lage, einer effektiven Immunabwehr auszuweichen und verbleibt auch nach Abklingen der Erkrankung ein Leben lang im Körper. Im Normalfall kann das Immunsystem das Virus zwar in Schach halten, doch bei Menschen mit Immunschwäche kann sich aus einer EBV-Infektion eine lebensbedrohliche Erkrankung des Lymphsystems entwickeln, bei der sich die EBV-infizierten Zellen unkontrolliert teile und zu einem Tumor entwickeln.

EBV-Infektion kann Krebs verursachen

Auch bei Menschen mit intaktem Immunsystem kann eine EBV-Infektion Krebs auslösen. 1964 wurde das Virus von den britischen Virologen Michael Anthony Epstein und Yvonne M. Barr in Zellkulturen von Patienten mit Burkitt-Lymphom entdeckt - es war das erste Mal, das ein Virus direkt mit der Entwicklung von Krebs in Verbindung gebracht werden konnte.

Das Burkitt-Lymphom zählt laut "Deutscher Krebsgesellschaft" zu den am schnellsten wachsenden Tumorarten des Menschen und wird vereinfacht als Lymphdrüsen- oder Lymphknotenkrebs bezeichnet. Auch andere Krebsarten wie das Hodgkin -Lymphom und das Nasopharynxkarzinom konnten mit dem Epstein-Barr-Virus in Verbindung gebracht werden.

Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung ist das Virus weltweit für rund 200.000 Krebserkrankungen pro Jahr verantwortlich. Auch bei Kindern steigt laut WHO das Risiko einer Krebserkrankung durch das Epstein-Barr-Virus. Zudem zeigen Studien, dass eine EBV-Infektion das Risiko für Multiplen Sklerose erhöht.

Nicht alle Infizierten erkranken an Pfeifferschem Drüsenfieber

Warum das Pfeiffersche Drüsenfieber nicht bei allen Infizierten ausbricht, wurde in der Wissenschaft lange diskutiert. Forscher der Medizinischen Universität Wien habe nun als Ursache eine spezifische Immunantwort gegen das Epstein-Barr-Virus identifiziert, die auf eine bestimmte Gen-Variation zurückgeht. Demnach sind durch diese Gen-Variante etwa ein Drittel der Bevölkerung besser vor dem Epstein-Barr-Virus geschützt.

Diese Erkenntnis, so die Hoffnung, könnte ein neuer Ansatz für die Entwicklung von Impfstoffen sein. Obwohl das Epstein-Barr-Virus weit verbreitet und seit 1964 bekannt ist, gibt es bislang weder eine spezifische Behandlung noch einen Impfstoff. Die Entwicklung von Impfstoffen scheiterte nach Angaben des "Deutschen Krebsforschungszentrums" unter anderem am komplexen Lebenszyklus des Virus. Die Virusproteine, auf die Vakzine in der Regel abzielen, unterscheiden sich je nach "Lebensphase" des Virus. Um wirksam zu sein, müsste ein Impfstoff alle Virusproteine abdecken.

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Ist eine Impfung gegen das Epstein-Barr-Virus bald möglich?

Doch es gibt Hoffnung: Das Helmholtz-Zentrum München hat gemeinsam mit Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung einen Impfstoff entwickelt, der noch in diesem Jahr in die klinische Prüfung gehen soll und damit erstmals an Menschen getestet wird. Das Vakzin enthält künstlich hergestellte virusähnliche Partikel, die 70 Prozent aller EBV-Proteine abdecken sollen.

Zwar besteht noch immer die Gefahr, dass der neue Impfstoff in Studien nicht so gut wirkt, wie erhofft. Doch Professor Wolfgang Hammerschmidt vom Helmholtz Zentrum in München zeigte sich im Interview mit der "Tagesschau" optimistisch: "Wir gehen einen komplett neuen Weg, der jetzt tatsächlich für eine Impfstoffherstellung in der Form noch nie gegangen worden ist."

Verwendete Quellen:

  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung: "Wie das Epstein-Barr-Virus das Immunsystem täuscht"
  • Techniker Krankenkasse: "Was ist das Pfeiffersche Drüsenfieber?"
  • Deutsche Krebsgesellschaft: "Wie häufig ist das Burkitt-Lymphom?"
  • Deutsches Zentrum für Infektionsforschung: "Epstein-Barr-Virus: DZIF und Helmholtz Munich entwickeln einen Impfstoff"
  • WHO-Informationsseite zu "Childhood cancer”
  • Newsletter das Bundesministerium für Forschung zum Epstein-Barr-Virus
  • Medizinische Universität Wien: "Spezifische Immunantwort gegen Epstein-Barr-Virus entdeckt"
  • Deutsches Krebsforschungszentrum: "Neue Impf-Strategie gegen Epstein-Barr-Viren"
  • Tagesschau-Artikel: "Impfung bald möglich?"
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